Weihnachten
Ich sehn‘ mich so nach einem Land
der Ruhe und Geborgenheit
Ich glaub‘, ich hab’s einmal gekannt,
als ich den Sternenhimmel weit
und klar vor meinen Augen sah,
unendlich großes Weltenall.
Und etwas dann mit mir geschah:
Ich ahnte, spürte auf einmal,
daß alles: Sterne, Berg und Tal,
ob ferne Länder, fremdes Volk,
sei es der Mond, sei’s Sonnnenstrahl,
daß Regen, Schnee und jede Wolk,
daß all das in mir drin ich find,
verkleinert, einmalig und schön
Ich muß gar nicht zu jedem hin,
ich spür das Schwingen, spür die Tön‘
ein’s jeden Dinges, nah und fern,
wenn ich mich öffne und werd‘ still
in Ehrfurcht vor dem großen Herrn,
der all dies schuf und halten will.
Ich glaube, daß war der Moment,
den sicher jeder von euch kennt,
in dem der Mensch zur Lieb‘ bereit:
Ich glaub, da ist Weihnachten nicht weit!
Hermann Hesse
Wir wünschen Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest 2019 im Kreise der Menschen, die Ihnen am Herzen liegen, und einen guten Rutsch in das neue Jahrzehnt mit Gesundheit, Zufriedenheit, Erfolg und Liebe.
Ihr Team von ART@Berlin
Bildunterschrift: Paul Gauguin (1848-1903), Nuit de Noël, La bénédiction des bœufs (Christmas Night, The Blessing of the Oxen), zwischen 1894 und 1898, Öl auf Leinwand, 82,5 x 70,9 cm, Indianapolis Museum of Art