post-title Muhammad Zeeshan | Serving with White Gloves | Kristin Hjellegjerde Berlin | 06.06.-13.07.2019

Muhammad Zeeshan | Serving with White Gloves | Kristin Hjellegjerde Berlin | 06.06.-13.07.2019

Muhammad Zeeshan | Serving with White Gloves | Kristin Hjellegjerde Berlin | 06.06.-13.07.2019

Muhammad Zeeshan | Serving with White Gloves | Kristin Hjellegjerde Berlin | 06.06.-13.07.2019

bis 13.07. | #2491ARTatBerlin | Kristin Hjellegjerde Berlin zeigt ab dem 6. Juni 2019 die Ausstellung „Serving with White Gloves“ mit Arbeiten des Künstlers Muhammad Zeeshan.

Als ob man die Leinwände durch ein Kaleidoskop betrachtet, wandelt sich unser Blick beim Betrachten der abstrakten Muster, die der pakistanische Künstler Muhammad Zeeshan auf Schmirgelpapier gemalt hat.

Abgebildet sind Karten von Flüchtlingssiedlungen und zurückgeforderten Gebieten in Karachi und anderen Städten Pakistans, die von Zeeshan in Kunstwerke übersetzt wurden. Damit beleuchtet er ein nicht örtlich begrenztes Problem, sondern das global und konstant existierende Leid von Millionen von Menschen. Die Anzahl derer, die vor Verfolgung und Krieg flüchten, hat sich in den letzten 10 Jahren nahezu verdoppelt. Seine Einzelausstellung „Serving with White Gloves“ in der Galerie Kristin Hjellegjerde zeigt die neue Werkreihe des Künstlers vor dem Hintergrund einer weltweiten Problematik, in der Flüchtlinge über Jahre und Jahrzehnte unter grenzwertigen Umständen leben müssen.

Ursprünglich in der Kunst der Miniaturmalerei ausgebildet, verwendet Zeeshan häufig eine anderenorts vorgefundene Bildsprache als Ausgangspunkt für seine Kreationen, in diesem Fall inspiriert von der Struktur urbaner Landschaften. „Das Schema der Karten erinnerte mich an die geometrisch-abstrakte Kunst der 60er und 70er Jahre“, erläutert er. „Diese Künstler*innen folgten geometrischen Vorbildern als sie ihre Werke schufen und auf eine gewisse Art ähnelt das den im Laufe der Zeit von Menschen geschaffenen Wohngebieten.“ Während künstlerische Arbeit jedoch mit Ausdrucksfreiheit verbunden ist, werden diese Orte in Karachi häufig als illegale Siedlungen reglementiert, da die Gebäude ohne genehmigte städtebauliche Planung errichtet wurden. „Es ist ironisch, dass die Gebiete anfangs unfruchtbares Land waren und als unwichtig galten. Erst im Laufe der Zeit sind sie zu sehr bedeutenden, lebhaften Vierteln geworden, weshalb die Regierung nun darauf aufmerksam wird, obschon sich die Bewohner*innen schon in den letzten dreißig oder vierzig Jahren dort niedergelassen haben“, fügt Zeeshan hinzu. In einem Gemälde durchschneiden venenartige Wege leuchtend rot-orangefarbene Formen, die an menschliche Organe erinnern. Zwar entspricht dies den natürlichen Mustern der Wohngebiete, die Referenz auf Körperlichkeit aber ist im Kontext des bürokratischen Konflikts eindringlich und ergreifend. Es stellt sich die Frage: Wer hat das Recht, Land zu beanspruchen, und von wem wird das Land beansprucht?

Der Künstler verweist hiermit auch auf die pakistanische „Landmafia“, die Grundstücke für finanzielle Gewinne annektiert – in der Regel gewaltvoll und unter Zerstörung der natürlichen Ökosysteme. „Wenn wir ein Hochhaus bauen, vergessen wir häufig die Tier- und Pflanzenwelt, die wir dabei zerstören. Wir töten diese vielleicht nicht direkt, aber in jedem Fall zerstören wir ihren natürlichen Lebensraum“, sagt Zeeshan. Eines der farblich zurückhaltendsten Gemälde der Serie scheint ein Gefühl von Gewalt anhand eines Gitters aus silbernen, messerartigen Streifen zu vermitteln.

ART-at-Berlin---Courtesy-of-Kristin-Hjellegjerde-Berlin---Muhammad-Zeeshan-2019
Muhammad Zeeshan – Serving with White Gloves (series – 13), 2019, Pastel auf Sandpapier, 91.4 x 152.4 cm, 36 x 60 in

Eine andere Darstellung zeigt das unmittelbare Nebeneinander von Natur und Stadt, indem neben der Wohnkarte eine Pflanze abgebildet ist. Die Pflanze fungiert als eine Art Memento mori, als ein Erinnerungsstück für die Grünflächen, die zurückgedrängt werden, um Städte sowie künstlich angelegte Parks wachsen zu lassen.

Die Frage der Rückgewinnung hält Zeeshan sowohl für amüsant als auch für verstörend. Er zeigt sich irritiert über das rechtliche Etikett „zurückgefordert“, das zur Legitimation der Stadtplanung und damit zur Zerstörung der Natur verwendet wird, wobei er sich den unheimlich-düsteren Hierarchien bewusst ist, die dabei im Spiel sind. Der Titel der Ausstellung „Serving with White Gloves“ drückt diese Spannung aus, indem er sich auf die mittlerweile veraltete Gepflogenheit eines Kellners bezieht, der Speisen mit Handschuhen serviert, um das Geschirr nicht zu beflecken. Während wir die Formalität dieser Praxis belächeln mögen, hinterlässt sie in uns vielleicht eine ähnliche Stimmung, die Überlegenheit und auferlegte Ordnungen fördert.

Während die eigene Praxis des Künstlers als ein Akt der „Rückeroberung“ der Kartografie betrachtet werden kann, bleibt die ursprüngliche Strukturierung der Karten erhalten. Auf diese Weise sind wir eingeladen, die Werke auf mehreren Ebenen als Kunstwerke sowie Abbildung menschlicher Behausung zu betrachten. Und doch bleiben wir von den Lebensrealitäten, die in den Siedlungen herrschen, distanziert. Vielleicht ermutigen uns die Kunstwerke dazu, über die Gefahr nachzudenken, die mitschwingen, wenn Gesellschaften und Menschen zu visuellen Symbolen gemacht werden.

Vernissage: Donenrstag, 6. Juni 2019, 18:30 bis 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Donnerstag. 6. Juni – Samstag, 13. Juli 2019

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Ausstellung Muhammad Zeeshan – Kristin Hjellegjerde Berlin | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

 

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