bis 08.04. | Kunsthaus Dahlem zeigt derzeit die Ausstellung ZERO [+1] – Das Frühwerk von Hal Busse.
Hal Busse (eigentlich Hannelore Bendixen-Busse) ist eine der wenigen Künstlerinnen, die der künstlerischen Avantgarde der Nachkriegsmoderne angehören. In den 1950er Jahren noch vorwiegend der Malerei verpflichtet, arbeitet sie sich durch aktuelle Tendenzen der europäischen Nachkriegskunst hindurch, um dann Ende des Jahrzehnts mit bildhauerischen Arbeiten, mit Nagelbildern, Flächenreliefs und Würfelprogressionen, in Erscheinung zu treten. Sie stellt mit der Künstlergruppe ZERO um Otto Piene und Heinz Mack aus, ist aber auch in Ausstellungen der Künstlervereinigungen Junger Westen und der Gruppe 53 vertreten. Damit bewegt sie sich in jenen künstlerischen Kreisen, welche die Kunst der Nachkriegszeit von ihrem fragwürdigen Erbe zu befreien suchten und in Abstraktion und Gegenstandslosigkeit einen Neuanfang setzen wollten.
Hal Busse in ihrem Atelier in der Rosenstraße,
Stuttgart, um 1959, Fotograf: Anton Stankowski
Hal Busse wird 1926 als Tochter des Landschaftsmalers Hermann Busse im süddeutschen Jagstfeld geboren. Zwanzigjährig beginnt sie ein Studium an der Staatlichen Akademie der Künste in Stuttgart, das sie 1953 als Meisterschülerin von Manfred Henninger abschließt. Mehrfach besucht sie während ihres Studiums Korrektur-Sitzungen von Willi Baumeister, dem wohl prominentesten Lehrer der Hochschule nach 1945. Noch vor Abschluss ihrer Ausbildung zieht die Künstlerin 1951 für mehrere Monate nach Paris. Der Einfluss der École de Paris schlägt sich nachhaltig auf ihr Werk nieder. 1956 heiratet Busse den Maler Klaus Bendixen. Im gleichen Jahr erhält sie den renommierten ars viva Preis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft. Im Folgejahr nimmt sie an der Biennale in Paris teil. Als Klaus Bendixen 1961 einen Ruf an die Hochschule für bildende Künste in Hamburg erhält, verlässt das Ehepaar Stuttgart. 1980 kehrt Hal Busse an den letzten Wohnort ihres Vaters, Heilbronn, zurück. Im März 2018 verstirbt sie dort 91-jährig.
Hal Busses Werk ist geprägt von ihren sich stets verändernden Lebensumständen – ist ihr Frühwerk zu Ausbildungszeiten noch deutlich nachimpressionistisch geprägt, so lässt sich im Laufe der 1950er Jahre eine deutliche Abstrahierung im künstlerischen Schaffen feststellen. Ein Prozess, der für die Künstlerin keinesfalls gradlinig und ohne Bedenken verläuft. Im Herbst 1951 vermerkt sie in ihrem Tagebuch: »Will ich jetzt ungegenständlich oder will ich nicht. Habe ich den Sprung gemacht od. nicht. […] Ich will das Ding, ich mag die Gegenstände. Ungegenständlich male ich jetzt nur um später besser Gegenstände malen zu können.«
Hal Busse, Nagelrelief (Markusplatz 2), um 1958,
Nägel, Kaseinfarbe auf Sperrholzplatte, 31,5 x 42,5 x 4,3 cm,
Fotograf: Marcus Schneider, Copyright: Archiv Hal Busse, courtesy Galerie DIEHL, Berlin
Ihr Weg zur Abstraktion ist dabei ohne Zweifel auch ihrem künstlerischen Umfeld geschuldet. So pflegt sie enge Kontakte zur Künstlergruppe ZERO, an deren Gründungsausstellung sie 1958 teilnimmt. Ende der 1950er Jahre finden sich in ihrem Werk Nagelreliefs und Strukturbilder, in denen die stilistische Nähe zur Gruppierung deutlich wird. Nach ihrem Umzug nach Hamburg widmet sich die Künstlerin zunehmend der Kunst am Bau, der Zeichnung und der Druckgrafik, sowie der kinetischen Kunst. In den 1960er und 1970er Jahren nimmt die Farbigkeit ihres Werkes deutlichen Bezug auf die Pop Art. In ihrem Spätwerk kehrt die Künstlerin verstärkt zu malerischen Landschaftsbildern in impressionistischer Manier zurück.
Hal Busse, Ohne Titel, um 1959, Nägel, Kaseinfarbe, Bleistift auf Spanplatte, 37,5 x 36 cm,
Fotograf: Marcus Schneider, Copyright: Archiv Hal Busse, courtesy Galerie DIEHL, Berlin
Die Ausstellung im Kunsthaus Dahlem fokussiert auf Hal Busses Werke vom Ende der 1950er bis Anfang der 1970er Jahre. Gezeigt werden Gemälde, Papierarbeiten und plastische Werke, die der Formsprache von Konkreter Kunst, Konstruktivismus und kinetischer Kunst verbunden sind. Mit der Ausstellung wird eine Künstlerin gewürdigt, die einige Jahre im Zentrum der künstlerischen Avantgarde stand, der bis heute jedoch eine angemessene Anerkennung versagt blieb.
Eröffnung: Donnerstag, 17. Januar 2019, 19:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 18. Januar – Montag, 8 April 2019
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Ausstellung ZERO [+1] – Das Frühwerk von Hal Busse – Kunsthaus Dahlem – Kunst in Berlin | ART at Berlin