bis 15.01. | #3269ARTatBerlin| Daniel Marzona zeigt derzeit eine Ausstellung mit Skulpturen und Collagen des Künstlers Bernd Lohaus.
Bernd Lohaus‚ dritte Einzelausstellung in der Galerie vereint eine zweiteilige Holzskulptur, die auf dem Boden steht, eine wandbezogene Skulptur sowie mehrere Collagen und Arbeiten auf Papier, die zwischen 1969 und Mitte der 80er Jahre entstanden sind.
Historisch in Fluxus und Minimal Art verankert, sind Lohaus‘ skulpturale Arbeiten irgendwie verletzlich. Indem er die vorgefundene Persönlichkeit des Holzes aufgreift, ohne sich direkt darauf zu beziehen, werden seine Skulpturen durch minimale Eingriffe mit Bedeutung aufgeladen. Eingeschriebene Präpositionen, Namen oder Satzfragmente zieren manchmal die extrem schwere Präsenz der aschfarbenen Stücke und geben Hinweise auf mögliche Beziehungen, die die Werke in eine andere Sphäre stellen.
Obwohl gewichtig und statisch, impliziert Lohaus‘ Anordnung der skulpturalen Elemente das Potenzial für Bewegung: Holzbalken lehnen an einer Wand oder sind so platziert, dass sie eine mögliche Neuanordnung vorschlagen. Die Teile sind nicht aneinander befestigt, sondern gestapelt oder lose aneinandergelegt, was ihre innere Spannung noch verstärkt.
Lohaus‘ Untitled (1991), das aus zwei sorgfältig platzierten Balken aus Azobe besteht, einem grob strukturierten, dichten und schweren Holz, das für seine große Stärke und Widerstandsfähigkeit bekannt ist und häufig in seinen Skulpturen verwendet wird, ist bezeichnend für Lohaus‘ wesentliche Fähigkeit, menschliche Spannungen zu verkörpern und Beziehungen innerhalb und zwischen scheinbar unbelebten Einheiten zu artikulieren.
Lohaus‘ Collagen weisen eine ähnliche Dynamik auf. Ihre formale Reduziertheit kann mit ausdrucksstarker Sprache (z.B. NEIN und JA) kollidieren und ein Wechselspiel von hoher Emotion und bescheidenen, unprätentiös eingesetzten Materialien hervorrufen. Die Wörter bleiben trotz ihrer jeweils klaren Bedeutung undeutlich und lassen Verbindungen untereinander nur erahnen.
Das Gefühl der Spannung wird durch den bescheidenen Einsatz von Klebeband und Buntstiften noch verstärkt. Die Markierungen sind absichtlich gesetzt und ähneln doch den Spuren eines Gesprächs. Diese transformative Qualität ist in allen Arbeiten von Lohaus präsent und macht sein Werk in seiner unterschwelligen Ausdruckskraft einzigartig.
Bernd Lohaus, Installation view at Daniel Marzona, Berlin, 2021.
Courtesy of the estate of Bernd Lohaus and Daniel Marzona, Berlin
Bernd Lohaus wurde 1940 in Düsseldorf geboren und starb 2010 in Antwerpen. 1965 gründete er zusammen mit seiner Frau Anny De Decker die Antwerpener Galerie Wide White Space (bis 1976). Nachdem er mit Fluxus-ähnlichen Happenings begonnen hatte, gab er 1969 sein internationales künstlerisches Debüt in Harald Szeemanns Ausstellung „When Attitudes Become Form“ in der Kunsthalle Bern. Im September 2014 eröffnete Daniel Marzona seine Berliner Galerie programmatisch mit einer Einzelausstellung des wegweisenden Künstlers. Lohaus‘ Arbeiten wurden in internationalen Institutionen gezeigt, zuletzt in der Skulpturenhalle Neuss (2019) und im Palazzo Grassi, Punta Della Dogana, Venedig (2020).
Ausstellungsdaten: Freitag, 30. Oktober 2021 bis Samstag, 15. Januar 2022
Titelbild: Bernd Lohaus, Installation view at Daniel Marzona, Berlin, 2021. Courtesy of the estate of Bernd Lohaus and Daniel Marzona, Berlin.
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