post-title Anna Oppermann | Das Bild steht auf der Fensterbank | Galerie Barbara Thumm | 15.02.–18.04.2020

Anna Oppermann | Das Bild steht auf der Fensterbank | Galerie Barbara Thumm | 15.02.–18.04.2020

Anna Oppermann | Das Bild steht auf der Fensterbank | Galerie Barbara Thumm | 15.02.–18.04.2020

Anna Oppermann | Das Bild steht auf der Fensterbank | Galerie Barbara Thumm | 15.02.–18.04.2020

bis 18.04. | #2691ARTatBerlin | Galerie Barbara Thumm präsentiert ab 15. Februar 2020 die Ausstellung „Das Bild steht auf der Fensterbank“ mit Werken der Künstlerin Anna Oppermann (1940-1993). Es ist die vierte Galerieausstellung der Künstlerin.

„Das Bild steht auf der Fensterbank“ zeigt frühe Ensembles und Einzelwerke. Die Ausstellung vollzieht Oppermanns Schritt vom Bild in den Raum nach und befasst sich mit ihrem zeichnerischen Werk. Der Titel der Ausstellung greift die poetische Ambivalenz eines Werktitels von Anfang der 1970er Jahre auf und lässt die Wechselwirkungen zwischen Einzelbild und Installation, zwischen Körper, Blick und Umraum erfahrbar werden.
Die Galerieausstellung folgt den beiden umfangreichen Einzelausstellungen in der Kunsthalle Bielefeld und im Carpenter Center for the Visual Arts in Boston, die Oppermanns Oeuvre vom Frühwerk ausgehend neu betrachteten.

Hierzu einige Auszüge des Katalogtextes von Friedrich Meschede:

Zeichnen nach der Natur

Der vollständige Titel eines Hauptwerkes von Anna Oppermann ­lautet: Künstler sein. Zeichnen nach der Natur, zum Beispiel Lindenblütenblätter. Das Ensemble ist entstanden von 1968 bis 1985, und im Titel manifestiert sich ein wichtiger Aspekt zum Verständnis des Oeuvres der Künstlerin. Zu zeichnen ist ein Bekenntnis, das ­oftmals hinter der stilprägenden Errungenschaft der „Ensembles“ zurücktritt. Diese raumgreifenden Wucherungen von Notaten, Fundstücken, Fotografien und kleinen Zeichnungen, die Anna Oppermann für sich als „Ensembles“ bezeichnet hat, haben alle Interpreten immer fasziniert.
Künstler sein muss als Manifest der übergeordneten Intention gelesen werden und als der unabdingbare Wunsch, ein anderes Leben führen zu wollen, als es die gesellschaftliche Konvention damals ­vorgibt. Künstler sein ist als ein Gegenentwurf zu verstehen. Der ­erweiterte Titel Zeichnen nach der Natur kennzeichnet dabei die bisher vielleicht unterschätzte Seite der Künstlerin Anna Oppermann, die im Folgenden näher betrachtet werden soll. Anna Oppermann ist zuerst Zeichnerin und aus diesem Selbstverständnis heraus Beobachterin ihrer unmittelbaren Umgebung.

Zeichnen ist eine ganz unmittelbare, elementare Tätigkeit, sich der Welt zu vergewissern. Jeder kann es tun, man kann sagen, es ist die ursprünglichste Form der Mitteilung, die ihre nächste Stufe in der Schrift zum Ausdruck bringt. Zeichnen und Schreiben sind alltägliche Vorgänge, Ausdrucksformen, die jedem eigen sind.
In der engeren kunsthistorischen Bedeutung wird die Zeichnung oftmals als Entwurf verstanden, im Sinne einer Skizze, und damit wird ihr als Medium sowohl etwas Konzeptionelles (designo) zugeschrieben als auch etwas Flüchtiges, das auf eine Ausführung in ­einem anderen künstlerischen Medium verweist. Die Bildhauerzeichnung z. B. entwirft auf Papier, was in einem ganz anderen ­Material dreidimensional umzusetzen ist. Die Malerzeichnung ­studiert Details, entwickelt Kompositionen. Die Zeichnerzeichnung studiert die Welt.

Genauso verhält es sich bei Anna Oppermann. Bei ihr erscheint die Zeichnung als fertiges Bild, als exakt so angelegte vollendete Ausführung einer Bildidee, die keiner weiteren Umsetzung bedarf. Die Zeichnung ist das Bild, aber deshalb kann Anna Oppermann nicht als Malerin bezeichnet werden. Diese Feststellung betrifft das gesamte Frühwerk und Tafelwerke, die über das übliche Papierformat hinausgehen und damit den Anspruch eines vollwertigen Bildes zum Ausdruck bringen. Es geht um die Beobachtung der (häuslichen) Welt, und die Beobachtende porträtiert sich darin selbst, ohne ihr Bildnis preiszugeben. Das gesamte Werk wird zu ­einem Porträt ihrer selbst als Beobachterin von Binnenwelten.

Mit dieser Erkenntnis lassen sich die anderen Zeichnungen und Frühwerke deuten und sie belegen, wie sehr Anna Oppermann eigentlich als Zeichnerin neu zu bewerten ist. Alles ist Zeichnung und das meint, es kommt aus der akribischen Beobachtung der eigenen Umgebung heraus. „Zeichnen nach der Natur“ wäre im doppelten Sinn zu verstehen. Es meint ironisch gedeutet die Abkehr vom akademischen Ideal des 19. Jahrhunderts, es kann aber auch genau als das Bekenntnis verstanden werden, in dieser künstlerischen Technik das Ideal des eigenen Ausdrucks gefunden zu haben. Alle frühen Werke von Anna Oppermann entstehen als Zeichnung und man darf in verkürzter Weise daraus schließen, dass die Handzeichnung jenes künstlerische Medium ist, in der sich Künstler alle Jahrhunderte hindurch ihrer Welt vergewissert haben, sei es von der ersten Wahrnehmung der sichtbaren Wirklichkeit seit Albrecht Dürer bis zur Blütezeit der deutschen Romantik, oder von Adolf Menzel und seinen Studien abseits der großen Aufträge bis zur Zeitgenossenschaft von Anna Oppermann. Zeichnung ist das Medium der persönlichen Weltentdeckung und die Darstellungsweise ihrer Erkenntnis daraus. (…) Zeichnen nach der Natur ist die Grundlage für Anna Oppermann, Künstlerin zu sein.

ART at Berlin - Courtesy of Galerie Barbara Thumm and Estate Anna Oppermann - 1968
Anna Oppermann
Untitled, 1968
Pencil and colored crayon on paper
38,1cm x 30cm
courtesy Galerie Barbara Thumm and Estate Anna Oppermann

Der Galerieaufbau der Ensembles wurde interpretiert von Anna Schäffler.

Begleitend zur Ausstellung wird es ein Rahmenprogramm geben. Die Termine der Abendgespräche werden noch genannt.
Der Katalog zur Ausstellung im Carpenter Center wird derzeit produziert und kann über die Galerie bestellt werden.

Den vollständigen Text von Friedrich Meschede über Anna Oppermann finden Sie hier.

Vernissage: Freitag, 14. Februar 2020, 18 – 21 Uhr

Ausstellungsdaten: Samstag, 15. Februar – Samstag, 18. April 2020

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Ausstellung Anna Oppermann – Galerie Barbara Thumm | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

 

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