post-title Thomas Helbig | Ritratti di donne | Galerie Guido W. Baudach | 19.01.-03.03.2018

Thomas Helbig | Ritratti di donne | Galerie Guido W. Baudach | 19.01.-03.03.2018

Thomas Helbig | Ritratti di donne | Galerie Guido W. Baudach | 19.01.-03.03.2018

Thomas Helbig | Ritratti di donne | Galerie Guido W. Baudach | 19.01.-03.03.2018

bis 03.03. | #1824ARTatBerlin | Galerie Guido W. Baudach zeigt seit 19. Januar 2018  die Ausstellung „Ritratti di donne“ mit dem Künstler Thomas Helbig.

Die Galerie Guido W. Baudach freut sich Ritratti di donne, die neunte Einzelausstellung von Thomas Helbig mit der Galerie anzukündigen.

Für den Künstler besteht die Herausforderung bei der Arbeit an einem Porträt darin, über das rein Illustrative hinauszugehen und dabei doch so viel Ähnlichkeit herzustellen, dass das jeweilige Werk die Bezeichnung „Porträt“ auch verdient. Darin liegt eine gewisse Ironie: Obwohl es historisch zwangsläufig gewesen sein mag, dass vor allem die Fotografie, aufgrund der ihr inhärenten Eigenschaften, die Verpflichtung zur Ähnlichkeit weitgehend auf sich nahm, bewegen Porträtmaler sich heutzutage irgendwo zwischen den beiden fotografischen Polen Indexikalität und Ikonizität.

Helbigs Porträts sind weder indexikalisch noch ikonisch. Ihren Figuren scheint vielmehr ein dem Empfänger ebenbürtiges Wahrnehmungsvermögen eigen zu sein – Es ist, als wären die Augen in den Porträts selbst Betrachter, die das vor ihnen befindliche menschliche Objekt in den Blick nehmen. Als wesentlichste Konsequenz hieraus ergibt sich eine implizite Verkehrung von Subjekt und Objekt: Der Empfänger wird zu einem fiktiven, visuellen Konstrukt, das von der Figur beobachtet wird.

Bei Helbig korrespondiert diese ontologische “Destabilisierung” mit einer räumlichen Verunsicherung des Empfängers. Diese wiederum ist durch die kreisrunden bzw. nahezu kreisrunden Formen bedingt, durch die hindurch Subjekt und Objekt einander betrachten. Künstler haben in der Vergangenheit anomale Bildräume erschaffen, indem sie – namentlich im Tondo – die gesamte Bildfläche kreisförmig anlegten. Setzt die Illusion perspektivischer Tiefe ein rechteckiges Format voraus, in dem die Orthogonalen der perspektivischen Projektion verankert sind, scheinen die Orthogonalen im Tondo ihre feste Verankerung verloren zu haben. So entsteht ein mediativer, d.h. “vermittlender” Raum, der weder der “realen” Umgebung des Empfängers noch dem zentralperspektivischen Raum in der traditionellen illusionistischen Malerei entspricht. Diese mediativen Raumeigenschaften sind denn auch der Grund dafür, dass in der Kunst des Okzidents für die Darstellung der Jungfrau Maria als Idealbild der Frau immer wieder auf das Tondo zurückgegriffen wurde. Während der Bildraum des Tondos zwischen Realität und Repräsentation vermittelte, fungierte die Jungfrau als Mittlerin zwischen Transzendenz und Immanenz bzw. Wort und Fleisch.

Helbig zeigt in seinen Bildern gleich mehrere Tondi, die nicht eine, sondern mehrere Frauen darstellen. Die Tondi stehen in einem formal-perspektivischen Spannungsverhältnis zu dem rechteckigen Bildraum, der sie umgibt, und erzeugen untereinander eine komplexe Dynamik, die den fiktionalisierten Zustand des Empfängers mit einbezieht – denn wenn die Orthogonalen der Tondo-Porträts instabil sind, so gilt dies auch für den Augpunkt des Betrachters sowie für die Bildebene (die zudem durch den Blickwinkel der porträtierten Frauen umgekehrt wird). Es entsteht der Eindruck, als stünden wir mit je einem Bein auf einem anderen Schiff, das wiederum jeweils ein anderes Meer befährt. Dabei sind wir mal Subjekt und mal Objekt – wie eine Träumerin, die sich bewusst ist, Protagonistin eines Traums zu sein, den sie gleichzeitig als Zuschauerin erlebt.

In der modernen und zeitgenössischen Kunstgeschichtsschreibung gilt der Gemeinplatz, dass nur der Abstraktion das außerordentliche Potenzial innewohnt, komplexe Räume hervorzubringen, vor allem solche, die bis in den Ausstellungsraum hineinzuragen vermögen. Die Tatsache, dass Helbig genau diesen Effekt erreicht, indem er figurativ verfährt, verleiht seiner Werkgruppe eine ebenso fundamentale wie paradoxe Spannung.

Drew Hammond

Thomas Helbig, 1967 in Rosenheim geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Er hat an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teilgenommen (Eine Auswahl umfasst): Metamorphosis, kuratiert von Zdenek Felix, Kai 10 I Raum für Kunst, Düsseldorf, 2017; 50 Jahre PIN – Freunde der Pinakothek der Moderne, Staatliche Graphische Sammlung München, 2015; Painting Forever!, KW Institute for Contemporary Art, Berlin, 2013; Vages Gefühl des Unbehagens: Thomas Helbig – Victor Man – Helmut Stallaerts, Museum Dhondt-Dhaenens, Deurle, 2013; Alpenrepublik, kuratiert von Veit Loers, Kunstraum Innsbruck, 2012; Stern der Musen, Oldenburger Kunstverein (solo), 2008; Euro-Centric (Part 1), Rubell Family Collection, Miami, 2007; Imagination Becomes Reality, ZKM, Karlsruhe, 2007; Imagination Becomes Reality. Part IV: Borrowed Images, Sammlung Goetz, München, 2006; Rings of Saturn, Tate Modern, London, 2006; Painting on the roof, Museum Abteiberg, Mönchengladbach, 2003.

Vernissage: Donnerstag, 18. Januar 2018, 18:00 – 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Freitag, 19. Januar bis Samstag, 03. März 2018

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Image caption: Courtesy Galerie Guido W. Baudach – Thomas Helbig, Dame, 2017

Ausstellung Thomas Helbig – Galerie Guido W. Baudach | Contemporary Art – Kunst in Berlin – ART at Berlin

 

 

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