bis 31.05. | #4605 ARTatBerlin | Galerie Tammen zeigt ab 04. April 2025 die Duo-Ausstellung „Re:Solution“ die Künstlerinnen Anna Arnskötter und Rubica von Streng.
Mit der Zusammenschau von Anna Arnskötters architektonisch anmutenden Keramikskulpturen und Rubica von Strengs vielschichtigen, vorwiegend abstrakten PortLand-Gemälden schafft die Berliner Galerie Tammen einen spannenden Resonanzraum. Zwei ganz unterschiedliche Betrachtungen desselben brennenden Themas treffen in der Ausstellung aufeinander: Beiden Künstlerinnen geht es um den Erhalt der Natur – und um die Zukunft unseres Planeten in Zeiten anthropogener Transformation und Ausbeutung.
„Die Wunder unseres Planeten – von Ton und Pigmenten bis Mensch und Natur – poetisch versammelt. „Mit diesen Worten fasst die Kunsthistorikerin Helen Adkins die Essenz der Gegenüberstellung von Anna Arnskötters Keramikskulpturen und Rubica von Strengs Gemälden aus dem Zyklus „PortLand“ in der Berliner Galerie Tammen zusammen. Vom 4. April bis 31. Mai 2025 ist dort in der Ausstellung „Re:Solution“ erstmals eine kuratierte Auswahl der Werke beider Künstlerinnen zu sehen. Zur Eröffnung am 4. April, 19–22 Uhr, gibt Helen Adkins eine Einführung.
„Universale Menschlichkeit, jenseits von Epoche, Kultur und Religion, ist Anna Arnskötters Sujet“, so Adkins. „Ihre imaginären Bauten beziehen sich auf Wunderwerke, die unsere Ahnen ohne hochmoderne Technik errichtet haben.“ Dagegen bieten Rubica von Strengs Gemälde einen visionären Blick in die Zukunft unseres Planeten und seiner Bewohner. „Mensch und Natur gehören darin unmittelbar zusammen“, sagt die Kunsthistorikerin. „Sie sind Teil eines und desselben energetischen und globalen Systems.“
Beide Künstlerinnen integrieren architektonische Motive in ihre Arbeiten: die eine konkret-skulptural, die andere abstrakt-strukturell. Zwischen ihren Positionen entsteht ein Dialog über die Repräsentation von Raum und Zeit. Dabei ergänzt die taktile Qualität von Arnskötters Keramik die texturale Tiefe in von Strengs Gemälden – so bietet die Ausstellung ein multisensorisches Erlebnis von Form und Farbe.
Das Zusammenspiel beider Oeuvres erzeugt überdies eine Spannung zwischen zwei- und dreidimensionalen Darstellungen dynamischer Entropie und fließender Transformation. „Beide Künstlerinnen erfassen die Spannung zwischen Stabilität und Wandel auf unterschiedliche Weise“, sagt Galerist Werner Tammen. „Von Strengs Gemälde lösen durch ihre fließenden, geschichteten Kompositionen definierte Formen in abstrakt organische Texturen auf. Ihre Werke evozieren Systeme im Fluss – Räume, in denen Veränderung weder linear noch vorhersehbar ist, sondern Teil eines ständigen Aushandelns zwischen Ordnung und Chaos.“ In Arnskötters Skulpturen ist die dynamische Entropie im Spannungsverhältnis zwischen dem Architektonischen und dem Organischen verankert: „Sie offenbaren Unregelmäßigkeiten und Imperfektionen. Mit ihren porösen Oberflächen und unregelmäßigen Konturen spiegeln sie natürliche Prozesse wie Erosion, Wachstum und Zerfall – transformative Kräfte, die darauf hinweisen, dass selbst die solidesten Strukturen oftmals fragil sind“, so Tammen.
Anna Arnskötter, Kleine Bauten, Gewächs II, 2023, Keramik, 65 x 30 x 30 cm
Anlässlich des Berliner Gallery Weekends finden zwei besondere Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung statt: Am Samstag, den 3.5., intoniert der Komponist Alexander Eulgem ab 18 Uhr eine musikalische Antwort auf Rubica von Strengs Werkserie „Seasons of PortLand“. Und am Sonntag, den 4.5., lädt die Galerie ab 15 Uhr ein zu einem Liedernachmittag der mit Anna Arnskötter befreundeten Mezzosopranistin Sigrid Wiedemann, die von Boris Schönleber am Klavier begleitet wird.
„Rubica von Strengs Malereien verschaffen den Betrachtenden ein fortwährendes, bewegendes Seherlebnis. Durch das Auffächern unterschiedlicher Motivelemente, aber auch durch den Einsatz gestisch artikulierter Farb- und Formfragmente wirken ihre PortLand-Arbeiten besonders faszinierend und metaphernreich. Sie eröffnen viele Blickrichtungen – in die Tiefe, in die Weite, in die Zukunft.“
– Kerstin Bitar, wissenschaftliche Leiterin des Museums Sammlung Rosengart in Luzern-
„Die Turme und Turmhäuser von Anna Arnskötter sind standfeste Bauten. Sie streben nicht nach göttlicher Macht, sondern sind als sichtbare Orte des Schutzes gebaut. Sie wirken archaisch und zugleich futuristisch. Zeitlos. Es sind Elementarräume, angelehnt an Reservoire und landwirtschaftliche Behältnisse, Wasser- und Leuchtturme sowie Räume stiller Andacht.“
–Helen Adkins, Kunsthistorikerin, Berlin-
Über Anna Arnskötter
Anna Arnskötter ist 1961 im westfälischen Greven geboren und studierte Bildhauerei an der Freien Akademie Nürtingen. Seit Mitte der 1990er Jahre präsentiert sie in zahlreichen Ausstellungen ihre Arbeiten, bei deren architektonischen Bezügen immer wieder Treppen und Turme sichtbar werden. Im Jahr 2000 erhielt sie den Förderpreis der Darmstädter Sezession, 2003 ein Stipendium der Käthe-Dorsch Stiftung, Berlin, sowie die Künstlerförderung des Landes Berlin. Arnskötter lebt und arbeitet in Lentzke und Berlin.
Über Rubica von Streng
Geboren 1992 in Berlin, studierte Rubica von Streng an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe und an der Universität der Künste in Berlin (UdK). Dort schloss sie 2018 das Studium als Meisterschülerin ab. 2019 nahm sie an der internationalen Gruppenschau „Taking Root“ der Düsseldorfer Kunsthalle (KIT) teil; zwischen 2020 und 2022 folgten zahlreiche weitere Ausstellungen, unter anderem im Haus der Kunst, München. Fast 20.000 Gäste sahen 2023 ihren Werkzyklus „Totentanz“ im Museum der Kulturkirche St. Jakobi Stralsund. 2024 gastierte sie mit PortLand-Arbeiten unter anderem im CICA Museum in Südkorea. Von Streng lebt und arbeitet in Berlin.
Vernissage: Freitag, 04. April 2025, 19:00 – 22:00 Uhr, Einführung: Helen Adkins
Ausstellungsdaten: Freitag, 04. April bis Samstag, 31. Mai 2025
Bildunterschrift Titelbild: Rubica von Streng, Desert Rose, 2024, Öl auf Leinwand, 210 x 150 cm
Ausstellung Anna Arnskötter & Rubica von Streng – Galerie Tammen | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin