bis 19.03. | #3284ARTatBerlin | nüüd.berlin gallery präsentiert ab 21. Januar 2022 die Ausstellung #SpiritOfStBerlin mit Fotografien des Berliner Fotokünstlers Martin A. Völker.
Die Fotoausstellung in der nüüd.berlin gallery zeigt die Stadt Berlin schwankend zwischen der Melancholie des Alltags und dem Aufbruch ins Traumhafte: Die Street Photography von Martin A. Völker stellt neue urbane Perspektiven vor und überrascht mit ungewöhnlichen Ein- und Durchblicken.
Die Corona-Pandemie führte zu einer intensiven Beschäftigung des Fotografen mit ungewohnten Aspekten städtischen Daseins. Es geht um Einsamkeit, Sehnsüchte, Licht und Schattenwelten von Berlin.
Bahnhöfe, Einkaufszentren und Straßensituationen in Schwarz-Weiß prägen Martin A. Völkers fotografische Arbeiten. Pulsierendes, erdiges Leben mit seinen vielen Kehrseiten. Der Titel der Ausstellung #SpiritOfStBerlin bezieht sich auf das Flugzeug Spirit of St. Louis, mit dem Charles Lindbergh am 20. Mai 1927 als erster Mensch im Alleinflug den Atlantik überquerte. Berlin ist ein Ozean für sich, voller Einsamkeiten, mit gefährlichen Strömungen, aber auch mit wunderbaren Inseln, Sonnenspielen und Freiheiten. Genau das spiegeln die Fotografien von Martin A. Völker wider.
Eine gravierende Veränderung im künstlerischen Umgang mit der städtischen Umwelt brachte die Corona-Pandemie. Die dämonisch-endzeitlich wirkende Verdunkelung des allgemeinen Mindsets führte bei Martin A. Völker zu einer fotografischen Umkehrung des Vorhandenen und zur Fokussierung auf extreme Stadtansichten. Der Aspekt der urbanen Versöhnung und Heilung der Stadtmenschen, welcher die Besucher:innen durch drei vorpandemische Serien geleitet, kehrt in zwei weiteren, pandemisch inspirierten Teilserien wieder: Auf die Dunkelheit folgt das Licht. Aber es sind andere Lichtverhältnisse mit einer neuen Farbigkeit, die von dem Lichtstatus vor der Dunkelheit abweichen: Es werde anders, es werde divers. Eine fotografische Welt geht unter, und neue Welten mit neuen Ikonen ziehen herauf.
Martin A. Völker, Kurfürstendamm, 2021
Die fünf Bildserien in Kurzbeschreibungen: 1. The Ring and the Cross, 2. Streets of Desire, 3. Higher Ground, 4. Inverted Views, 5. Dissolution. Rebirth. New Icons.
The Ring and the Cross
Die Ringbahn ist der soziokulturelle Blutkreislauf Berlins. Die Stadt wird hier mit ihrer Hyperaktivität, aber auch in ihrer ausströmenden Melancholie erlebbar. Abnutzung, Lethargie und Leere sind die Begleitphänomene des urbanen Pulsschlags. Aufsteiger- und Absteiger:innen, gefühlte Sieger:innen und Besiegte treffen aufeinander. Wege kreuzen und durchkreuzen sich. Für manche gerät der tägliche Weg zum Kreuzweg. Wer ist glücklich und warum? Was ist urbanes Glück? Ist Erlösung in Berlin möglich?
Martin A. Völker, S-Bahnhof Westkreuz, 2018
Streets of Desire
Berlin war und ist ein Sehnsuchtsort. Die Sehnsucht zieht die Menschen in die Stadt und vertreibt sie wieder, ohne dass die Hoffnung vergeht, ebendort das persönliche Glück zu finden. Einzelne Orte und Perspektiven, traumartig deformierte Spiegelungen in Pfützen oder Glasscheiben erinnern an tief liegende Gefühle, geben den Durchblick frei auf geheime Wünsche. So groß und unpersönlich die Stadt manchmal erscheint, so heimatvoll kann ein unwirtlicher Hinterhof wirken, bloß weil er an das kindliche Fußballspiel zurückdenken lässt.
Martin A. Völker, Neukölln, Karl-Marx-Straße, 2021 (2)
Higher Ground
Zugereiste oder Fernlebende meinen, dass Berlin in der dunklen Jahreszeit am schlimmsten sei. Richtig ist, dass sich die Stadt im Sonnenlicht von ihrer erhabenen Seite zeigt. Berlin wird monumental, umgibt sich mit der Aura des Überirdischen. Alles scheint wieder möglich zu sein. Die Stadt steckt voller Energie, und sie gibt die Kraft an ihre Bewohner:innen weiter. Man kann sich klein und verloren fühlen in Berlin, aber ebenso übermenschlich stark und frei und trotzdem mit allem verbunden.
Martin A. Völker, U-Bahnhof Boddinstraße, 2021
Inverted Views
Die Ereignisse der Pandemie führten bei Martin A. Völker zu einem radikaleren fotografischen Umgang mit der Wirklichkeit: zum Verlust der Klarsicht, zur visuellen Zerstörung der Objekte, zu geschwärzten Räumen. Der neue invertierte Blick durchleuchtet und skelettiert. Er zeigt bisher verborgene Dimensionen und Perspektiven und führt quasi auf den Rohbau der Verhältnisse zurück, um eine Wiedererrichtung des Gewesenen von Grund auf vorzubereiten.
Martin A. Völker, Neukölln, Karl-Marx-Straße, 2021
Dissolution. Rebirth. New Icons
In der Pandemie fiel die Normalität in sich zusammen. Künstlerisch geht bei Martin A. Völker alles Bekannte im Abstrakten unter. Die Abstraktion umfängt uns mit Fremdheit. Sie bindet den Blick an jene Einzelheiten, auf die wir nach dem Verlust der vertrauten Dinge neu aufmerksam werden. Ränder, Konturen und Fragmente der Wirklichkeit geraten in den Mittelpunkt. Schließlich gebiert das bunte Chaos aus Bruchstücken und Fetzen das Neue. Neue Ikonen einer neuen, diversen Wirklichkeit.
Vernissage: Donnerstag, 20. Januar 2022, 18:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 21. Januar bis Samstag, 19. März 2022
Finissage: Donnerstag, 17. März 2022 um 18:00 Uhr, mit Martin A. Völker (Kurzgeschichten) und der Berliner Liedermacherin Jana Berwig (Gesang)
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Titelbild: Martin A. Völker, S-Bahnhof Westend, Fotografie, 2018
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