bis 18.12. | #3248ARTatBerlin | Esther Schipper zeigt derzeit die Einzelausstellung ANIMAL VEGETABLE MINERAL der Künstlerin Angela Bulloch. Es ist die 13. Einzelausstellung der Künstlerin mit der Galerie.
Zu sehen sind ausschließlich neue Arbeiten, die die ikonischen Serien und die aus modularen geometrischen Elementen zusammengesetzten Skulpturen der Künstlerin weiterentwickeln, sowie ein monumentales Wandbild und eine projizierte digitale Animation.
Der Titel Animal Vegetable Mineral bezieht sich auf drei grundlegende Kategorien, die die Gesamtheit dessen beschreiben, was in der Welt existiert. In diesem Sinne ist das Ausstellungserlebnis ebenso umfassend: Die Besucher betreten einen abgedunkelten Raum, in dem Licht und Sound so programmiert sind, dass sie die Art und Weise steuern, wie die Werke wahrgenommen werden. Während das Licht von einem Werk zum anderen schwenkt und das Video in einem wechselnden Rhythmus spielt, umgibt uns eine speziell arrangierte Audio-Landschaft aus synthetischen Geräuschen.
Die neuen Skulpturen sind in losen Gruppierungen im Ausstellungsraum installiert. Sie sind aus ein bis sechs modularen Elementen konstruiert, die auf fünfeckigen Formen basieren. Die Oberfläche der vertikal zusammengesetzten geometrischen Module – es sind Dodekaeder, d. h. jedes besteht aus 12 fünfeckigen Flächen – erzeugt eine optische Illusion von sich verschiebenden Ebenen. Die Skulpturen sind in leuchtenden Farben gehalten, bestehen aus unterschiedlichen Materialien und sind zwischen 50 cm und 300 cm hoch. Jedes Material – sie sind aus Corian, MDF oder Edelstahl gefertigt – hat unterschiedliche Eigenschaften, die den Farben und Oberflächen der Werke spezifische Merkmale verleihen sowie Licht und Farbe modulieren.
Eine Gruppe von drei Pixel-Boxen, quaderförmigen Kästen, die programmiert sind um eine bestimmte Lichtsequenz zu erzeugen, enthält modulare fünfeckige skulpturale Elemente, die auf der Oberseite platziert sind. Jedes der Werke leuchtet in einer Farbe: Canary in Gelb, Caramba in Blau und Cardinal in Rot.
Ursa Major Minor und Aquila Winter Quartile, zwei Werke aus Angela Bullochs Serie Night Sky, umhüllen die bestehenden, vom Boden bis zur Decke reichenden Säulen der Galerie. Die dunkelblauen Filzbahnen mit zahlreichen programmierten LED-Lichtern, die nach dem Muster einer Galaxie oder eines Sternbilds angeordnet sind, lassen die Säulen praktisch verschwinden. Der Anblick des funkelnden Himmels ist auf beruhigende Weise vertraut, birgt aber auch ein Geheimnis: die abgebildeten Ko stellationen erscheinen nicht so, wie sie aus der Perspektive der Erde aussehen.
Eine digitale Animation mit dem Titel Audio Visual Mineral wird an die Wand projiziert. Sie spiegelt die physische Ausstellung in der Galerie als ihr virtuelles Pendant wider und wird durch ein Katzen-Avatar ergänzt, der die Ausstellung besucht. Das großformatige Wandgemälde, das aus einem Muster fünfeckiger Formen besteht, die sich über eine ganze Wand und eine Ecke hinweg erstrecken, wird ebenfalls in der Animation wiedergegeben.
Indem sie die sich verändernden Gegebenheiten im Ausstellungsraum hervorhebt, macht Angela Bulloch auf die Abhängigkeit unserer Wahrnehmung von spezifischen Umgebungen, Kulturkreisen und Bildwelten aufmerksam. Während sich Licht und Sound ändern und architektonische Fixpunkte zu verschwinden scheinen, stellen ihre Skulpturen unsere Neigung in den Vordergrund, das Vertraute zu erkennen und das Fremde zu klassifizieren. Animal Vegetable Mineral strebt danach ein Bewusstsein für die Vielzahl von Realitäten zu schaffen, die gleichzeitig existieren können, und stellt unser Gefühl für die Stabilität eines jeden einzelnen Daseinszustands in Frage: real, virtuell oder anderweitig.
Angela Bulloch wurde 1966 in Rainy River, Ontario, in Kanada geboren. Sie studierte an der Goldsmiths, University of London. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.
Im Jahr 1997 wurde Angela Bulloch für den Turner Prize und 2005 für den Preis der Nationalgalerie für junge Kunst in Berlin nominiert. Im Jahr 2011 erhielt sie den Kuns preis Vattenfall Contemporary, Berlin sowie den Kunstpreis der Stadt Wolfsburg.
Seit 2018 ist Bulloch Professorin für Zeitbezogene Medien an der HfbK in Hamburg.
Zu den jüngsten institutionellen Einzelausstellungen der Künstlerin gehören: Angela Bulloch. Heavy Metal Stack of Six, Serralves Museum, Porto (2019); Anima Vectorias, MAAT, Lisbon (2019–20); Angela Bulloch, Omi International Arts Center, The Fields Sculpture Park, Ghent, NY (2017); Considering Dynamics & The Forms of Chaos, Sharjah Art Museum, Sharjah (2016).
Angela Bullochs Werk ist unter anderem in den folgenden Sammlungen vertreten: National Gallery of Victoria, Melbourne; Fondation Louis Vuitton, Paris; Le Consortium, Dijon; Centre Pompidou, Paris; Estuaire, Nantes; Bundeskunsthalle, Bonn; The Schaufler Foundation, Sindelfingen; Lenbachhaus, München; Kunstmuseum, Bonn; Berlinische Galerie, Berlin; Sammlung Städtische Galerie, Wolfsburg; De Pont, Tilburg; Helga de Alvear, Madrid; Collection Ringier, Zürich; Collection Guggenheim Abu Dhabi, UAE; Tate, London; Arts Council Collection, London; Goss Michael Foundation, Dallas, Texas, und Phillips Collection, Washington, D.C.
Ausstellungsdaten: Freitag, 5. November – Samstag, 18. Dezember 2021
Zur Galerie
Bildunterschrift: Ausstellungsansicht Angela Bulloch, Animal Vegetable Mineral, Esther Schipper, Berlin, 2021. Foto © Andrea Rossetti
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