post-title Sigrid Neubert – Fotografien. Architektur und Natur | Museum für Fotografie | 09.02.-03.06.2018

Sigrid Neubert – Fotografien. Architektur und Natur | Museum für Fotografie | 09.02.-03.06.2018

Sigrid Neubert – Fotografien. Architektur und Natur | Museum für Fotografie | 09.02.-03.06.2018

Sigrid Neubert – Fotografien. Architektur und Natur | Museum für Fotografie | 09.02.-03.06.2018

bis 03.06. | Das Museum für Fotografie zeigt ab 9. Februar 2018 die Ausstellung „Sigrid Neubert – Fotografien. Architektur und Natur“, eine Sonderausstellung der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin.

Sigrid Neubert (*1927) ist eine der bekanntesten Architekturfotografinnen Deutschlands. Rund 30 Jahre lang arbeitete sie für bedeutende Architekturbüros und entwickelte dabei mit ihren kontrastreichen, die Strukturen der Bauten klar herausarbeitenden Aufnahmen einen eigenen Stil. Seit den 1970er-Jahren schuf sie ebenso eindrucksvolle Naturbilder, denen sie sich ab 1990 ausschließlich widmete.

1954 machte Sigrid Neubert an der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen in München ihre Meisterprüfung. Nach einer Zeit als Werbefotografin für die Glas- und Keramikindustrie konzentrierte sie sich in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre ganz auf die Architekturfotografie. Stilistisch orientierte sie sich dabei zunächst an US-amerikanischen Vorbildern und entwickelte eine eigene, immer wieder durch atmosphärische Dichte und ungewöhnliche Perspektiven gekennzeichnete Bildsprache.

Neubert arbeitete rund 30 Jahre vor allem in München und Bayern, aber auch in Österreich mit vielen bedeutenden Architekten zusammen. Sie fotografierte unter anderem für Kurt Ackermann, Alexander von Branca, Walther und Bea Betz, Hans-Busso von Busse, Hardt-Waltherr Hämer, Gustav Peichl und Karl Schwanzer, aber auch für hervorragende, heute zu Unrecht in Vergessenheit geratene Architekten wie Herbert Groethuysen, Detlef Schreiber oder Paul Stohrer. Direktaufträge führten sie unter anderem nach Mauretanien, Tansania und Brasilien.

Mit ihren einprägsamen Fotografien, die weltweite Verbreitung erfuhren, machte Sigrid Neubert die ikonische Wirkung vieler bekannter Bauwerke überhaupt erst publik. Hier sind neben den Olympiabauten von Günter Behnisch vor allem das BMW-Ensemble von Karl Schwanzer oder die Hauptverwaltung der Hypo-Bank von Walter und Bea Betz zu nennen. Ihre hochästhetischen Fotografien verankerten diese Bauwerke entscheidend in den Diskursen um Form, Funktion und Bauweisen. Neubert fand Standorte, die gleichermaßen erklären wie (auch) neugierig machen.

Eine besondere Herausforderung der Architekturfotografie ist die Übersetzung eines dreidimensionalen Bauwerks in ein zweidimensionales Ab-bild. Neben dem Standort entscheiden Ausschnitt und Licht darüber, was wahrgenommen und welche Wirkung erzielt wird. Sigrid Neubert ging dabei meistens intuitiv vor und konzentrierte sich auf bestimmte Aspekte der Gebäude. Zunehmend arbeitete sie in Serien, die in Publikationen zu aussagekräftigen Bildstrecken zusammengestellt wurden. Ihre Fotografien verstand sie dabei nur als einen Schritt innerhalb eines Produktionsprozesses, an dessen Ende die Zeitschriften- oder Buchveröffentlichungen standen. Der intensive Dialog mit den Architekten war für sie Grundlage ihrer fotografischen Interpretation, und so sind neben ihren Bildern auch Zeichnungen einzelner Architekten zu sehen, unter anderem von Kurt Ackermann, Günther Behnisch, Bea Betz, Detlef Schreiber und Gerd Wiegand. Ein eigens für die Ausstellung produziertes großes Modell des Münchner BMW-Komplexes ermöglicht es überdies, die von Neubert gewählten ungewöhnlichen Perspektiven auf das Hochhaus und das Muse-um unmittelbar nachzuvollziehen.

Besonders interessant ist Neuberts Werk nicht zuletzt aus architekturgeschichtlichen Gründen, da sie den Übergang von der Nachkriegsmoderne in die Spät- und Postmoderne begleitet hat und einen einzigartigen Einblick in die faszinierende und wenig bekannte Vielschichtigkeit moderner Architektur in Bayern und Franken gibt. Zahlreiche Bauten sind mittlerweile stark verändert oder abgerissen und nur noch in ihren Aufnahmen zu erleben.

Im zweiten Teil zeigt die Ausstellung jene Werkgruppen, die Sigrid Neubert der fotografischen Erfassung und schöpferischen Gestaltung natürlicher Phänomene widmete. Damit schließt das Vorhaben an die zahlreichen Ausstellungen im Museum für Fotografie an, die das Medium Fotografie in seiner ganzen Vielfalt zeigten. Ihre Ansichten des Nymphenburger Parks, der urtümlichen und geheimnisvollen Megalithbauten auf Malta oder Gozo und der farbenprächtigen Blumenblüten hat Sigrid Neubert nicht nur in Ausstellungen, sondern auch in Bildbänden veröffentlicht. Die prononciert subjektive Bildsprache dieser Naturaufnahmen fußt auf dem Einsatz von sensibel gesetzter Unschärfe, steilen Perspektiven und unkonventionellen Motivausschnitten.

Ein weiteres Konvolut widmet sich den magisch im Novembernebel versunkenen manieristischen Skulpturen im Park von Bomarzo in Umbrien (1974). Neubert schreibt dazu: „Ich will diesem ‚Heiligen Wald‘ seine Geheimnisse lassen, nur Schleier um Schleier über ihn legen, um das Geschehen, das ihn verzaubert hat, noch unbegreiflicher zu machen.“ Auch die Serien eines oberbayrischen Wildbachs (1971/72) und der surreal wirkenden Granitfelsformationen der Gallura im Nordosten Sardiniens (1984/86) zeigen Sigrid Neubert als sensible Beobachterin von ebenso flüchtigen wie bildmächtigen Wirkungsfaktoren wie der strudelnden Bewegung im Wasser oder dem Sonnen- und Schattenspiel auf scharfkantig gebrochenen Felsblöcken. Die Fotografie ist hier zum Ausdrucksmedium eigener Gefühlszustände verdichtet worden. Mit ihren „Gebauten Bildern“ schließlich schuf Neubert neuerlich eine ganz eigene Bilderwelt. Collagenartig geschichtete Natur- und Fotografiefragmente führte sie in kleinen Dioramen zusammen; als Tabletop fotografiert, wirken sie wie bühnenhafte Prospekte.

Die von Ludger Derenthal und Frank Seehausen kuratierte Retrospektive ist mit einer großzügigen Schenkung wesentlicher Werkkonvolute an die Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin verbunden, die das Gesamtschaffen Neuberts repräsentativ umfasst. Dies ist ein wahrer Bilderfundus, der viele neue Blicke und Sichtweisen eröffnet. Sigrid Neubert hat 1999 in ihrem Buch „Gärten des Lichts. Betrachtungen zur Fotografie“ davon geschrieben: „Wenn wir ein Foto lange genug betrachten, versinken wir in einem unruhigen Meer von Bildern. Sie gehören nun auch zu unserem unsichtbaren Bilderschatz. Wir brauchen diese vorgestellten Bilder, damit wir träumen und wünschen und denken und schauen und hören können.“ Seit 150 Jahren sammelt die Kunstbibli-othek Fotografien – und die ersten, im Jahr 1868 erworbenen Blätter wa-ren Architekturansichten. Daher erscheint es nur passend, das Jubiläum mit einer umfassenden Ausstellung im Museum für Fotografie zum Werk dieser bedeutenden Architekturfotografin zu begehen.

Zur Sonderausstellung erscheint eine Publikation von Frank Seehausen im Hirmer Verlag: „Sigrid Neubert. Architekturfotografie der Nachkriegsmoderne“, ca. 336 Seiten, ca. 570 Abbildungen, ISBN 978-3-7774-3036-2, Buchhandelspreis: 45 €.

Ausstellungsdaten: Freitag, 03. Februar bis Sonntag, 09. Juni 2018

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Bildunterschrift: Walther Betz – Sigrid Neubert fotografiert die Deutsche Botschaft in London, 1978 © Archiv Betz Architekten München

Sigrid Neubert – Fotografien. – Museum für Fotografie | ART at Berlin

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