post-title Damien Deroubaix | War Inside My Head | Jordan/Seydoux | 21.01.-04.03.2017

Damien Deroubaix | War Inside My Head | Jordan/Seydoux | 21.01.-04.03.2017

Damien Deroubaix | War Inside My Head | Jordan/Seydoux | 21.01.-04.03.2017

Damien Deroubaix | War Inside My Head | Jordan/Seydoux | 21.01.-04.03.2017

bis 04.03. | #1025ARTatBerlin | Die Galerie Jordan/Seydoux zeigt seit dem 21. Januar 2017 die Ausstellung „War Inside My Head“ des Künstlers Damien Deroubaix.

Die Galerie JORDAN/SEYDOUX präsentiert in der Einzelausstellung Damien Deroubaix – War Inside My Head zum ersten Mal die kompromisslosen Werke des französischen Künstlers. Achtzehn Arbeiten auf Papier, darunter fünf neue großformatige Holzschnitte und zehn Zeichnungen, geben einen Einblick in Deroubaix’ apokalyptische Bildwelt.

Damien Deroubaix’ Hybridfiguren und Chimären, seine düsteren Visionen mit Motiven wie Disteln, Glühbirnen, Stieren, Stacheldraht, dem alles sehenden, überwachenden Auge, Totenschädeln und Skeletten, reflektieren klassische Vergänglichkeitsbilder und -symbole, sind Kritik am Kapitalismus und an der Kommerzialisierung des Kunstmarkts. Sie verdichten sich zu einer kohärenten persönlichen Mythologie, kreisend um die Unruhen und das Bedrückende in der Welt.

Die Vergangenheit hat Zeichen hervorgebracht, mit denen sich für Deroubaix die Gegenwart kommentieren lässt. Es sind Namen wie Hans Holbein d. J., Hieronymus Bosch, Odilon Redon, Otto Dix, John Heartfield, Max Beckmann, Anselm Kiefer, die beim Eintauchen in sein Bildsystem in den Sinn kommen, dann die Bibel, Götter und Dämonen diverser Religionen, Voodoo, Joseph Conrad, Shakespeare, Graphic Novels, der Nationalsozialismus, Pornographie, und immer wieder: Dürer, Goya, Picasso. Guernica brachte ihn zur Kunst.

Damien Deroubaix (* Lille 1972) hat in Saint-Étienne und in Karlsruhe studiert und zehn Jahre in Berlin verbracht. Er lebt und arbeitet im französischen Meisenthal an der Grenze zum Elsass und in Paris. 2009 war Deroubaix für den Prix Marcel Duchamp nominiert. Zahlreiche Einzelausstellungen in Frankreich, Deutschland und der Schweiz und zuletzt im MUDAM, Luxemburg, machten ihn bekannt. Seine Werke befinden sich unter anderem im Museum of Modern Art, New York, im Musée national d’Art moderne, Centre Pompidou, Paris, im Kunstmuseum St. Gallen, im Albrecht-Dürer-Haus, Nürnberg, und im Städtischen Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen.

Das Interesse an klassischen Medien wie Malerei und den verschiedenen historischen druckgraphischen Verfahren, und das Festhalten am Figurativen unterscheidet ihn von vielen Zeitgenossen. Holzschnitte, Holzstiche, Lithografien, Radierungen und Siebdrucke stehen gleichrangig neben der Malerei. Großformatige Radierungen mit Aquatinta und Kaltnadel – wie The Painter und René (ein Portrait seines Druckers) – offenbaren Deroubaix’ Faszination an der Technik, an den Kontrasten von Weiß und tiefstem Schwarz, von scharfen und weichen Konturen. Seit Deroubaix den Totentanz-Zyklus Hans Holbeins d.J. in Basel gesehen hatte, nutzt er auch das Medium des Holzschnitts. Seine Zeichnungen sind dagegen skizzenhafter, probieren aus, weisen vor und zurück auf Gemälde und Drucke, haben aber dennoch eigenen Bildstatus. Deroubaix’ Werke sind inhaltlich und formal wie Collagen angelegt: Sie setzen sich aus Einzelmotiven zusammen, die in einer bühnenartigen Komposition arrangiert werden, auch verwertet er Ausschnitte aus Werken in anderen Arbeiten.

Deroubaix hat Göttinnen, Götter und Dämonen aller Kulturkreise und Religionen beschworen, er hat sie in der Musik, in Museen, Büchern, in der Politik und Weltgeschichte gefunden. Das Okkulte, Religion, Musikrichtungen und Subkulturen wie Metal, Punk und Gothic prägen die Symbolik der Bildwerke. Schöpfung und Zerstörung liegt seinen Gestalten gleichermaßen inne. Eine der Figuren ist Pazuzu, ein Dämon der babylonischen und assyrischen Mythologie, der durch den Film The Exorcist (1973) Eingang in die Popkultur fand, und um den es auch im Prequel Exorcist: The Beginning (2004) geht. Neben vielen weiteren Referenzen trägt auch ein Song der polnischen Death-Metal-Band Behemoth den Namen des Dämons. Deroubaix ist von der Komplexität der Figur fasziniert, seitdem er eine Pazuzu-Statuette im Louvre gesehen hatte: die erhobene Hand symbolisiert Leben, die gesenkte den Tod. Im zweifarbigen Holzschnitt The Painter 3 taucht Pazuzu in einer perspektivisch angelegten Raumsituation auf, die zwischen unheimlichem Dachbodeninterieur und Außenraumdarstellung oszilliert. Von einer totempfahlartigen Konstruktion hängen Glühbirnen herab. Das helle Licht kommt von jedoch von außen. In der Fensteröffnung steht eine kleine Statuette. Der rechts zu vermutende Künstler sitzt in sich versunken, in melancholischer Haltung, erinnernd an Picassos oder Edvard Munchs (weinende) Frauenfiguren.
Ein langer düsterer Schatten mit mächtigem Glied, das nackte männliche Selbst, gibt den bedrohlichen Ton des Blattes vor.

Neben der Kunstgeschichte bleibt Metal (speziell Grindcore und Death Metal) aus den 1980er Jahren bis heute ein wichtiger Referenzpunkt. Viele Bild- sind den Songtiteln dieser aggressiven, provokativen, pessimistischapokalyptischen Musikrichtung und Lebenshaltung entlehnt. War Inside My Head von der US-amerikanischen Crossover thrash-Band Suicidal Tendencies aus den 1980er Jahren (Album: Join the Army, 1987) gibt gleich zwei Blättern in der Ausstellung ihren Titel. Deroubaix deutet in der Zeichnung (2016) und im Holzschnitt (2017) den Ausgangspunkt düsterer Gewaltszenarien an: Martialisch-stilisierte Offiziersköpfe mit Reißverschlüssen als Mündern, für den Krieg gezäumte Pferde, ein Hybrid aus Tigerkörper und Skorpionschwanz, der omnipräsente schwarze Schatten – die Angst vor dem eigenen Selbst. Die Apokalypse ist vom Menschen verursacht, nicht von Gott. Immer wieder taucht das Pferd auf: Ist es das trojanische Pferd, ein Kentaur, Pegasus, ein Zirkuspferd, oder sind es die Pferde der Apokalyptischen Reiter? Es geht um Krieg, Macht und Sieg, wie die vielfache Anwesenheit der Siegesgöttin Nike/Victoria (oder ist es Dürers Nemesis?) in den neueren Arbeiten auf Papier nahelegt. In manchen der Werke (Victoire, 2017) vermischt sich die Frauenfigur mit der vielbrüstigen Artemis von Ephesos, die schon in früheren Arbeiten auftauchte. Frauenakte, die im Œuvre des Künstlers zuvor eine größere Rolle gespielt hatten, zitieren westliche Tropen und Ideale, gehen aber zugleich in den Bereich der Pornographie über – oder deuten wie im Holzschnitt The Painter 1 einen BDSM-Bezug an.

Damien Deroubaix’ blasphemische Bilder zwischen Hochkunst und Trash, zwischen Verwunderung und Weltschmerz affizieren den Betrachter unmittelbar. Seine Kunst ist neo-symbolistisch, post-dadaistisch, antiutopisch, und dabei durchaus politisch, um unsere Gesellschaft besorgt. Diese Kunst handelt vom Ende und vom Ursprung der Welt.

Ina Dinter

 

Vernissage: Samstag, 21. Januar 2017, 18:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Samstag, 21. Januar bis Samstag, 04. März 2017

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Bildunterschrift: via Jordan/Seydoux, Damien Deroubaix

Ausstellung Damien Deroubaix – Jordan/Seydoux – Kunst in Berlin ART at Berlin

 

 

 

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