post-title Maike Freess | Theater of Soliloquy | Luisa Catucci Gallery | 05.09.-23.10.2020

Maike Freess | Theater of Soliloquy | Luisa Catucci Gallery | 05.09.-23.10.2020

Maike Freess | Theater of Soliloquy | Luisa Catucci Gallery | 05.09.-23.10.2020

Maike Freess | Theater of Soliloquy | Luisa Catucci Gallery | 05.09.-23.10.2020

bis 23.10. | #2800ARTatBerlin | Luisa Catucci Gallery präsentiert ab 5. September 2020 die Solo Show „Theater of Soliloquy“ mit Zeichnungen, Video, Installation der Künstlerin Maike Freess.

„Ein Loch ist immer da, wo etwas nicht ist.“

– Kurt Tucholsky

Auf phylogenetischer Ebene funktioniert der Mensch, indem er u.a. aus für ihn positiven Elementen seine Motivation schöpft. Negatives, schlechte Erinnerungen werden weggedrückt, zugunsten der positiven Begebenheiten, Erinnerungen und Geschichten. Dies dient vor allem dazu, besser zu leben und zu überleben. Dieser Mechanismus unseres menschlichen Daseins, das Negative zu Gunsten des Positiven zu verschieben, ist fest determiniert.

Bewertungen von Dingen und Erlebnissen, für Zurückliegendes, (Historisches) werden insofern korrigiert, repariert, manipuliert. Geschichte zu eliminieren oder zu manipulieren, erweist sich zunächst als eindeutiger Vorteil für das Hier und Jetzt. Damit entsteht allerdings ein proportional falsches Bild. Der Zustand, den wir im Moment des Ereignisses erleben, hat in der Wirkung und Entfaltung eine ganz andere Qualität als in der Rückschau. So scheint die Chance auf objektive Reflexion kaum möglich.

ART at Berlin - Courtesy of Luisa Catucci Gallery - Maike Freess - die erben 47-min
DIE ERBEN 47, 2020, Graphit, Farbstift, 30 x 25 cm

Den Blick auf Erlebtes wiederum bewusst zu korrigieren, zu manipulieren oder auch zu reparieren erschafft einen Kontext, der mit dem beschriebenen Mechanismus noch zusätzlich verschmilzt. Unter diesen Voraussetzungen ist der Gedanke nahe liegend, dass jede Erinnerung schon eine Korrektur der Wirklichkeit darstellt. Daraus generiert sich umgekehrt der Wunsch, unsere Erinnerung in der Weise zu korrigieren, dass eine bessere Nähe zur Realität möglich wird.

Der Umgang mit dem ideellen Erbe spielt in diesem Zusammenhang ebenso eine bedeutende Rolle: Das Moment der Konfrontation und der Annahme des Erbes, die wachsende Beeinflussung durch Erbe, der Umgang mit demselben, d.h. man kann seiner Prägung sozial und genetisch nicht entrinnen, man kann sich nicht entziehen. Das Erbe kann zur Last, zur Bürde oder auch zum Geschenk werden. Gibt es dabei also die absolute individuelle Freiheit? Natürlich nicht, höchstens eine Annäherung. Eine gewisse Determinierung jedes Einzelnen ist vorgegeben.

ART at Berlin - Courtesy of Luisa Catucci Gallery - Maike Freess - die erben 56
DIE ERBEN 56, 2020. Graphit, Farbstift,
Kupfer, paper cut-out auf Papier, 30 x 25 cm

„Theater of Soliloquy verstehe ich als kulminatives Ensemble, als finalen Hybrid. Zeichnungen, größtenteils auf schwarzem Papier zeigen Körperhüllen, Körperfragmente menschlicher Wesen. Dabei geht es mir keinesfalls um reale Abbilder, sondern ausschließlich um das Dahinter, um unser Innenleben mit allen Besonderheiten, Attitüden, dem Unvollkommenen, Abwegigen im Alltäglichen, Unzulänglichkeiten oder auch gesellschaftlicher Normen. Mich beschäftigt das menschliche Dasein aus psychologischer Perspektive. Ich suche eine Form psychologische Räume darzustellen, Der gedachte Raum‘ ist meine Basis. Ich will unser ganz persönliches Drama, unser inneres Theater herausstellen. Aufgeladene Innenwelten und Ambiguitäten, Unbeschreibbares, Unsichtbares werden sichtbar gemacht. Ich operiere mit der Verbindung des „Inneren“ und des „Äußeren“ sowohl auf materieller als auch auf psychologischer Ebene. Psychische Räume werden nach außen gestülpt und werden zu konkretisierten, unheimlichen „Innen“räumen.
Ich suche eine Verbindung zwischen „innen“ und „außen“ sowie einen Übergangsort zu schaffen, wo der mentale und physische Raum miteinander korrelieren und eine neue Realität bilden. Mir geht es um ein existenzielles Prinzip.

Momente des Nicht-Jetzt, psychologische Leerstellen und Leerräume, Wartezeiten auf etwas Neues, auf das Eigentliche, das Besondere interessieren mich dabei. Das Unbewusstsein nimmt hier seinen eigenen Platz ein.

Dabei sind mir alle Mittel der Verzerrung, Übertreibung ins Surreale oder der Mutation recht.

Es ist immer das Seltsame, das die Routine in unserem Blick durchbricht. In meinen Zeichnungen verwende ich schwarze bzw. weiße cut-Elemente.
Auch Schnitte, Spalten, Öffnungen, Verletzungen im Papier entstehen. Sie geben den Blick ins Innere frei, bzw. überlagern, trennen oder verschieben ihre Objekte.
Sie stehen für die zweite doppelte Ebene, die permanent präsent sind, die parallel zu unseren Gedanken existiert und nicht benennbar ist. Diese „verborgenen Orte“ beschreiben das Ungewisse, das Unbeschreibbare, die Zwischenräume zwischen den realen Dingen.
Diese schwarze oder weißen Schnitte, Risse, Spalten oder Löcher transportiere ich ebenso in den realen Raum als dreidimensionale Zeichnung.

– Raumzeichnungen / architektonische Eingriffe (Cuts):

Nicht ich schneide die cuts, sondern cuts schneiden den Raum.

Ähnlich wie auf den Zeichnungen durchqueren schwarze Linien, Spitzen und Kanten auch Wände und Boden. Sie entspringen einer unvorhersehbaren Quelle, um sich dann im Nichts wieder aufzulösen. Der Organismus „Raum“ soll dabei wie in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt werden. Präzise Eingriffe sollen den „Kreislauf“ stören, rekonstruieren und refigurieren. Diese ‚cuts‘ -Schnitte, Risse, Verletzungen, Dekonstruktionen, Überlagerungen/Überblendungen, Kaschierungen- stehen für das Leere, das Unerkannte, das Unbekannte, das Unvorhersehbare, das uns permanent im Leben kreuzt. Wie schwarze Löcher oder blinde Flecken kennzeichnen sie das, was wir mit Logik nicht verstehen können.
Diese Lücken und Löcher zwischen den Dingen sind letztlich signifikanter als das visuell an einem Ort Anwesende, weil sie die Wahrnehmung immer wieder neu aktivieren.“

Maike Freess

ART at Berlin - Courtesy of Luisa Catucci Gallery - Maike Freess - die erben 53
DIE ERBEN 53, 2020. Graphit, Farbstift, Kupfer, paper cut-out auf Papier, 30 x 25 cm

Die Ausstellung Theater of Soliloquy zeigt Zeichnungen, Video und Installation von Maike Fress. Alle Medien, die sie verwendet, interagieren mit dem sie umgebenden Raum und fordern den Betrachter auf, näher zu kommen, in den Ozean der Emotionen einzutauchen und wiedergeboren zu werden. Ihre Arbeiten sprechen über die Menschlichkeit als menschliche Wesen. Diejenigen, die fühlen, sich freuen, quälen oder leiden, und es ist diese Eigenschaft, die uns alle lebendig macht, sensibel für die kleinsten Veränderungen, macht uns zu Menschen.

Ihre poetische Sprache ist klar und direkt. Maike Freess beschreibt den Menschen als ein instabiles Gefühlswesen, sie spricht über Identitätsgrenzen, unbewusste Ängste, Widersprüchliches und seinen metaphorischen Sinn.
Jedes Kunstwerk könnte als ein Raum mit der Erzählung gesehen werden. Es geschieht nichts, aber es ist voll von Handlungen, psychologischen Selbstuntersuchungen und Studien. Wie Maike Freess sagt, ist jeder „im Beckett’schen Sinne in sich selbst gefangen“.

Vernissage: Freitag, 4. September 2020, 19:00 bis 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Samstag, 5. September bis Freitag, 23. Oktober 2020

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Ausstellung Maike Freess – Luisa Catucci Gallery | Zeitgenössische Kunst Berlin Contemporary Art Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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