post-title Veronika Witte + Mika Karhu | The affective turn or the skin is faster than the word | Whiteconcepts | 03.03.-30.03.2016

Veronika Witte + Mika Karhu | The affective turn or the skin is faster than the word | Whiteconcepts | 03.03.-30.03.2016

Veronika Witte + Mika Karhu | The affective turn or the skin is faster than the word | Whiteconcepts | 03.03.-30.03.2016

Veronika Witte + Mika Karhu | The affective turn or the skin is faster than the word | Whiteconcepts | 03.03.-30.03.2016

bis 30.03. | #0440ARTatBerlin | Whiteconcepts zeigt seit dem 03. März 2016 die Ausstellung „The affective turn or the skin is faster than the word “ mit der Künstlerin Veronika Witte (DE) und dem Künstler Mika Karhu (FI).

Wie lässt sich jene unkontrollierte halbe Sekunde zwischen Reiz und Reaktion – bevor dies zur Sprache wird – mit skulpturalen und malerischen Portraits visualisieren? Die Ausstellung in der Galerie WHITECONCEPTS stellt neue Skulpturen von Veronika Witte mit dem Titel „ghosted bodies“ und Tuschebilder der Serie „Anatomie of Pain“ von Mika Karhu gegenüber. Beide Künstler transformieren Portraits, die aus Kombinationen und Überlagerungen ausgewählter Bildvorlagen wie Fotos, Zeichnungen und Footage entstehen. Die künstlerischen Positionen begegnen sich in der Befragung von gesellschaftlichen Phänomenen. Im Fokus steht das Denken durch und über den Körper, um die Zukunft sowohl in einem theoretisch-abstrakten Referenzsystem als auch kollektive Projektionen und subjektive Desiderate in einem anthropologischen Sinn, anhand konkreter Bilder und Visionen greifbar werden zu lassen. Thematisiert werden Affekte auf soziale Spannungen wie Vertreibung, Flucht und Terrorismus sowie das Phänomen der gleichzeitigen Virtualisierung, Technisierung und Entprivatisierung des (sozialen) Körpers. Denn im Angesicht der Instrumentalisierung der Ängste, die im „closed circuit“ der Medien an zynischer Schärfe und unverhohlenem Einsatz zugenommen hat, wird ein „affective turn“ erzeugt, der eine analytische Herausforderung für die Kunst und Disziplinen wie Philosophie, Biotechnologie, Neurowissenschaften, Psychologie, politischen Ökonomie und Kulturkritik darstellt.
Bei Veronika Witte stehen immer wieder öffentliche Befragungen am Beginn der Recherche, die in Videoarbeiten, Installationen und partizipative Kunstprojekte münden. Wissenschaftlich anmutende Fragebögen bestimmen in vielen Arbeiten Versuchsanordnungen zu Identität, Subjektkonstituierung und Zukunftsperspektiven. Die Künstlerin befragt ihre Probanden nach dem eigenen subjektiven Empfinden, nach Zukunftsvorstellungen zu ihrem Körper, nach den zu erwartenden sozialen Entwicklungen und auch nach der Zukunft des Menschlichen generell. Deren anonymisierte Ergebnisse über zukünftige Körpervorstellungen werden durch künstlerische Filter zu Skulpturen verarbeitet. Sie sondiert damit in einem ersten soziologisch angelegten Arbeitsschritt die Grenzbereiche zwischen Subjekt und Gesellschaft, zwischen individueller und kollektiver Utopie und bezieht überdies das Verhältnis von Kultur und Ästhetik in ihre Überlegungen ein, wenn sie an ihren „Portraits“ der Gegenwartsgesellschaften und deren Projektionen arbeitet. Denn die Frage ist ja nicht allein, was wir tun werden, wenn wir uns verändern, sondern wie wir etwas tun und worin sich der Sinn zukünftiger, fragmentierter oder gesampelter Körperselbstbildnisse – die ein Produkt von Jahrtausenden alter, evolutionärer und kultureller Prozesse darstellen – präsentiert und äußert. Ihre neuen Skulpturen „ghosted bodies“ (2015-2016) basieren auf die in ihrer Langzeitfeldforschung generierten Zeichnungen des ISF. Diese werden über digitale Prozesse manipuliert. Ihre Zeichnungen zeigen hybride Kreaturen, die von Witte immer wieder als Quelle und Vorlage für skulpturale Verkörperungen genutzt werden. Im Vergleich zu den früheren Arbeiten scheinen sie weniger kühl, amorph, molekular flüssig, spiegelnd lackiert, sondern eher roh, verzerrt, affektgeladen, grausam, grotesk und ambivalent. In expressionistischen Farben gebrannt – die sich auf ihre Umfrageergebnisse beziehen – tarieren die Skulpturen Gegensätze wie Grauen und Komik, Lächerlichkeit und Bedrohung, Zierlichkeit und Monstrosität aus – eine künstlerische Sprache, die in der Vielfältigkeit und allen konzeptuellen Ansätzen in Wittes Arbeiten immer hervorscheint.
Die Berliner Künstlerin Veronika Witte (*1962) studierte an der Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris. Ihr Oeuvre umfasst Videos, Skulpturen und Installationen sowie interdisziplinäre Projekte. Insbesondere untersucht Witte, welche Rollen der biologische Körper für zukünftige Gestaltungen in der Gesellschaft z.B. als Ressource spielt. Am Ende ihrer Forschung stehen oft skulpturale Produktionen mit Videos und Objekten als auch szenische Installationen für Theater und Oper. Witte wurde mehrfach für ihr Werk ausgezeichnet. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen in ganz Europa als auch in Vietnam präsentiert. Seit 1999 zeichnet sie auch für Kooperationen mit Theatern verantwortlich (u.a. Staatsbank Berlin, Saarländisches Staatstheater, Staatstheater Bielefeld).
Mika Karhu wählt für seine dunklen Tuschebilder Portraits, historische Fotos sowie biografisches Material als Vorlage, um diese schichtweise, in altmeisterlicher Maltechnik zu verwenden. Seine Bilder, Installationen und Zeichnungen erforschen das Zukunftsbild der Gesellschaft, das mit bedrohlichen Faktoren gezeichnet wird. Unter Bezugnahme auf wissenschaftliche Erkenntnisse und philosophische Theorien erforscht Mika Karhu bereits seit vielen Jahren die Folgen von sehr starken emotionalen Erfahrungen im Hinblick auf die Persönlichkeitsentwicklung und soziale Interaktionsmuster. Als Künstler und Theoretiker untersucht er das politische Kalkül der Macht über gesellschaftliche Unsicherheit mit den daraus resultierenden Affekten und konzentriert sich dabei vor allem auf die Angst. Im Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit steht die Auseinandersetzung mit der emotionalen Spannung struktureller Schutzlosigkeit und deren Anwesenheit in Form von Angst als unbewusstes Konstrukt – konstruierte Angst vor dem Fremdem, das sie begleitende Unheil, Furcht vor der möglichen Misere und vor der Verschiebung von Wertvorstellungen. Paradoxerweise erhöht die Bemühung um eine sichere Gesellschaft die Anzahl der potentiellen Quellen der Bedrohung. Durch die steigende Anzahl der Verbote und Regeln, wird das ehemals zum „normalen Verhalten gehörende“ als Bedrohung empfunden. Diese diffuse Bedrohung wird zum Instrument der gesellschaftlichen Macht, die Auswirkungen auf das Leben eines jeden Normalbürgers hat. Denn die Vorstellung von Bedrohung verstärkt das Gefühl der Schutzlosigkeit und evoziert Unsicherheit und Unberechenbarkeit. Karhu hinterfragt zudem auch kommerzielle Anwendungen, die in der Ökonomie der Angst mittels Überwachung und Schutzlosigkeit erzeugenden Bedrohungen ermöglicht werden. Seine Arbeiten bewegen sich in schwarz-weißen Tonwerten – gleichsam einer Metapher für die Welt des Lichtes und der Dunkelheit. In ein und demselben Bild zeigen sich Variationen von tiefen Schatten, glühendem Licht und erstickendem Grau.
Dr. Mika Karhu (*1969 Joensuu, Finnland) studierte neben Bildender Kunst und Grafik theoretische Philosophie, Mikrobiologie und Neuropsychologie. Er arbeitet als internationaler Künstler, Wissenschaftler, Kurator sowie als Dozent für Kunst und Design an der Aalto Universität in Helsinki und wurde mehrfach für sein Werk ausgezeichnet. Karhus Arbeiten wurden in Ausstellungen in ganz Europa vorgestellt und sind in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten.
Vernissage: Donnerstag, 03. März 2016, 19-21 Uhr 

Ausstellungsdaten: Donnerstag, 03. März – Mittwoch, 30. März 2016

Finissage: Mittwoch, 30.3.2016, 19 Uhr, Rafal Dziemidok – Performance

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Bildunterschrift: Mika Karhu, Fear, 2014, Tinte auf Papier/Ink on Paper, 50×40 cm

Ausstellung Veronika Witte + Mika Karhu – Whiteconcepts – Kunst in Berlin ART at Berlin

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