post-title Genni. Jenny Wiegmann-Mucchi + Gabriele Mucchi | Le ciel est triste et beau | Galerie Poll | 05.12.2015-20.02.2016

Genni. Jenny Wiegmann-Mucchi + Gabriele Mucchi | Le ciel est triste et beau | Galerie Poll | 05.12.2015-20.02.2016

Genni. Jenny Wiegmann-Mucchi + Gabriele Mucchi | Le ciel est triste et beau | Galerie Poll | 05.12.2015-20.02.2016

Genni. Jenny Wiegmann-Mucchi + Gabriele Mucchi | Le ciel est triste et beau | Galerie Poll | 05.12.2015-20.02.2016

bis 20.02. | #0305ARTatBerlin | Anlässlich des 120. Geburtstages von Jenny Wiegmann-Mucchi (1895-1969) zeigt die Galerie der Kunststiftung Poll vom 05.12.2015 bis zum 20.02.2016 erstmals eine Überblicksausstellung mit Skulpturen und Zeichnungen aus allen Schaffensphasen der Künstlerin.

Der realistischen Tradition deutscher Bildhauerei verbunden, ist ihr Werk von karger Verhaltenheit und stiller Nachdrücklichkeit – ein „Realismus der verhaltenen Nuance“, wie es Diether Schmidt 1970 anlässlich der Retrospektive in der Berliner Nationalgalerie treffend formulierte. Ergänzend werden Fotografien sowie zwei Ölgemälde des italienischen Malers, Grafikers und Architekten Gabriele Mucchi (1899-2002) ausgestellt.

Im Mittelpunkt befindet sich ein liegender Mädchenakt aus Bronze, der 1937 auf der Weltausstellung in Paris mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Sein Titel Le ciel est triste et beau referiert dabei auf ein wiederkehrendes Motiv des Gedichtes Harmonie du Soir von Baudelaire, dessen Grundstimmung von Melancholie durchdrungen ist. Zum Zeitpunkt der Entstehung der Bronzeskulptur im Jahr 1935 befand sich Jenny Wiegmann-Mucchi bereits in ihrer Wahlheimat Italien, hatte ihren Künstlernamen Genni angenommen und aufgrund der politischen Ereignisse zu einem Stil gefunden, der am besten durch rationale, weniger idealisierende Figürlichkeit charakterisiert werden kann.

Ihr Frühwerk ist noch von den ursprünglich-einfachen Formen griechisch-archaischer Kunst geprägt. Die Figuren sind von einer spröden Anmut, den Gesichtern fehlt jedoch das geheimnisvolle Lächeln der antiken Statuen. In Folge der Begegnung mit dem Bildhauer Ernesto de Fiori 1929 löste sich Genni allmählich von der Strenge der Formen, allerdings ohne dieses Prinzip jemals ganz aufzugeben. In den dreißiger Jahren begann die Bildhauerin ihre Kunst mit realistischen Elementen anzureichern. Der Exil-Aufenthalt in Paris trug entscheidend zur künstlerischen Entwicklung Wiegmann-Mucchis bei. Sie verließ die Archaismen und begann, sich zunehmend mit den Problemen der Gegenwart zu beschäftigen. Leider sind aus der Zeit nach ihrer Übersiedlung nach Italien nur wenige Arbeiten erhalten, da das Mailänder Atelier im August 1943 durch Bomben vernichtet wurde. Von einigen der zerstörten Skulpturen gibt es Fotografien Gabriele Mucchis, die in der Ausstellung gezeigt werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg widmete sich die Bildhauerin vornehmlich politischen Themen wie dem algerischen Befreiungskrieg (Verhör in Algerien, 1959), dem Vietnamkrieg (Der Schrei, 1967) oder dem kongolesischen Unabhängigkeitskampf (Lumumba, 1961). Die Würde der Dargestellten bleibt selbst in ihrer tiefsten Pein ungebrochen. Genni erkennt den Menschen als Mitmenschen. Dies machen auch ihre zahlreichen Köpfe und Büsten sichtbar, denen sie kein Schema künstlerischer Abstraktion überstreift, sondern sie zu konzentrierten Persönlichkeitsbildern werden lässt.

Die Skulptur Verhör in Algerien steht im Hof von Galerie Poll und Kunststiftung Poll; die Plastik Lumumba wurde 2013 von der Kunststiftung im Rahmen des Vorhabens Berliner Bildhauerinnen auf dem Garnisonkirchplatz aufgestellt.

Jenny Wiegmann-Mucchi wurde 1895 in Berlin-Spandau geboren. Ab 1914 studierte sie Kunst, zunächst in den Studienateliers der Lewin-Funcke-Schule bei Lovis Corinth und August Kraus, einem Schüler von Reinhold Begas. Ihre Vorbilder sind Barlach und Lehmbruck. Ab 1919 besuchte sie die Kunstgewerbeschule in Charlottenburg, wo sie im Schülerkreis Hans Perathoners ihren ersten Mann Berthold Müller-Oerlinghausen kennenlernte, mit dem sie nach ihrer Heirat 1920 an der Ausstattung sakraler Räume arbeitete. Die Bildhauerin bereiste Italien und Spanien, lebte einige Jahre in Paris. 1933 heiratete sie den Maler Gabriele Mucchi und zog im Jahr darauf nach Mailand, wo sie von Freunden schlichtweg Genni genannt wurde. Von 1943 bis 1945 kämpfte die Bildhauerin als Staffetta im italienischen Widerstand gegen den Faschismus. Aufgrund eines Lehrauftrages ihres Ehemannes an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee teilte sie ihre Arbeit ab 1956 zwischen der DDR-Hauptstadt und Mailand. Ihr Werk wurde durch öffentliche Aufträge und Ausstellungen einer zunehmend breiteren Öffentlichkeit bekannt. Im Jahr 1969 starb sie mit 74 Jahren in Berlin-Buch.

Vernissage: Freitag, 04. Dezember 2015, 18-21 Uhr 

Ausstellungsdaten: Samstag, 05. Dezember 2015 bis Mittwoch, 20. Februar 2016

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Bildunterschrift: Gabriele Mucchi, Ruhendes Mädchen (Genni), 1936, Öl auf Leinwand, 73 x 102 cm

Genni. Jenny Wiegmann-Mucchi + Gabriele Mucchi – Ausstellung – Galerie Poll – ART at Berlin

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