post-title Oliver Westerbarkey | 68 projects | 24.01.-25.04.2020

Oliver Westerbarkey | 68 projects | 24.01.-25.04.2020

Oliver Westerbarkey | 68 projects | 24.01.-25.04.2020

Oliver Westerbarkey | 68 projects | 24.01.-25.04.2020

bis 25.04. | #2660ARTatBerlin | 68 projects zeigt ab 24. Januar 2020 die Ausstellung DIE LANDSCHAFT FÄNGT AN, WO DER MENSCH AUFHÖRT mit Werken des Künstlers Oliver Westerbarkey.

Künstler*innen sind die Sprecher*innen unserer Zeit. Sie können eine entscheidende Rolle dabei spielen, Diskussionen in Gang zu bringen und den Status quo in Frage zu stellen. In der Geschichte gab es immer wieder Versuche des Menschen, die Natur zu kontrollieren; ein Beispiel sind die Darstellungen barocker Gärten aus dem späten 15. Jahrhundert, deren geometrische Gartenanlagen die Herrschaft des Menschen über die Natur verdeutlichen sollten. Oliver Westerbarkey, der in seinen Werken vermittelt, dass die Natur zwar auch ohne den Menschen, der Mensch hingegen nicht ohne eine Beziehung zu seiner Umwelt leben kann, bestreitet im Jahr 2020 die erste Ausstellung bei 68projects. Was Westerbarkey geschaffen hat – Dioramen aus natürlichen Materialien wie Erde und Pflanzen – sind analoge Darstellungen, die einer erweiterten Realität ähneln: Sie existieren in einer physischen Welt, in der das, was im Werk am lebendigsten scheint, in Wahrheit am künstlichsten ist. Die Erfahrung einer echt-weltlichen Umgebung wird hier durch die Wahrnehmungsverzerrung von realen Objekten gesehen und eben nicht durch computergenerierte Wahrnehmungsinformation. Somit konservieren und imitieren Westerbarkeys Arbeiten die Natur und lassen uns, indem sie all die kleinen Objekte hervorheben, die wir in der Realität allzu leicht übersehen, über das ökologische System insgesamt nachdenken.

ART at Berlin - Courtesy 68 projects - Oliver Westerbarkey - 2
Oliver Westerbarkey, Entropia Park / Spalier, 2019, Mixed Media, 100 x 140 x 6 cm 

Die Konservierung der Pflanzenteile steht im Gegensatz zu der Tatsache, dass die Natur eben keinen wirklichen Stillstand kennt. Die Werke Westerbarkeys sind daher weder echte Darstellungen von Natur noch eine totale Verfälschung. Seine künstlerische Herangehensweise zeichnet sich vielmehr durch Infragestellung und Mehrdeutigkeit aus; die Wahrheit seiner Kunst findet sich in der Interpretation der einzelnen Betrachter*in. Seine Werke können uns zu einem Ort oder einem Erlebnis in der Kindheit transportieren oder durch die Museumsqualität des Dioramas ein Gefühl für historische archäologische Funde schaffen. Der Begriff “Diorama” ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet „hindurchsehen, durchschimmern“. Zu Beginn des 20. Jahrhundert waren Dioramen die Attraktion der ersten Naturkundemuseen. Sie boten eine illusionistische Darstellung der Natur und somit eine Art Durchscheinen in die Realität, ganz ähnlich wie Westerbarkeys Arbeiten dies versuchen. Die historische Essenz der Konservierung wird dann abrupt von der Realität der Objekte in der Gegenwart durchbrochen, die vom Künstler mit zusätzlichem Licht und Schatten deformiert und übermalt werden. Eine Lockerung traditioneller Vorstellungen von Zeit wird spürbar, da das Werk sich in einem Spannungsfeld von Vergangenheit, Gegenwart und der Visualisierung einer unbekannten Zukunft befindet. Die Werke lassen sich nicht eindeutig klassischen Kunstgattungen oder Materialitäten zuordnen, und es ist genau in diesem Spannungsfeld der Nichtdefinierbarkeit, dass diese Werke das Unterbewusste der Betrachter*innen beeinflussen. Auf den ersten Blick wirken sie wie monumentale Fotografien, aber bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass sie mit realen Gegenständen aus der Natur gemacht sind. Die Autorin Claudia Fischer bemerkt zu den Werken von Oliver Westerbarkey: „Wir verlieren gegenüber seinen eigenwilligen Dioramen die Sicherheit einer eindeutigen Perspektive und damit auch unsere gewohnte subjektspezifische Einordnung. Je näher wir kommen, desto mehr werden wir in das künstliche Naturszenario hineingezogen. Gleich will man Käfer sein, oder Zweig, oder Blüte – die [Werke] […] wecken eine eigentümlich sinnliche Lust, Teil dieser Landschaften zu werden.“ Dies sind keine fremden oder seltsamen Orte, vielmehr stellt sich ein Gefühl des Zuhauseseins in einer engen Beziehung zur Natur ein, artikuliert durch die ausgeklügelte Herangehensweise des Künstlers und seine Hingabe an jedes kleine Detail.

ART at Berlin - Courtesy 68 projects - Oliver Westerbarkey - 1
Oliver Westerbarkey, Entropia Park / Hang, Mixed Media, 362 x 135 x 9 cm

Oliver Westerbarkey wurde 1969 in Konstanz geboren und hat nach einer Ausbildung zum Steinmetz an der Akademie der Künste in München studiert. Von 2002 bis 2005 war er Meisterschüler von Professor Prangenberg. Westerbarkey lebt und arbeitet in München und stellt seine Werke in ganz Deutschland aus, zuletzt in der Alten Akademie, der Rathausgalerie und im Haus der Kunst in München. 2008 wurde seine Einzelausstellung POST MODER im Kunstverein Rosenheim gezeigt. 2020 wird er bei Kösk in München und im Januar 2021 im Kunstverein Ebersberg ausstellen. Für 2020 ist eine Gruppenausstellung mit der Galerie Kornfeld in Zusammenarbeit mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin geplant.

Text: Shahane Hakobyan, Dr. Tilman Treusch

Vernissage: Freitag, 24. Januar 2020, 18-21 Uhr

Ausstellungsdaten:  Freitag, 24. Januar – Samstag, 25. April 2020

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Ausstellung Oliver Westerbarkey – 68 projects | Zeitgenössische Kunst – Kunst in Berlin – Galerien Berlin – ART at Berlin

 

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