bis 22.02. | #4550ARTatBerlin | Galerie Max Hetzler ( Bleibtreustraße 15/16) zeigt ab Freitag, 17. Januar 2025 die Einzelausstellung des Künstlers Rinus Van de Velde.
In seinem Werk, das Zeichnung, Installation, Skulptur und Videoarbeit umfasst, entwirft Rinus Van de Velde eine fiktive Autobiografie, die auf imaginären Erinnerungen an ein nie gelebtes Leben beruht. In seiner Bildwelt sind den Möglichkeiten der Realität keine Grenzen gesetzt. Aufgrund ihres ungewöhnlich großen Formats erinnern Van de Veldes Zeichnungen an Gemälde und verleihen dem Medium einen eigenständigen Charakter. Nachdem er zunächst ausschließlich mit Kohle auf Papier gearbeitet hatte, begann der Künstler in den letzten Jahren, Farbe in seine Werke einzubringen und schuf neben kleinen Bleistiftzeichnungen auch größere Ölpastelle. In den Arbeiten auf Papier finden sich unter den Bildern handschriftliche Texte, die von Ängsten, Wünschen und Sehnsüchten zeugen. Die Worte binden die Zeichnungen in eine größere Erzählung ein und verorten sie darin. Auch die Videoarbeiten und Skulpturen, die oft Requisiten für die Filme des Künstlers sind oder Szenen in Miniatur darstellen, sind Teil dieses Konstrukts. Das textliche Element findet sich hier in den ausführlichen Titeln wieder.
Neben Van de Veldes jüngster Videoarbeit werden in der aktuellen Ausstellung auch neue Kohle- und Ölpastellzeichnungen sowie Skulpturen gezeigt, so dass verschiedene Facetten des künstlerischen Schaffens zusammenkommen. Dabei finden sich immer wieder Bezüge zur Pleinair- Malerei und ihren Vertretern, wie etwa Claude Monet oder David Hockney. Dabei stehen die einzelnen Werke in sich selbst und erzählen ihre eigene Geschichte. In seiner Arbeit tritt Van de Velde in einen imaginären freundschaftlichen Dialog mit Künstlern vergangener Zeiten und versucht deren Werk durch eine Rekontextualisierung weiterzuführen. Besonders deutlich wird dies in seinen Ölpastell-Zeichnungen, die oft weite Landschaften oder Stillleben darstellen. Im Widerspruch zu der Vorstellung des Künstlers, selbst ein Freiluftkünstler zu sein, entstehen alle seine Werke in seinem Atelier, wodurch sich eine weitere Ebene der Fiktion eröffnet.
Die Videoarbeit A Life in a Day, 2021-2023, zeigt Van de Veldes Alter Ego, vertreten durch seinen Atelierassistenten, der eine Maske mit dem Gesicht des Künstlers trägt. Der Protagonist geht seiner täglichen Routine nach und trägt dabei einen Koffer mit seinen Gedanken, Ideen und Visualisierungen bei sich. Nachdem er im Freien in einer Dschungellandschaft gemalt hat, sieht man ihn – in Anspielung auf Hockney – durch ein Schwimmbecken in ein unterirdisches Archiv hinabsteigen. Dieser Ort repräsentiert Van de Veldes Gedankenwelt und macht die Szene zu einem intimen Selbstporträt. In der Kohlezeichnung Claude, I said, you have to listen, …, 2024, ist Monet dargestellt, wie er über eine Brücke in seinem Garten in Giverny geht. Durch den intensiven Einsatz von Licht und Schatten und den Dialog aus dem Begleittext erinnert das Werk an ein Standbild aus einem Film. Die Ölpastellzeichnung mit dem Titel Dear Alexej, I don’t have a studio…, 2024, zeigt einen Sonnenuntergang über einem weiten Meer. In seiner Rolle als imaginärer Freiluftmaler tritt der Künstler in einen Dialog mit Alexej von Jawlensky und teilt ihm mit, dass er selbst kein Atelier hat, sondern jeden Tag an dem abgebildeten Ort zu finden ist.
In Van de Veldes Werk verschwimmen die Unterschiede zwischen Wahrheit und Illusion, zwischen Realität und Fantasie. Das Mögliche wird mit dem Unmöglichen kombiniert, wodurch sich dem Betrachter eine Vielzahl von Realitäten eröffnet. Der Künstler erklärt: „Meine Arbeit basiert immer auf einer Fiktion, die der Realität gegenübergestellt wird. Es geht um die Wahrheit und um eine Lüge. Wo ist die Realität in diesem Ganzen? Und ich glaube, dass es für mich interessant ist, das alles zu vermischen“.
Rinus Van de Velde (geb. 1983, Leuven) lebt und arbeitet in Antwerpen, Belgien. Einzelausstellungen des Künstlers wurden in internationalen Institutionen gezeigt, darunter Art Sonje Center, Seoul (2024); Museum Voorlinden, Wassenaar (2023); BOZAR, Centre for Fine Arts, Brüssel (2022); Kunstmuseum Luzern, Luzern; FRAC des Pays de la Loire, Nantes (beide 2021); KWM artcentre, Beijing; Bærum Kulturhus, Sandvika (beide 2019); Kunstpalais Erlangen (2018); Nest, Den Haag (2017); Kunstmuseum Den Haag, Den Haag (2016); S. M.A.K, Gent (2015, 2008); Kunsthalle São Paulo (2015); Centro de Arte Contemporáneo, Malaga (2013); Stedelijk Museum Schiedam (2012); Institut für zeitgenössische Kunst, Nürnberg (2010); und Lokaal 001, Antwerpen (2008).
Van de Veldes Werke befinden sich unter anderem in den Sammlungen von A.Z. Artgestion Collection, Bilbao; Belfius Art Collection, Brüssel; CAC Malaga; Colección SOLO, Madrid; Erasmus Universität Rotterdam; FRAC des Pays de la Loire, Nantes; Ghisla Art Collection, Locarno; Karel De Grote Hogeschool, Antwerpen; Kunsthalle São Paulo; Kunstmuseum Den Haag, Den Haag; KPN Art Collection; Kunstmuseum Luzern, Luzern; KWM artcenter, Beijing; M HKA, Antwerpen; Museum Voorlinden, Wassenaar; S.M.A.K, Gent, und Stad Antwerpen, Antwerpen.
Location:Bleibtreustraße 15/16, 10623 Berlin-Charlottenburg
Vernissage: Freitag, 17. Januar 2025, 18 – 20 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 17. Januar bis Samstag, 22. Februar 2025
Bildunterschrift Titelbild: Rinus Van de Velde, I am just sure I will find you Robert, …, 2024, Rinus Van de Velde, Foto: artist studio
Ausstellung Rinus Van de Velde – Galerie Max Hetzler | Contemporary Art – Zeitgenössische Kunst in Berlin – Ausstellungen Berlin Galerien – ART at Berlin