post-title Thomas Bayrle | Einzelausstellung | neugerriemschneider | 03.05.-28.06.2025

Thomas Bayrle | Einzelausstellung | neugerriemschneider | 03.05.-28.06.2025

Thomas Bayrle | Einzelausstellung | neugerriemschneider | 03.05.-28.06.2025

Thomas Bayrle | Einzelausstellung | neugerriemschneider | 03.05.-28.06.2025

bis 28.06. | #4655ARTatBerlin | neugerriemschneider (Linienstraße) zeigt ab 03. Mai 2025 (Vernissage: 02.05.) die Einzelausstellung „Bewegung im Stillstand“ des Künstlers Thomas Bayrle.

Thomas Bayrles vierte Einzelausstellung bei neugerriemschneider, bewegung im stillstand, präsentiert eine neue Serie von Gemälden sowie Collagen und einen Film aus den 1980er und 1990er Jahren, die sich im Spannungsfeld von beschleunigter Moderne, Mobilität und Natur bewegen. Schlangenartige Rolltreppen, gleichförmige Großstädte und Fußgängerströme verbinden sich in Bayrles charakteristischer Kompositionstechnik der Superform, die der digitalen Bildbearbeitung vorausging und hier erweitert wird, zu Topfpflanzen, Blumen oder einem überbordenden Arrangement von Früchten. Vervielfacht und verzerrt treten die Motive und ihre Bestandteile in ein dynamisches und zugleich zeitloses Wechselspiel zwischen dem maschinell Gefertigten und dem Organischen, das auf einer intensiven Auseinandersetzung mit dem kunsthistorischen Erbe des Stilllebens basiert.

In der Ausstellung setzt Bayrle zwei Aspekte miteinander in Dialog, die seine gesamte künstlerische Praxis durchziehen: die verschiedenen Formen und Infrastrukturen der Fortbewegung und des Transports sowie die Produktion und den Konsum von Massenprodukten in Industriegesellschaften. Erstere treten in seinem Werk in Gestalt von schematischen Autobahnen, Eisenbahnschienen oder Förderbändern in Erscheinung. Mit ihnen reflektiert er das Versprechen einer grenzenlosen Mobilität, in der Menschen und Güter in ständiger Bewegung sind, durch das Ganze anonymisiert werden und mit den Maschinen des 20. und 21. Jahrhunderts verschmelzen. Bayrles Interesse am kapitalistischen System und an dessen Fertigungsprozessen geht auf seine Tätigkeiten während des sogenannten Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg zurück: Ursprünglich an einem Jacquard-Webstuhl ausgebildet, arbeitete er in den 1960er Jahren in einer Frankfurter Werbeagentur. Nachhaltig geprägt hat ihn in dieser Zeit die gleichsam rituelle Wiederholung, die er in seinen Werken nutzt, um die Nuancen und Verbindungen von Individuum und Gesellschaft zu untersuchen.

In Bayrles Pianta Robusta I bis VIII (alle 2024) und Frutta Robusta II (2025) bauen die Motive und die Hintergründe auf einem computergenerierten Bild zweier parallel verlaufender Rolltreppen in einem Einkaufszentrum auf, mit dem Bayrle an frühere künstlerische Auseinandersetzungen mit kommerziellen Komplexen anknüpft. Die quadratische Abbildung ist von einer Spannung geprägt, die sich aus dem Konflikt zwischen der makellosen neuen Architektur einerseits und der schwindenden Bedeutung solcher Einrichtungen im heutigen Handel andererseits ergibt. In Pianta Robusta I bis VIII ist sie in einem Raster von neun mal neun angeordnet und wird zum Zentrum der Komposition hin komprimiert, vergrößert, verformt und gedreht, sodass eine Topfpflanze entsteht, deren Blätter sich in dynamischen Schwüngen zu den Bildrändern hin ausbreiten. Die in monochromen Graustufen gedruckten Werke erhalten durch dünn von Hand aufgetragene Acrylfarbe gestische Akzente in leuchtenden Blau-, Grün-, Gelb- und Rottönen. Während Bayrle in der großformatigen Arbeit Frutta Robusta II aus dem Bild der beiden Rolltreppen einen umgestürzten Korb mit Kürbissen, Mais, Trauben, Äpfeln und Birnen komponiert, verwendet er in Citta Pianta (2024) ein computergeneriertes urbanes Motiv mit sterilen kubischen Baukörpern und greift in Citta Pianta II (2024) auf seine in den 1970er Jahren entwickelten Stadtdarstellungen zurück, um die domestizierte Natur in Form einer Zimmerpflanze zu inszenieren.

Auch in Bayrles A Rose is a Rose (1985), einem monumentalen Blumenporträt, das aus der minimalistischen Abbildung eines Straßennetzes collagiert ist, erwächst das Organische aus dem Urbanen. In einem Prozess, der repräsentativ für die serielle und referenzielle Arbeitsweise des Künstlers ist, wird dieses Motiv in Stone – Rose (1985) durch fragmentierte und auf Karton aufgezogene Fotografien von A Rose is a Rose aufgegriffen. In Gummibaum (1993–1994) wiederum sind auf Latex gedruckte Aufnahmen, die Fußgänger*innen aus der Vogelperspektive zeigen, zu einem achtminütigen Film montiert, wobei die Bilder zunächst in ihrem ursprünglichen Zustand gezeigt werden und dann zu Bestandteilen einer sich drehenden Pflanze werden – ein zeitbasiertes Dokument der Koexistenz von Mensch, Natur und Technik, deren Gleichgewicht von der Art und Weise ihrer Verschränkung abhängt.

Das Werk von Thomas Bayrle (geb. 1937) ist im Februar 2026 Gegenstand zweier retrospektiver Ausstellungen in der SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT in Frankfurt am Main und im Museum im Kulturspeicher in Würzburg. Weitere Museen und Institutionen, die dem Künstler Einzelpräsentationen gewidmet haben, sind unter anderem Pinacoteca Agnelli, Turin (2023); New Museum, New York (2018); MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien (2017); Institute of Contemporary Art, Miami (2016); Lenbachhaus, München (2016); Institut d’art contemporain, Villeurbanne (2014); WIELS, Brüssel (2013); Madre – museo d’arte contemporanea Donnaregina, Neapel (2013); Baltic Centre for Contemporary Art, Gateshead (2013); Museu d’Art Contemporani de Barcelona, Barcelona (2009); Musée d’art moderne et contemporain, Genf (2009); Museum Ludwig, Köln (2008), und Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main (2006). Darüber hinaus nahm Bayrle an bedeutenden Gruppenausstellungen teil, etwa an der documenta (1964, 1977, 2012), den Biennalen von Busan (2012), Sydney (2008), Lyon (2007), Berlin (2006), Gwangju (2006, 2010) und Venedig (2003, 2009) sowie der Guangzhou Triennial (2005, 2018). Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise, darunter den Arnold-Bode-Preis (2012), den Kölner Kunstpreis (2000) und den Prix Ars Electronica (1995). Bayrle lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.

Vernissage: Freitag, 02. Mai 2025, 18 – 21 Uhr

Ausstellungsdaten : Samstag, 03. Mai  bis Samstag, 28. Juni 2025

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Bildunterschrift Titel: Thomas Bayrle, Pianta Robusta V, 2024, Acryl und FineArt-Druck auf Leinen, 90 x 90 cm. © Thomas Bayrle. Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers und neugerriemschneider, Berlin. Foto: Jens Ziehe, Berlin.

Ausstellung Thomas Bayrle – Galerie neugerriemschneider | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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