bis 06.08. | #2760ARTatBerlin | Migrant Bird Space präsentiert ab 19. Juni 2020 die Ausstellung archegraph study_Berlin mit Werken des Künstlers Yuya Suzuki.
Auf der Suche nach einer neuen Bildsprache reagiert der japanische Künstler Yuya Suzuki auf die ihn umgebende Umwelt: Minimalistische amorphe Formen, halbsymmetrische Muster und helle, leuchtende Farben wirken wie Fragmente oder Silben eines unverständlichen Codes. Als Serie oder als raumfüllende Installation betrachtet, entfalten sich Suzukis Arbeiten in einer Sprachlandschaft, die sich seltsam vertraut anfühlt, sich aber geschickt der endgültigen Bedeutung entzieht. Jedes Bild ist aus einem Teil einer realen Stadtlandschaft entstanden, aber der Abstraktionsgrad variiert: von Motiven, die dem Original sehr ähnlich sind, bis hin zu stark abstrahierten Mustern. Seine „archegraphischen Studien“ – ein Begriff, den er 2016 prägte – sind visuelle Texte, die man auch als abstrakte Syntax oder musikalisches Muster bezeichnen könnte. Suzukis Noten vermehren sich endlos, einer harmonischen Melodie trotzend.
Yuya Suzuki: archegraph study_Berlin, 2020 | Migrant Bird Space
Yuya Suzuki: archegraph study_Berlin, 2020 | Migrant Bird Space
Suzuki schafft Zeichnungen, Gemälde und Skulpturen, die mit unserer unbewussten Wahrnehmung des zeitgenössischen städtischen Lebens verbunden sind. Er ist ein Flaneur. Auf seinen Reisen durch die Welt wandert Suzuki durch Städte, die er besucht, und sammelt Eindrücke von alltäglichen Gegenständen und Elementen, die sich unserer Aufmerksamkeit leicht entziehen. Er benutzt diese vernachlässigten Objekte, um sein eigenes visuelles Vokabular zu schaffen. Auch wenn seine Arbeit auf seiner subjektiven Wahrnehmung beruht, strebt er eine Sprache an, die gleichzeitig universell ist. Stadtbewohner auf der ganzen Welt werden in der Lage sein, bestimmte Elemente wiederzuerkennen: seien es Assoziationen zu Wolkenkratzern, Brücken, Fenstern und Bäumen oder zu kleineren banalen Objekten wie einem Stapel von Kisten, Plastikgardinen oder Trafc-Leuchten – für jeden Betrachter wird es unterschiedliche Motive geben, die er identifizieren und mit denen er sich verbinden kann. Suzukis post-minimale Abstraktionen – er betrachtet Sol Lewitt als einen inspirierenden Einfluss – bieten gerade genug phantasievollen Raum, um für jedes Publikum zugänglich zu bleiben. Der Begriff „arche“ in seinem Titel „archegraphische Studie“ bezieht sich auf das griechische Wort für „Ursprung“, während das Wort „graph“ mit „Symbol“ oder „Bild“ übersetzt wird. Suzukis „Originalbilder“ stellen daher eine minimale archetypische Sprache dar, die von den Menschen weltweit geteilt wird. Indem er Elemente abstrahiert, die kulturübergreifend bekannt sind, erschließt er das kollektive Unbewusste des städtischen Lebens.
Yuya Suzuki: archegraph study_Berlin, 2020 | Migrant Bird Space
Yuya Suzuki: archegraph study_Berlin, 2020 | Migrant Bird Space
Auf der Straße sammelt Suzuki seine Eindrücke durch Fotografieren. Zurück in seinem Atelier umreißt er mit Bleistift jedes visuelle Fragment und verwandelt es in ein fein gezeichnetes, abstrahiertes Symbol. Anschließend verwendet er Farbstifte oder Acryl-Gouache für die Farbgebung. Einige seiner Motive sind gänzlich flach, einfach und zweidimensional, während andere detaillierter sind und eine dreidimensionale Perspektive enthalten. Sein Arbeitsprozess ist schnell und spontan. „Bei der Auswahl der Farben für meine Zeichnungen versuche ich, nicht zu viel nachzudenken. Es ist eine sehr intuitive, schnelle Annäherung.“ Er verwendet ein schweres Papier, das in sich selbst eine fast haptische Struktur hat und die Farbe aufnimmt, so dass eine dichte, samtige Oberfläche entsteht. Seine präzisen Farbstiftzeichnungen sind ebenso beschwingt und intensiv. Während es in jeder seiner „archegraphischen Studien“ wiederkehrende Elemente gibt – ab jetzt gibt es einzelne Serien für Tainan, Nagoya, Sapporo, Peking und Berlin -, ist jede Studie deutlich unterschiedlich und setzt unterschiedliche Farbschemata und abstrakte urbane Formen zusammen. Jede Serie fängt eine Stadt auf einzigartige Weise ein, erzählt aber auch eine gemeinsame Geschichte von städtischen Räumen überall. Während Suzuki durch die Welt reist, nimmt er den Betrachter mit an scheinbar vertraute Orte, während er die ganze Zeit eine futuristische Vision von unbegrenzten Möglichkeiten zu projizieren.
Dr. Eva Morawietz
Direktor Migrant Bird Space, Berlin
Übersetzung: ART@Berlin
Yuya Suzuki: archegraph study_Berlin, 2020 | Migrant Bird Space
Ausstellungsplakat Yuya Suzuki
Yuya Suzuki
1983 geboren in Fukushima, Japan
lebt und arbeitet in Sapporo. Derzeitiger Artist-in-Residence am Künstlerhaus Bethanien, Berlin
Einzelausstellungen
2019
Phantoms Agora, Siao-Long Children’s Museum of Arts, Tainan / Taiwan
New Excavation, MUMU Gallery, Tainan / Taiwan
Futuristic Allegory, Migrant Bird Space, Beijing / China
2018
City under the water, Center for Contemporary Art (PCCA), Jinxi / China
archegraph study_Tainan, Absolute space for the Arts, Tainan / Taiwan
2017
Remaking Ghosts, Soulangh cultural park, Tainan / Taiwan
archegraph study_Seoul, salon cojica, Sapporo / Japan
2016
Walk and cultivation, CAI02, salon cojica, Sapporo / Japan
2013
Out of the music, CAI02, Sapporo / Japan
2012
garden and half of there, world, and something, CAI02, Sapporo / Japan
Gruppenausstellungen
2019
Sapporo Art Stage 2019, SCARTS, Sapporo / Japan
BENIZAKURA ARTANNUAL 2019, Benizakura park, Sapporo / Japan
grafting, naebono art studio, Sapporo / Japan
ASYAAF, DDP, Seoul / South Korea
Grafting, Art space + cafe Barrack, Seto, Japan
2017
Sapporo international Art Festival 2017 – guest house project, Sapporo / Japan
Nanji 11th Season 1 Group Exhibition, SeMA Nanji Residency, Seoul / Korea
2016
Sapporo Art Stage 2016, Sapporo Station Underground Passage CHI KA HO / Sapporo / Japan
Assembrige NAGOYA 2016, MAT NAGOYA / Japan
Hekiga Planning 02, Terrace planning / Sapporo / Japan
Preise / Auszeichnungen
2020
Japanese Government Overseas Research Program, Agency for Cultural Afairs, Japan
2016
Sapporo Station JR Tower Art Box / Japan
2015
Nomura Foundation Art and Cultural Grant / Japan
2013
Art Osaka, Grand Prize / Japan
Residenz-Programme
2020
Künstlerhaus Bethanien Berlin/Germany
2019
Migrant Bird Space, Beijing/ China
2018
Points Center for Contemporary Art, Jinxi / China
2017
Soulangh Artist Village, Tainan / Taiwan
SeMA NANJI Residency, Seoul / Korea
Vernissage: Donnerstag, 18. Juni 2020, 18:00 – 21:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 19. Juni – Donnerstag, 6. August 2020
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