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bis 21.12. | #2264ARTatBerlin | Galerie Eigenheim präsentiert ab 26. Oktober 2018 die Gruppenausstellung Deutschland … Die 3. Edition.
Nach den beiden erfolgreichen Editionen zum Thema 10 Jahre Galerie Eigenheim (2016) und Handlungsanweisungen in der Kunst (2017) widmet sich Eigenheim Weimar/Berlin im Jahr 2018 dem Thema Deutschland…
Gallery Visit der Ausstellung durch ART@Berlin in Form einer 360° 3D Panorama-Tour:
Die 3. Edition in Auflage von 12
Ein vielseitig und kontrovers diskutiertes Thema, welches Eigenheim Weimar/Berlin damit zum Kern der 3. Galerie-Edition macht. Ein großes inhaltliches Spielfeld macht sich auf, wobei ein politischer Fokus unverkennbar scheint. Darüber hinaus ist jedoch jeder, genauso wie die beteiligten Künstler, ganz individuell mit Bildern und Emotionen behaftet, sobald dieses Schlagwort im Raum steht. Um dieses offene Verhältnis zu verdeutlichen, um einen uneingeschränkten Gedankenfluss herauszufordern und um einen, über den ersten Impuls hinausgehenden, kreativen Prozess anzustoßen sind dem Schlagwort symbolisch die drei Punkte angehangen. Klar eine Meinung einer Edition mit diesem Thema gegenüber zu äußern ist schnell geschehen. Scheint es einigen vielleicht so als würden wir dem populistischen, breit in der Gesellschaft verankerten, Grundton aufgreifen und für die Popularität der Edition zu Hilfe zu nehmen, wirkt es anderen gegenüber vielleicht flach und unausgereift, sehen wieder andere darin ein spannendes Spielfeld individueller und zeitgemäßer künstlerischer Auseinandersetzung mit einem Reizthema. Wir müssen gestehen, dass wir jede dieser Reaktionen als Anlass sehen, genau in diese Wunde hineinzuarbeiten. Jedoch haben wir als Raum für zeitgenössische Kunst und Kommunikation vielseitige Motivationen zu diesem Editionsthema. Denn was macht Deutschland aus? Sind es Schiller, Lessing oder Humboldt, Volkswagen, Siemens, oder Heckler und Koch, die Weimarer Republik oder der Fall der Deutschen Mauer? Noch klingen uns die Wahlwerbesprüche in den Ohren, die Fußball Weltmeisterschaft ist gerade zu Ende und aktuell füllen die Hitzerekorde die Nachrichten.
Galerie Eigenheim mit den Editionen auf der Kunstmesse POSITIONS Berlin 2018
Maßgeblich für die Auseinandersetzung mit Deutschland ist die Beschäftigung mit der Geschichte der Nation. Bis heute müssen wir diskutieren ob durch das Erstarken nationalistischer Tendenzen und des Rechtspopulismus demokratische Errungenschaften gegenwärtig in Gefahr zu geraten drohen, darüber hinaus jährt sich 2019 die Verkündigung des Grundgesetztes als provisorische Verfassung der alten Bundesrepublik zum 70. Mal und auch die jüngere Deutsch-Deutsche Geschichte, der Fall der Mauer, spielt in vielen Biografien der beteiligten Künstlern eine wichtige Rolle. So ist es nicht verwunderlich das sich Künstler in dieser Mappe mit diesen historischen Kontexten auseinander setzen. So zeigt Philip Topolovac eine, durch die Hitze des brennenden Berlins während des 2. Weltkrieges, geschmolzene Glasflasche oder Das Zentrum für Politische Schönheit die Arbeit Scholl 2017, Johannes Albers Briefmarkenbögen von Gustav Heinemann, welcher der erste Minister des Inneren unter Konrad Adenauer 1949 wurde und Gabriele Stötzer ihr Portrait aus Ihrer Stasiakte.
Darüber hinaus betrachtet hat die Galerie Eigenheim ihre Wurzeln in Weimar – eine Stadt, welche im nächsten Jahr durchdrungen sein wird von einem Jubiläum mit internationaler Strahlkraft. 100 Jahre Bauhaus! Uns jedoch interessiert es, in eben diesem Jahr vor dem Jubiläum, eine Ist-Zustands Analyse vorzunehmen. Wir wissen darüber bescheid, welche gesamtgesellschaftlichen Grundlagen zur Gründung des Bauhauses 1919 geführt haben. Nun jedoch steht oft die Frage im Raum, welche gesellschaftlichen Impulse heute, auf welche Weise aufgegriffen werden müssen, um die Zukunft ähnlich innovativ wie das historische Bauhaus zu gestalten?
Ausstellungseinladung Deutschland … (Front)
So finden sich natürlich auch viele aktuelle Bezüge in der künstlerischen Beschäftigung mit Deutschland in der 3. Edition von Eigenheim. Enrico Freitags Beitrag ist beispielsweise das Motiv eines brennenden Feldes oder Marc Bijl hat einen bunten, fast psychodelisch anmutenden Farbverlauf entwickelt, welcher aus der digitalen Verarbeitung eines Bildes einer AFD Demonstration hervorgeht. Ob die Deutschen Humor haben wird eher zynisch hinterfragt. Claus Bach beispielsweise präsentiert eine, die Absurdität massenmedial aufkommender Bildertrends aufgreifende, Serie von Blanking-Selbstportraits oder Mischa Leinkauf legt das lauernde Absurde im sich gründlich regelnden, deutschen Sicherheitsbedürfnis offen, indem er einfach eine umfangreiche Sammlung deutscher Hinweis- und Warntexte in Gebäuden zusammenstellt.
Außerdem sind viele internationale Künstler, die in Deutschland leben, in der Edition vertreten. Sei es Kathryn Gohmert aus Texas, Akinbode Akinbiyi mit britisch-nigerianischem Hintergrund, Gokçen Dilek Acay aus der Türkei oder die gebürtige Israelin Naomi Tereza Salmon. Alle diese Künstler thematisieren das Bild Deutschlands von der Außenperspektive. Naomi Tereza Salmon etwa entschied sich für die Fotografie einer Deckenlampe aus der alten Weimarhalle, deren grafisches Dekor auf den zweiten Blick ein Hakenkreuz aufweist. Dieses sollte durch zusätzlich applizierte grafischen Elementen während der DDR – Zeit unkenntlich gemacht werden – ein kläglicher Versuch von aktiver Geschichtsvertuschung und auch ein erhellender Verweis auf das historische Verhältnis zwischen Deutschland und Israel. Kathryn Gohmert z.B. hat in den letzten Jahren umfangreiche Erfahrungen mit Aufenthaltsgenehmigungen und Visabehörden gemacht. Sie entwickelte für die Edition deshalb ein Brettspiel, welches die Unwägbarkeiten dieses Vorgangs als gemeinsame Erfahrung ermöglicht.
Diese vielen individuellen Geschichten machen die Edition einzigartig und eröffnen oft unerwartete Blickwinkel auf Deutschland. Möglich gemacht durch die Beteiligung von 28 Künstlern, freuen wir uns daher sehr die 3. Edition wieder in Auflage von 12, im Format A3 und in einer aufwendig gestalteten, leinengebundenen Box zusammengestellt, veröffentlichen zu können. Ob hochwertig produzierte Druckgrafiken von Künstlern wie Ulrike Theusner, Enrico Freitag oder Heike Stephan, zum Teil mehrteilige fotografische Arbeiten von Akinbode Akinbiyi, Nina Röder, Christian Werner und Claus Bach, malerische Werke mit Unikatcharakter von Marc Jung, Anna Bittersohl und Adam Noack oder konzeptuelle Arbeiten aus den Bereichen Theater, Sound und Videokunst vom Zentrum für Politische Schönheit, Gokçen Dilek Acay , Timo Herbst und Marcus Nebe; alles ist Teil dieser umfangreichen Zusammenstellung, die diverse Kunstrichtungen, Erinnerungen und gesellschaftlichen Trends zu einem vielschichtig-kompakten Gesamtblock bündelt. Die Edition Deutschland… wird in diesem Jahr in zwei Ausstellungen bei Eigenheim Weimar sowie bei Eigenheim Berlin präsentiert. Dabei werden zusätzliche Arbeiten von in der Edition vertretenden Künstlern, wie Videoinstallationen, großformatige Malerei und Auszüge aus umfangreichen Fotografie-Serien, die Ausstellung ergänzen und die Auseinandersetzung mit diesem gemeinsamen, facettenreichen Themenkomplex vertiefen.
Beteiligte Künstler*innen:
Gökçen Dilek Acay / Akinbode Akinbiyi / Johannes Albers / Claus Bach / Konstantin Bayer / Marc Bijl / Anna Bittersohl / Benedikt Braun / Frederik Foert / Enrico Freitag / Kathryn Gohmert / Rayk Goetze / Marc Jung / Mischa Leinkauf / Berit Mücke / Timo Herbst und Marcus Nebe / Adam Noack / Nina Röder / Naomi Tereza Salmon / Anna Schimkat / Heike Stephan / Zentrum für Politische Schönheit / Julia Scorna / Gabriele Stötzer / Ulrike Theusner / Philip Topolovac / Christian Werner / Reinhard Zabka
Vernissage: Freitag, 26. Oktober 2018, 18:00 – 22:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 26. Oktober bis Freitag, 21. Dezember 2018
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