bis 04.09. | #3124ARTatBerlin | Galerie Buchholz zeigt ab 20. August 2021 die Ausstellung “Singers of Ten Thousand Lines” des Fotografen und Autoren Michael Oppitz.
Unter dem Titel “Singers of Ten Thousand Lines” präsentiert die Galerie Buchholz Fotografien, um zugleich ein Buch vorzustellen, in dem die Mehrheit der ausgestellten Bilder in erzählender Abfolge versammelt sind. Mit “Singers of Ten Thousand Lines” ist das Hauptkapitel ebendieses Buches überschrieben, das die überaus reiche, mythische Überlieferung und rituelle Praxis in einer abgelegenen Lokalgesellschaft des Himalaya ins Zentrum rückt.
Der Autor, Michael Oppitz, hatte eine kürzere, deutsche Fassung als Resultat intensiver Feldforschung bereits 1980 im Syndikat Verlag unter der Überschrift “Schamanen im Blinden Land” veröffentlicht, zeitgleich mit dem inzwischen klassischen Film gleichen Titels.
Die nun erscheinende englische Version des Buches erweitert die alte um mehr als ein Drittel der dokumentarischen Abbildungen und um ein umfangreiches Nachwort, das die historischen Veränderungen nachzeichnet, die über diese Bergregion Nepals in den vergangenen vier Jahrzehnten hereingebrochen sind. In einem Bildanhang stellt das neue Buch frühe Abbildungen zur Geschichte des Schamanismus in Sibirien der rezenten Heilerpraxis im Himalaya gegenüber.
Während der Film in laufenden Bildern die Handlungen der örtlichen Glaubensheiler als Teil eines alltäglichen Geschehens im Dorf und vor wechselnden Szenerien einer eindrucksvollen Naturlandschaft verfolgte, treten im Buch Wortbeschreibungen und Fotografien in einen gleichgewichtigen Wettbewerb. Ohne einander zu erklären oder zu verdoppeln, ergeben sich die Mitteilungen aus dem Wechselspiel von Bild und Wort: sie liegen zwischen beiden.
Die Ausstellung reduziert die Mittel mit einer Auswahl isolierter Bilder und ohne verbale Unterstützung um ein weiteres Mal. Jedes einzelne Bild, dem Strom selbsttätig ablaufender Ereignisse entrissen, spricht nur für sich selbst; im besten Falle weist es auf einen ansonsten unsichtbaren Zusammenhang. Film, Buch und Fotoausstellung, auch wenn sie von ein- und derselben Wirklichkeit handeln – dem Weiterleben einer Form des nordasiatischen Schamanismus in einer Bergregion des Himalaya – suchen sie jeweils auf eine andere Art, die Möglichkeiten ethnographischer Zeitzeugenschaft zu erproben.
Vernissage & Buchpremiere: Freitag, 20. August 2021, 18 bis 20 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 20. August – Samstag, 4. September 2021
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Bildunterschrift: Michael Oppitz, 1984
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