bis 16.09. | #2771ARTatBerlin | Galerie Brockstedt präsentiert bis Mitte September die Sommerausstellung „Positionen der Moderne – Von Max Klinger bis Willi Baumeister“.
„Die Kunst ist immer zeitgemäß und wirklichkeitsbezogen, sie hat nie anders existiert und kann vor allem nicht anders existieren.“
Fjodor Dostojewski
Künstler halten fest, was sie getroffen oder berührt hat, um es mit uns, dem Betrachter zu teilen. Paul Klee formulierte dies einmal treffend: Sie geben nicht Sichtbares wieder, sondern machen sichtbar!
So dürfen wir in der gerade eröffneten Ausstellung der Galerie Brockstedt auf geradezu museale Weise eine spannende Zeitreise machen auf den Spuren der Moderne, von der Jahrhundertwende bis in die 60er Jahre hinein.
Vilmos Huszár, Stilleven met Vruchten, ohne Jahr, 50 x 59,5 cm, Öl auf Hartfaser
Gezeigt werden Werke von Willi Baumeister • Carl Buchheister • Peter Foerster • Otto Freundlich • Conrad Felixmüller • George Grosz • Vilmos Huzár • Edmund Kesting • Max Klinger • Kosnick-Kloss • Jeanne Mammen • Georg Meistermann • Johannes Molzahn • Richard Müller • Jozef Peeters • Christian Schad • Rudolf Schlichter • Lothar Schreyer • Kurt Schwitters • Bruno Voigt • Erich Wegener.
Carl Buchheister, Komposition Kla, 1933, 29 x 24,5 cm, Öl auf Karton, Collage
Willi Baumeister, Jacques Callot gewidmet, 1940, 54,4 x 65,4 cm, Öl, Lack auf Leinwand
Die rund 40 ausgestellten Unikate führen uns eindrucksvoll vor Augen, wie sehr die Künstler seit der Jahrhundertwende um neue Ausdrucksformen rangen, nachdem sie sich von der hinter der Wirklichkeit liegenden objektivierbaren Wahrheit des Geistes des 19. Jahrhunderts gelöst hatten.
Hannah Kosnick-Kloss, Abstrakte Komposition III,
um 1940, 42 x 29,5 cm, Öl auf Hartfaser
Jozef Peeters, Waterverfschildering I, 1922, 60,2 x 41,5 cm, Aquarell
Der Künstler der Moderne nimmt nun mehr und mehr eine bewusstseinskritische Grundposition ein, in der er im Kunstwerk die Infragestellung der Wirklichkeit und der eigenen Existenz thematisiert:
„Konkret äußert sich dieses relativierte künstlerische Selbstverständnis in der experimentellen Erforschung der bildnerischen Mittel, in der Erprobung einer neuen Bildsprache als Kommunikationsträger des eigenen Inneren sowie in der Suche nach objektivierbaren Kriterien der Gegenstandsbenennung wie Raum – Fläche – Farbe – Bewegung – Lichtwirkung – haptische Qualität – Veränderung.“ So Karin Thomas in ihrer bahnbrechenden Stilgeschichte der bildenden Kunst.
Richard Müller, Vogelinsel, 1915, 17 x 49,5 cm, Kohle auf Papier
Max Klinger, O.T. (Liegender weibl. Akt, Rückenansicht), ca. 1910, 17,7 x 46,2 cm, Kohle auf Papier
Durch ihren persönlichen Blick hindurch wird die den Künstlern umgebende Wirklichkeit, die bewegte Zeitgeschichte dieser Jahrzehnte erlebbar: Die politischen Umbrüche und bahnbrechenden Neuerungen, wie die der Psychoanalyse Freuds mit ihren grundsätzlich neuen Ansätzen für Philosophie und Kreativitätsforschung.
Rudolf Schlichter, Speedy (stehend mit Schnürstiefeln),
um 1930, 190 x 84 cm, Öl auf Leinwand
Ganz gleich, ob es die großen Arbeiten sind, wie die Bronze von William Wauer, „Portrait Nell Walden“ von 1918, das Aquarell „Im Café“ von George Grosz, von 1922, um das Ölbild „Speedy stehend“ von Rudolf Schlichter, aus dem Jahr 1930, das Ölgemälde von Willi Baumeister „Jacques Callot gewidmet“, von 1940, das Ölbild „Le Grand accident“, von Gust Romijn aus dem Jahr 1960 ist, oder kleinformatigere Werke – alle ausgestellten Arbeiten formulieren ganz persönliche bezwingende Aussagen – beziehen in gegenständlicher oder abstrahierter Form Positionen der Moderne.
Bruno Voigt, Frau Merzenich, 1931, 49,9 x 32,2 cm, Tusche, Kohle auf Papier
Auch die vielen anderen Exponate in unterschiedlichsten Techniken, unter ihnen auch stille magische Zeichnungen, führen uns die Dichte der Umbrüche dieser aufregenden forschenden Jahrzehnte der Kunstgeschichte in enormer Vielfalt vor Augen.
Barbara Brockstedt
Ausstellungsdaten: ab sofort bis Samstag, 29. August 2020 – ACHTUNG! verlängert bis Mittwoch, 16. September 2020
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