bis 13.10. | #2553ARTatBerlin | EIGENHEIM Berlin präsentiert ab 30. August 2019 die Gruppenausstellung ALL DAY REVOLUTION | Unsere Liebe Digitalität mit den Künstler*innen Max Albrecht, Fanny Josefine Dehnkamp, Samira Engel, Thomas Hawranke, Johannes Heinke, Stephan Isermann, Tonio Mundry, Adam Noack, Katrin Steiger, Marcus Sternbauer und Sirin Unmanee. Im Salon wird Malerei von Anna Bittersohl gezeigt.
Die dritte Ausstellung von EIGENHEIM Weimar/Berlin als offizielles Schaufenster der Bauhaus-Universität Weimar zum Jubiläum 100 Jahre Bauhaus beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten der Digitalisierung unserer Gesellschaft. Ein sehr weites und unter verschiedenen Aspekten viel diskutiertes Thema, denn in unserem Alltag findet eine Umwälzung statt, welche den Grundzügen einer Revolution gerecht wird.
Tonio Mundry – Original Spam Infinite Influence
Nicht umsonst wird seit einem Jahrzehnt der Begriff der Digitalen Revolution, einem Wandel aller Lebensbereiche durch digitale Technik, intensiv diskutiert. Ähnlich wie die industrielle Revolution, welche Grundlage für die Entstehung des Bauhauses war, wird auch die Digitale Revolution neue Formen des Zusammenlebens sowie der Kunst und Gestaltung nach sich ziehen. Die damit einhergehenden Veränderungen in der Wirtschafts- und Arbeitswelt, in der Öffentlichkeit und im Privatleben vollziehen sich in rasanter Geschwindigkeit. Neue Medien beeinflussen zunehmend Kommunikationsverhalten, Sozialisationsprozesse und Sprachkultur. Anwendungsbereiche und Entwicklungspotenziale von Künstlicher Intelligenz gehören genauso zu den Trends und offenen Zukunftsfragen wie unser Umgang mit den Sozialen Medien, Big Data oder der flächendeckenden Überwachung. Dabei sind wir in eine liebliche Liaison mit der Digitalität eingegangen, ohne das wir uns schon jetzt über die Auswirkungen bewusst sind. Die Komplexität der Zusammenhänge schürt Ängste genauso wie sie neue Utopien weckt.
Die Ausstellung ALL DAY REVOLUTION – unsere Liebe Digitalität will sich dieser inhaltlichen Bandbreite durch künstlerische Positionen annähern, wohlwissend, dass die einzelnen Positionen keinen universellen, sondern einen eher expliziten Zugang zu den jeweiligen Diskursen finden. So erforscht Thomas Hawranke, in seinen Arbeiten die Wirkungsweise von Technologie auf Gesellschaft und zeigt mit der Machinima Installation Grand Ape Town eine digitale Großstadtutopie, aufbauend auf dem Videospiel Grand Theft Auto V, in welcher Mensch und Tier gleichberechtigt nebeneinander existieren. Die in einer IT- Firma entstandenen Zeichnungen von Adam Noack stellen, scheinbar überspitzt jedoch ziemlich authentisch, die neue digitale Arbeitsplatzkultur dar und sorgt ähnlich wie die Arbeit Pig Simulator von Stephan Isermann neben all den Ungewissheiten doch auch mal für ein Lächeln auf den Lippen des Besuchers.
Stephan Isermann – Pig Simulator
Genauso wie man sich in der Arbeit Pig Simulator in die virtuelle Realität eines Schweines hineinversetzen kann, ist es auch in der Arbeit von Tonio Mundry durch die Zuhilfenahme einer VR-Brille möglich, den traditionellen Bildraum einer Malerei zu verlassen und in den erweiterten dreidimensionalen Raum hinter dem Bild zu steigen. Durch die Schulung eines neuronalen Netzwerkes mit 80.000 Instagram Fashion Bildern hat Mundry darüber hinaus ein 24 Stunden Video erzeugt, welches die universelle Sprache dieser Bilderflut herauskristallisiert. Johannes Heinke beschäftigt sich in seiner Arbeit Fallstudien zur Eventualität mit Simulationszentren von Institutionen wie der Deutschen Bahn oder der Luftwaffe. Über die Ästhetik einer technischen Kulisse verweisen Heinkes Fotografien auf den Drang des Menschen, das eigene Schicksal vorwegzunehmen und zu verbessern, unter Zuhilfenahme simulierter Prozesse und virtueller Realität. Max Albrecht beschäftigt sich in seinem Bitcoin-automaten mit dem Hype der virtuellen Währungen, Katrin Steiger produzierte eine Modelinie mit einem digitalem Camouflage und Funny Josephine Dehnkamp befasst sich in ihrem Song und dazugehörigen Musikvideo auf poetische, jedoch sehr reduzierte Weise, mit der Liebe im digitalen Zeitalter. Viele Ansätze für die Auseinandersetzung mit der Digitalen Revolution in unserem Alltag bietet diese Ausstellung und wir freuen uns darauf, diese mit Ihnen zu diskutieren.
Anna Bittersohl im Salon von EIGENHEIM Berlin
Im Salon der Galerie werden in der Ausstellung how to keep a bird without killing zeitgleich Werke der Künstlerin Anna Bittersohl gezeigt.
Schon lange arbeiten Anna Bittersohl und EIGENHEIM Weimar/Berlin in verschiedenen Ausstellungsprojekten zusammen, mit dieser Soloausstellung möchten wir Anna Bittersohl nun als neue Hauskünstlerin der Galerie vorstellen. Freuen Sie sich mit uns und lassen Sie sich in die dichte, mystisch poetische malerische Welt dieser Ausnahmekünstlerin entführen. Zur Ausstellung wird ein Katalog erscheinen.
Anna Bittersohl führt den Betrachter in ihren oft großformatigen Ölgemälden vor teils dicht bewachsene, teils von einzelnen Figuren bevölkerte Landschaften, die ihm seinen Standpunkt im Hier und Jetzt nach und nach entziehen. Dem Auge vertraute kunsthistorische Elemente wie Horizontlinien, perspektivisch angelegte Figurenkonstellationen und florale Partien finden plötzlich auf-, unter- und übereinander statt, motivische Grenzen verschwimmen und die Komposition erscheint in vielen Teilen fehlskaliert. Blüten so groß wie menschliche Körper, ein Kopf im Profil vor loderndem Himmel, Menschen, Tiere und Pflanzen gemorpht zu hybriden Wesen: Bittersohls Arbeiten erinnern entfernt an Collagen, wenn die Künstlerin ursprünglich angelegte Motive übermalt, nur um sie schließlich durch das nicht ganz rückstandslose Abnehmen von Farbe wieder auftauchen zulassen. Dabei geht es ihr darum, den zeitlichen Ablauf der Werkgenese stets sichtbar zu lassen. Denn ihr Interesse gilt den verschiedenen Zuständen von menschlichen Generationen und ihrer Umwelt, die sich in Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, aber auch räumlich in Innen und Außen einteilen und erfassen lassen. Diese konzeptionellen Grenzen möchte die Künstlerin aufbrechen, indem sie Elemente durch Skalierung in neue Kraftverhältnisse setzt, Durchbrüche zu vorherigen Bildstadien herstellt und sich malerisch auf die Suche nach alternativen Wahrheiten begibt.
Eine statische Bestandsaufnahme eines Ist-Zustands ist für Anna Bittersohl nicht genug, da Wahrheit sich stetig wandelt und von Erfahrungen und Erinnerungen überformt wird. Die sich daraus ergebende Unmöglichkeit, jemals einen Zustand als den finalen, „richtigen“ anzusehen kontrastiert die Künstlerin mit dem menschlichen Verlangen, den eigenen Fortschritt und die technischen Möglichkeiten unserer Zeit stets als das Bestmögliche anzusehen und der Natur überzuordnen.
In How to keep a bird without killing? geht Anna Bittersohl dabei auf ein Universelles und in vielen Formen und unterschiedlichen Ausprägungen vorhandenes Prinzip ein. Wie kann etwas Kostbares bewahrt werden ohne es durch zu viel Liebe, Schutz und Aufmerksamkeit zu töten? Durch Konzentration auf etwas sehr Kleines besteht dabei eine größere Wahrscheinlichkeit das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Im übertragenen Sinne fragt die Künstlerin jedoch zeitgleich danach – Wie bewahre ich etwas Kostbares ohne dafür zu töten? Ein ähnlich weitgreifendes Prinzip, welches letztendlich Grundlage für unzählige Konflikte ist. Wieder gilt es den Blick für das Große und Ganze nicht zu verlieren und vernünftig und bedacht zu handeln.
Vernissage: Freitag, 30. August 2019, 19:00 – 22:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 30. August bis Sonntag, 13. Oktober 2019
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