bis 11.12. | #2904ARTatBerlin | Galerie Gilla Lörcher präsentiert ab 7. November 2020 die Einzelausstellung Bockspringen mit Skulpturen und Collagen der Künstlerin Iris Musolf.
In der Ausstellung zeigt die Künstlerin ihre jüngst entstandenen harmlos daherkommenden Skulpturen sowie einige sehr poppige Collagen. Iris Musolf, die sich längst einen Namen damit gemacht hat, schonungslos die Strukturen unserer vermeintlich freien und transparenten Gesellschaft zu hinterfragen, legt auch in „Bockspringen“ den Finger in die Wunde: „Welche menschlichen Entwicklungen und Symptome lassen sich an den Oberflächen der Dinge ablesen: an Form, Material, Qualität und Quantität von verfügbaren Konsumartikeln? Welche Abgründe verbergen sich beispielsweise hinter einer mit Luft gefüllten Hülle eines Spielzeugs?“ Iris Musolf lässt uns bei genauerem Hinsehen schockgefrieren.
Iris Musolf über ihre Arbeit: “Sex sells. Das ist die Rechtfertigung für alles. Jede Industrie ist Sexindustrie“, so hat es Laurie Penny formuliert. Meine Obsession gilt banalen Werbe -und Wegwerfartikeln, die von einer Welt erzählen, in der optimierte Oberflächen, vordergründiger Spaß, unverbindlicher Sex und bunte Bilder den Ton angeben. Ich suche darin nach Material, das Form für eine düstere Ahnung sein kann, deren Symptom die Körperlichkeit des Menschen ist. Ich beobachte, wie er mehr und mehr kommerzielle Ressource und industrielles Produktionsmittel wird. Der Mensch als Ganzes verschwindet. Er wird zerteilt in Daten, Zugehörigkeiten, Oberweiten, Likes und Leistung. Die Sexindustrie verstehe ich als übersteigerten Ausdruck davon, auch noch die intimsten Wünsche und verletzlichsten menschlichen Bereiche einer optimierten Kontrolle auszusetzen, die in den Dienst von Algorithmen und steuerbaren Produktionsabläufen gestellt wird. Während dessen verschwinden die menschlichen Eigenarten und Differenzen, sie werden versteckt oder aber im Umkehrschluss verehrt und gefeiert. Phantasien werden zu stilisierten Bildoberflächen oder knallbunten Spielzeugen verharmlost und infantilisiert, während auf der anderen Seite deren Extreme immer ausgefallener und grausamer werden. Was ist eigentlich los?
Iris Musolf, Courtesy Galerie Gilla Lörcher
Iris Musolf, geb. 1980 in Hannover. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Die Künstlerin studierte von 2002 bis 2009 an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Bogomir Ecker und Candice Breitz (Meisterschülerin) und erwarb den Master of Fine Arts an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Sie erhielt in 2005 das Erasmus-Stipendium für Bildende Kunst (Nizza, Frankreich), in 2008 das Stipendium Intensive Program AKI/ArtEZ, Enschede (Holland) und war in 2011 für das Karl Schmitt-Rottluff- Stipendium, in 2012 für das Stipendium der Jungen Akademie der Bildenden Künste und in 2014 für den Sprengel-Preis nominiert. In 2016 erhielt sie den 1. Preis des Kunst-am-Bau-Wettbewerbs des Bundesamt für Strahlenschutz (Salzgitter).
Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Galerien und Institutionen im In- und Ausland präsentiert, u.a. in (Auswahl): Kunstverein Mannheim, Städtische Galerie (Viersen); Neue Galerie Landshut; Goethe Institut (New York City, USA); Konsumverein Braunschweig; International Video Art Festival (Amsterdam und Starnmeer, Niederlande); Biennale für Junge Kunst Moskau (Tsaritsino Museum Moskau, Russland); Biennale Mulhouse (Frankreich); Art Labor Gallery (Shanghai, China); Galerie Anita Beckers (Frankfurt a.M.); Galerie Perpetuel (Frankfurt a.M.); Galerie Manzara (Istanbul, Türkei) und Galerie Gilla Lörcher I Contemporary Art (Berlin).
Vernissage: Samstag, 7. November 3030, 16.00 – 20.00 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag, 7. November – Freitag, 11. Dezember 2020, Do – Sa 15:00 – 18:00 Uhr
Vorschau: Small Wonders | Gruppenausstellung | 12. Dezember 2020 – 22. Januar 2021 | Eröffnung 12 Dez 12 – 20 Uhr
Zur Galerie
Ausstellung Iris Musolf – Galerie Gilla Lörcher | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin