bis 11.09. | #3121ARTatBerlin | Kristin Hjellegjerde Berlin präsentiert ab 9. August 2021 die Ausstellung Funny Games mit Werken des Künstlers Yassine Balbzioui.
Inmitten einer grünen tropischen Landschaft sitzt ein Mann auf einem aufblasbaren rosa Flamingo, als würde er sich in einem Swimmingpool befinden, doch weit und breit ist kein Wasser in Sicht. Geheimnis, Täuschung und Spiel stehen im Mittelpunkt der surreal gemalten Szenen des in Marokko lebenden Künstlers Yassine Balbzioui. In seiner neuesten Ausstellung Funny Games in der Kristin Hjellegjerde Galerie in Berlin präsentiert er ein beeindruckendes neues Werk, das den eigentümlichen Grenzbereich zwischen Humor und Gefahr, Realität und Traum erkundet.
Der Titel der Ausstellung ist dem Psychothriller des österreichischen Drehbuchautors und Filmemachers Michael Haneke von 1997 entlehnt, der ähnlich wie in Balbziouis Gemälden die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischt. In Hanekes Film entführen zwei junge Männer eine Familie und quälen sie mit sadistischen Spielen in ihrem Ferienhaus, wobei sie häufig die vierte Wand durchbrechen, indem sie sich direkt zur Kamera wenden, sodass der Zuschauer zum Zeugen wird. Obwohl Balbzioui weder Horror noch Gewalt darstellt, interessiert er sich dafür, wie die Unruhe der Folterer mit einer gewissen Nostalgie verbunden ist, da ihre „Spiele“ ein merkwürdig kindliches Verhalten nachahmen. Bei seinem Schaffen von Kunst versucht der Künstler, sich ebenfalls in einen kindlichen Zustand zu versetzen, der ein höheres Maß an kreativer Freiheit, Unschuld und Erregung mit sich bringt, die dann durch eine erwachsene Perspektive gefiltert wird.
Yassine Balbzioui, Water Girl, 2021, acrylic on linen, 200 x 140 cm, 78 3/4 x 55 1/8 in
Es zeugt von Bedeutsamkeit, dass viele der von Balbzioui dargestellten Personen Masken tragen oder ihre Köpfe durch runde Formen ersetzt sind, die an ein Bullauge oder einen großen, einzelnen Augapfel erinnern. Die Verschleierung der Identität verleiht den Werken eine weitere Ebene des Geheimnisvollen und bezieht sich auf Vorstellungen von Performance und Spiel, ist aber auch ein Akt der gewollten Unterbrechung. Als afro-arabischer Künstler reflektiert Balbzioui oft über die Erwartungen des europäischen Blicks und vermeidet in seinem Werk bewusst Exotik. Am deutlichsten wird dies vielleicht in den Gemälden mit dem Titel Red Horse I und Red Horse II, die eine Figur in Trainingsanzug und Turnschuhen zeigen, welche auf einem Spielplatz-Spielzeugpferd sitzt. Der Künstler lädt ein, in der Darstellung eines Erwachsenen, der das Spiel eines Kindes nachahmt, Humor zu finden, wenngleich die Szene auch eine grundlegende Traurigkeit in sich birgt, die besonders mit Nostalgie und der Unmöglichkeit, etwas Vergangenes wieder zu erleben, zusammenhängt.
Balbzioui versucht, jedes Bild mit neuen Augen zu betrachten, indem er mit verschiedenen künstlerischen Mitteln und Methoden spielt. Beispielsweise hatte der Künstler für die Gemälde Red Horse I und II ein Modell als eine Art Bühnenbild gebaut, das er abfotografiert und mit Photoshop bearbeitet hat, bevor er die Szene schließlich auf zwei Leinwände, die alternative Perspektiven zeigen, übertrug. In ähnlicher Weise wurden die sich wiederholenden Figuren in den Werken Three Accordions und Zebra Flowers ursprünglich mit Photoshop komponiert, um die Idee einer digitalen Störung zu evozieren, die dann auf das Medium der Malerei übertragen wird. Dieser mehrschichtige Prozess verleiht dem Werk eine gewisse Dynamik, die auch durch die rauen, drängenden Pinselstriche und die Verwischung der Farben zum Ausdruck kommt.
Balbzioui selbst hat gesagt, dass seine Gemälde „ein Widerstand gegen die Banalität der Welt“ sind, und in diesem Sinne ist Funny Games vielleicht am besten als ein bewusster Versuch zu verstehen und zu würdigen, das Bild zu destabilisieren, um sowohl dem Künstler als auch dem Betrachter eine freiere kreative Erfahrung zu ermöglichen.
Vernissage: Samstag, 7. August 2021, 18:30 Uhr
Ausstellungsdaten: Montag, 9. August – Samstag, 11. September 2021
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