bis 05.04. | #4583ARTatBerlin | Sprüth Magers Berlin präsentiert ab 12. Februar 2025 (Vernissage: 11.02.) eine Einzelausstellung des Künstlers Otto Piene.
Otto Piene, ein Gründungsmitglied des einflussreichen Nachkriegskunstkollektivs ZERO, erforschte in seinem Werk immer wieder die sich wandelnden Begriffe des Materiellen und Immateriellen. Monika Sprüth und Philomene Magers freuen sich, eine Einzelausstellung in der Berliner Galerie zu präsentieren, die eine Auswahl von Pienes Feuerbildern neben seinen letzten Keramikarbeiten zeigt. Beide Werkgruppen beschäftigen sich mit dem Element Feuer und seinem kreativen Potenzial, mit dem der Künstler bereits 1959 zu experimentieren begann und während seiner gesamten Karriere fortsetzte.
Als Bilder alchimistischer Verwandlung verschieben Pienes Feuerbilder die Grenzen des Mediums, indem sie die archaische Kraft des Feuers nutzbar machen. Ausgehend von seiner Faszination für das Licht bewegen sie sich auf dem schmalen Grat zwischen Zerstörung und Schöpfung: Piene brennt eine Schicht aus Pigmenten und einem Fixiermittel auf die Leinwand und verschiebt sie manuell, wobei der Zufall organische Formen erfindet, die die Bewegung der Flammen aufzeichnen. In Blue Black Coalition (1983/90) zum Beispiel haben sich die Auswirkungen und Spuren des Feuers in die Verschmelzung von Blau und Schwarz – wie der Titel treffend andeutet – und in stark strukturierte Bereiche mit blasiger Farbe verwandelt. In dem subtileren Japaner (1974-75) erweitern Rauchreste und wogende Rußspuren die Oberfläche des Gemäldes.
Pienes gewagte Experimente mit der Flamme spiegeln sich in dem Brennverfahren wider, mit dem er in späteren Jahren seine „gerasterten“ Keramikarbeiten schuf. Unter Wiederaufnahme des systematischen Ansatzes seiner ersten Rasterbilder entstanden diese Wandarbeiten, indem metallische Glasuren durch perforierte Siebe auf den Ton gepresst wurden, bevor sie gebrannt wurden, wodurch ein unvorhersehbares Element eingeführt wurde. Das anschließende Brennen führte zu einer Reihe von unerwarteten Effekten, darunter die Oxidation, die die sonst schimmernden Reliefflächen unterbricht. In der unbetitelten, kleinformatigen Serie, die während Pienes letzter Schaffensperiode 2014 entstand, verschmelzen etwa parallele Reihen von Platin- und Goldpunkten an bestimmten Stellen zu amöbenartigen Formen. In Gold Coast (2009) – einem der größten Werke dieser Art – suggerieren horizontale Bänder mit unterschiedlicher Rasterpunktdichte die glitzernden Wellen eines bestimmten Ortes. Gold, das oft mit der Vollkommenheit aller Materie assoziiert wird, gilt als Sinnbild für die Sonne, während Silber für den Mond steht, und Platin wird in alchemistischen Theorien als harmonische Verschmelzung von Gold und Silber betrachtet. Diese vibrierenden Werke, die sich mit Energie und Sinneswahrnehmung befassen, untersuchen die Lichtverhältnisse und Muster, die die Bewegung des Auges über ihre Raster leiten.
Die Ausstellung bietet einen Einblick in die innovativen Techniken, mit denen Piene bahnbrechende Kunstwerke von bleibender Bedeutung geschaffen hat. Durch das dynamische Zusammenspiel von Feuer, Licht, Farbe und Bewegung spiegeln diese Werke die ausdrücklich positive Botschaft wider, die sein Werk durchdringt: Kunst sollte dazu beitragen, eine friedliche und nachhaltige Welt zu kultivieren. Diese hoffnungsvolle Vision des Miteinanders ist im zeitgenössischen Diskurs über Kunst und globale Fragen nach wie vor von großer Bedeutung.
Otto Piene (1928-2014). Ausgewählte Einzelausstellungen: Museum Tinguely, Basel (2024), Museum Haus Konstruktiv, Zürich (2020), Fitchburg Art Museum (2019), Tehran Museum of Contemporary Art (2015), Neue Nationalgalerie, Berlin (2014), ZKM Museum für Neue Kunst, Karlsruhe (2013) und MIT List Visual Arts Center, Cambridge (2011). Zu den ausgewählten Gruppenausstellungen gehören Tate Modern, London (2024), Schirn Kunsthalle, Frankfurt (2023), Yayoi Kusama Museum, Tokio (2020), Gropius Bau, Berlin, Stedelijk Museum, Amsterdam (beide 2015), The Solomon R. Guggenheim Museum, New York (2014), Biennale Venedig (1971, 1967) und Documenta 6, 3 und 2 (1977, 1964, 1959).
Vernissage: Dienstag, 11. Februar 2025, 18:00 – 20:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Mittwoch, 12. Februar – Samstag, 05. April 2025
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Bildunterschrift: Photo: Otto Piene, Pfauenauge, 2006 (detail), © Otto Piene Estate/VG Bild-Kunst, Bonn. Photo: Timo Ohler
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