post-title Katja Strunz | Space Lips | Contemporary Fine Arts (CFA Berlin) | 07.03.-18.04.2020

Katja Strunz | Space Lips | Contemporary Fine Arts (CFA Berlin) | 07.03.-18.04.2020

Katja Strunz | Space Lips | Contemporary Fine Arts (CFA Berlin) | 07.03.-18.04.2020

Katja Strunz | Space Lips | Contemporary Fine Arts (CFA Berlin) | 07.03.-18.04.2020

bis 18.04. | #2707ARTatBerlin | Contemporary Fine Arts zeigt ab 7. März 2020 die Ausstellung Space Lips mit Skulpturen und Collagen der Künstlerin Katja Strunz.

Die Gegenwart der Vergangenheit ist Katja Strunz’ Thema, Faltung ihre Methode, Metall und Papier sind ihr Material. Es geht in ihrem Werk darum, von A nach B zu kommen – was es bedeutet, warum wir es für so wichtig halten. Es geht um die Beziehung zwischen Zeit und Raum. Um dieses so einschüchternde Kontinuum!

Der traumatisierte Körper faltet Zeit. Traumatische Erfahrungen werden nicht wie Erinnerungen verarbeitet, sie bleiben im Körper haften, werden dort konserviert. Bessel van der Kolk beschreibt in seinem Bestseller The Body Keeps the Score von 2014, wie sich das Trauma „in den Bereich des Gehirns einschreibt, welcher für das körperliche Empfinden, lebendig zu sein, verantwortlich ist“, und enthüllt so die physische Dimension, die das kontinuierliche Wiedererleben der Vergangenheit hat, welches Menschen belastet, die unter posttraumatischer Belastungsstörung leiden. In der Gegenwart nehmen die Überlebenden ihre Traumata als fragmentierte Bilder, Geräusche und Emotionen wahr, die das Gehirn nicht als der Vergangenheit zugehörig registrieren kann.

Mit in sich verwinkelten Formen und Falten gibt Strunz Risse und Einbrüche wieder. Widerständiges Metall faltet sich in feinen Konturen von neutraler Farbtönung. Seiten aus alten Büchern werden in neue Formationen zusammengesetzt. Hängende, eigentlich scharfe Winkel suggerieren bei ihr doch Weichheit. Sieht es genau so aus, wenn das Leben nicht linear, die Gegenwart kaum präsent ist?

ART-at-Berlin---Courtesy-of-Contemporary-Fine-Arts---Katja-Strunz

Auch die Eisenbahn hat die Zeit gefaltet und die Distanzen wie ein Akkordeonbalg in sich zusammenfallen lassen. In einer Zeitungskolumne von 1843 wagte Heinrich Heine zu schreiben: „Durch die Eisenbahnen wird der Raum getötet, und es bleibt uns nur noch die Zeit übrig.“ Die Komprimierung des Raums steigert die Zeit. Der symbolträchtige Zug, der schlingernd durch die Städte des 19. Jahrhunderts rast, und die Flugzeuge und Raketen, die die Fantasie des 20. Jahrhunderts beflügelten, finden heute keine visuelle Entsprechung. Es ist nicht das Bild, sondern die Unsichtbarkeit von Datenfarmen oder Unterwasserkabeln, die unser Zeitalter der Beschleunigung erfasst. Strunz‘ Faltungen abstrahieren diese Paradigmenwechsel. Ihre Skulpturen geben der Art und Weise Gestalt, wie der Fortschritt Perspektive zugleich zusammenzieht und entfaltet. Es geht darum, dass Zeit Geld ist, es geht um das Bedürfnis nach Geschwindigkeit. Doch gibt es auch eine Mäßigung. Eine Mäßigung wie ein großes Wegzoomen. Wie eine Rekalibrierung. Wo immer Du hingehst, Du bist da.

In Katja Strunz’ fünfter Einzelausstellung bei uns zeigt die Künstlerin erstmalig kleinformatigere Skulpturen. Neu sind an diesen Metallfaltungen ihre teilweise farbigen Fassungen. Begleitet werden sie von neuen, seit einigen Jahren zum Kanon des Strunzschen Oeuvres gehörenden „Pulp Paintings“, großformatige zweidimensionale Faltungen bzw. Collagen aus geschöpftem Papier, die auf Leinwand kaschiert wurden.

Katja Strunz (*1970) studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Institutionelle Einzelausstellungen bestritt die Künstlerin u.a. im Indianapolis Museum of Contemporary Art, USA (2019), in der Berlinischen Galerie, Berlin (2013), im Saarlandmuseum Saarbrücken (2010), im Camden Art Center, London (2009) und im Haus Esters Haus Lange in Krefeld (2006). Sie war beteiligt an Ausstellungen in der Sammlung Goetz in München (2013, 2015 und 2018/19), dem Migros Museum, Zürich (2013), der Sao Paulo Biennale, Brazil (2012), dem Mumok in Wien (2010), auf der 55th Carnegie International in Pittsburgh, USA (2008), der Sammlung Boros, Berlin (2008), dem Museum Abteiberg in Mönchengladbach (2006), der Kunsthalle Basel (2003) u.v.a.m.

Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.

Vernissage: Freitag, 6. März 2020, 18:00 – 20:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Samstag, 7. März – Samstag, 18. April 2020

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Bildunterschrift: Courtesy of Contemporary Fine Arts + Katja Strunz

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