post-title Mario García Torres | nada me han enseñado los años | neugerriemschneider | 12.07.-23.08.2025

Mario García Torres | nada me han enseñado los años | neugerriemschneider | 12.07.-23.08.2025

Mario García Torres | nada me han enseñado los años | neugerriemschneider | 12.07.-23.08.2025

Mario García Torres | nada me han enseñado los años | neugerriemschneider | 12.07.-23.08.2025

bis 23.08. | #4728ARTatBerlin | neugerriemschneider (Linienstraße) zeigt ab 12. Juli 2025 (Vernissage: 11.07.) die Ausstellung „nada me han enseñado los años“ des Künstlers Mario García Torres.

In seiner fünften Einzelausstellung bei neugerriemschneider, Nada me han enseñado los años („All die Jahre haben mich nichts gelehrt“), verwebt Mario García Torres Zeit, Erinnerung und theatralische Elemente zu einer Reflexion über narrative Strategien und den oftmals u scharfen Begriff der Wahrheit in Bildern und der Realität. Hier wendet er seinen ideenbasierten Ansatz, mit dem er sich immer wieder dem globalen Erbe der Konzeptkunst und der kunsthistorischen Überlieferung zuwendet, auf sein Heimatland Mexiko an.

Ein essayistisches Ensemble neuer schwarz-weißer Ölgemälde – die ersten figurativen Werke des Künstlers – zeigt Motive, die ihn seit La gem beschäftigen und eine spekulative Chronik des Landes in den letzten hundert Jahren bilden. Sie sind zu einem Storyboard zusammengesetzt und muten archivarisch an, besitzen zugleich aber eine genuin bildliche Evidenz, die sich dem Verständnis entzieht. Zwischen den Leinwänden entsteht eine zunehmende Spannung, während die Verschränkung und gegenseitige Spiegelung von Intention, Werk und We tererzählung Dialoge über die Bedingungen der Malerei und die sich ständig verändernde Rolle des Symbolischen erzeugen.

Mario García Torres, Floodlight Cameo (Cheems), n.d., © Mario García Torres. Courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin. Photo: Omar Bocanegra, Mexico City, oil and wax on canvas, 45 x 35.5 cm

García Torres betrachtet die Vergangenheit als einen scheinbar unendlichen Vorrat an Möglichkeiten, der eine Vielzahl unabhängiger Lesarten ermöglicht. In seiner Praxis wird das, was als abgeschlossen markiert ist, zu einem Anfang, zu einem Ausgangspunkt für Geschichten, die untersucht, erweitert, vergessen und neu gelernt werden. Momente verwandeln sich in Räume, in denen sich Konstruktion und Wirklickeit auf gleicher Ebene begegnen. Die vermeintlichen Gegensätze treten in einen Austausch, lösen sich ineinander auf und bringen sowohl Paradoxien als auch neue Sichtweisen zum Vorschein. In künstlerischen Experimenten verschmelzen das Imaginäre und das Tatsächliche zu lyrischen Wanderungen durch die unbeständige Zeit. Wahrnehmung und Erinnerung, voller Ungereimtheiten und komplexer Abhängigketen, werden durch Hinterfragung zu Instrumenten, mit denen García Torres Konzepte der Mythenbildung analysiert.

Die historische Grundlage für die Erzählung in Nada me han enseñado los años ist das postrevolutionäre Mexiko. Auf der Suche nach einer neuen nationalen Identität, die von denjenigen vorangetrieben wurde, die nach einem Jahrzehnt des Konflikts an die Macht gekommen wren, arbeiteten Intellektuelle – Maler*innen, Fotograf*innen, Dramatiker*innen und Philosoph*innen – an der Gestaltung sowohl der Vergangenheit als auch der Zukunft ihres Landes. Gegenstand der ausgestellten Gemäldeserie ist eine Auswahl dieser Persönlichkeiten, von denen viele Avantgardist*innen und Kritiker*innen mit einem gespaltenen Verhältnis zu Mexiko waren. Archivdokumente und ihre Fiktionalisierung verbinden sich zu einer konstruierten Geschichte und werden so integraler Bestandteil von García Torres’ kontinuierlicher Suche nach und Dekonstruktion von Kunstbewegungen.

Mario García Torres, The One Hotel’s Patio in Kabul During the 1970’s as Imagined by Artificial Intelligence Technology After a Portrait of Alighiero Boetti and Rémé His Owl Made by Giorgio Colombo With a Fragmented and Displaced Sun, n.d., Part of: Mario García Torres, A History of Influence. Fridericianum, Kassel. March 15 – July 27, 2025, © Mario García Torres. Courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin. Photo: Omar Bocanegra, Mexico City, oil and wax on canvas, 28.1 x 40.2 cm

Repräsentativ für dieses Vorhaben sind vier Arbeiten, in denen sich der Künstler mit Salvador Novo (1904 – 1974) und Julio Antonio Mella (1903 – 1929) auseinandersetzt. Die Motive dieser Bilder wurden algorithmisch entworfen und anschließend stark verändert gemalt. Salvador Novo, dessen rebellische, zuweilen provokative Prosa, Lyrik und Dramatik ihn als führenden spanischsprachigen Denker des frühen 20. Jahrhunderts auszeichnen, ist in einem surrealen Bildnis zu sehen, das ihn fünffach zeigt. Im Original eine Anspielung auf Marcel Duchamps Mehrfachporträt von 1917, ist diese Konstellation in García Torres’ Gemälde in einer traumartigen Unschärfe wiedergegeben. Das Novo Quintett sitzt in einer Runde am Tisch, womit es die vielschichtige Rückschau verkörpert, die so oft im Mittelpunkt von García Torres’ künstlerischen Untersuchungen steht.

Mario García Torres, Portrait of a Mischievous Writer and Acute Critic of Early-20th-Century Intellectual Life in Mexico, Who Also Played an Important Role in the Development of Theater of the Era (Salvador Novo), n.d., © Mario García Torres. Courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin. Photo: Omar Bocanegra, Mexico City, oil and wax on canvas, 56.5 x 44 cm

Durch den Hell-Dunkel-Kontrast und die breiten, vorhangartigen schwarzen Pinselstriche wird das Bild zur Bühneninszenierung eines Monologs, der das Innenleben des Porträtierten offenlegt. Julio Antonio Mella war Gründungsmitglied der Kommunistischen Partei Kubas. Nachdem sein jahrelanger politischer Aktivismus zu seiner Verfolgung und Verhaftung geführt hatte, floh er 1926 über Zentralamerika nach Mexiko-Stadt, wo er weniger als drei Jahre später im Alter von 25 Jahren unter mysteriösen Umständen ermordet wurde. Seine Lebensgefährtin, die italienische Fotografin und Aktivistin Tina Modotti, war Zeugin der nächtlichen Tat und geriet unter Verdacht. Um ihre Entlastung zu erreichen, organisierte der Wandmaler Diego Rivera, der ein Freund des damaligen mexikanischen Präsidenten war, für die Behörden eine Nachstellung des Mordes, bei der die ehemalige Schauspielerin Modotti Regie führte und die Hauptrolle spielte. In seinen drei Werken zu diesem Thema knüpft García Torres durch Abbildungen der Szene zu verschiedenen Zeitpunkten an die theatralische Realität dieser Aufführung an, die als Repräsentation für subjektive, nichtlineare und ungelöste Geschichten fungiert.

Die Gemälde der Ausstellung sind gleichsam filmisch angeordnet, wobei sich inszenierte Kompositionen, welche die Handlung vorantreiben, mit Bildern aus so unterschiedlichen Bereichen wie geologischen Phänomenen, alltäglichen Umgebungen und der Internetkultur abwechseln. García Torres erzählt eine Geschichte der Darstellung, des Reenactments, des Verschwindens und der Appropriation, die bis in die heutige Zeit reicht, das Trügerische und das Ungewisse der Vergangenheit auslotet und in einer selbstreflexiven Praxis in die komplizierte Gegenwart transportiert.

Mario García Torres, Tina Modotti And an Unknown Actor Recreating The Moment Before The End of Julio Antonio Mella, n.d., © Mario García Torres. Courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin. Photo: Omar Bocanegra, Mexico City, oil and wax on canvas, 84.4 x 60.5 cm

Über Mario Garcia Torres
Noch bis zum 27. Juli zeigt das Fridericianum in Kassel mit A History of Influence die erste institutionelle Einzelausstellung von Mario García Torres (geb. 1975) in Deutschland. Weitere Museen und Institutionen, die dem Künstler Einzelpräsentationen gewidmet haben, sind unter anderem MARCO, Monterrey (2021); Museo Jumex, Mexiko-Stadt (2020); WIELS, Brüssel (2019); Walker Art Center, Minneapolis (2018 – 2019); TBA21 Thyssen-Bornemisza Art Contemporary, Wien (2016); Museo Tamayo, Mexiko-Stadt (2016); Modern Art Museum of Fort Worth, Fort Worth (2015); Pérez Art Museum Miami, Miami (2014); Hammer Museum, Los Angeles (2014); Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid (2010); Kunsthalle Zürich, Zürich (2008), und Stedelijk Museum, Amsterdam (2007). Er nahm an der Desert X, Deser Hot Springs (2023); der Sharjah Biennial 13, Sharjah (2017); der Manifesta 11, Zürich (2016); der 8. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst, Berlin (2014); der dOCUMENTA (13), Kassel (2012); der 29. São Paulo Biennial, São Paulo (2010); der 7. Taipei Biennial, Taipeh (2010); der Yokohama Triennale 2008, Yokohama (2008), und der 52. Biennale von Venedig, Venedig (2007) teil. García Torres lebt und arbeitet in Mexiko-Stadt.

Vernissage: Freitag, 11. Juli, 18 – 21 Uhr

Ausstellungsdaten : Samstag, 12. Juli – Samstag, 23. August 2025

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Bildunterschrift Titel: Mario García Torres, A Strange Moment Painted After a Photograph of What I Believe to Be a Rehearsal for a Theater Piece by Leonora Carrington, n.d. © Mario García Torres. Courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin. Photo: Omar Bocanegra, Mexico City, oil and wax on canvas, 50 x 37.5 cm.

Ausstellung Mario Garcia Torres – Galerie neugerriemschneider | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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