bis 17.04. | #2959ARTatBerlin | Galerie Kornfeld zeigt ab 6. März 2021 die Duo-Ausstellung Make It Your Own Story mit neuen Werken von Susanne Roewer und Hubertus Hamm.
„Mach es zu Deiner Geschichte“ – der Titel der Ausstellung lädt zur Partizipation ein. Und ein Kunstwerk kann bei den Betrachtenden erst dann seine Kraft und Wirkung entfalten, wenn es wahrgenommen und zu einem Teil der eigenen Geschichte wird.
Susanne Roewer und Hubertus Hamm sind sehr am Material und seinen charakteristischen Eigenschaften interessiert. Planvoll und spielerisch zugleich wissen sie, wie sie die verschiedenen Materialien bewusst gestalten und zugleich deren spezifische Eigenheiten in den Dienst ihrer Kunst stellen können.
Susanne Roewer kombiniert das zerbrechliche und auf magische Weise im Feuer geformte Material Glas mit Stein, einem der Urstoffe der Kunst. Den harten, über viele Tausende von Jahren von der Erde geschaffenen Stein bearbeitet sie mit Hammer und Meißel. Die gezielt eingesetzte Körperkraft der Schaffenden entlockt dem Material seine Form. In der Kombination mit Glas, das durch das Vermischen unterschiedlicher Stoffe, das nachfolgende Erhitzen, Schmelzen, Formen und dann wieder vorsichtig Erkalten entsteht, treffen zwei gegensätzliche Materialien aufeinander, die sich zu einer fragilen neuen Einheit verbinden. Ihre Werke, so die Künstlerin, verdanken sich der Geschichte der Menschheit ebenso wie den kleinen alltäglichen Geschichten. Immaterielle Ideen erhalten einen zeitgemäßen materiellen Ausdruck.
Susanne Roewer: Twilight, 2020, Bronze versilbert, Glas, 36 x 26 x 26 cm, Unikat
Auch Hubertus Hamm arbeitet mit der physischen Kraft des Körpers. Für seine „Molded Mirrors“ verformt er dünne, rechteckige Stahlplatten. Dreidimensionale Objekte entstehen, die aus der Fläche in den Raum vorstoßen. Das erdschwere Material, der Stahl, den der Künstler mit gewaltigen physikalischen Kräften in die gewünschte Form bringt, wurde zuvor in einem alchemistischen Veredlungsprozess transformiert und erhält eine farbig spiegelnde Oberfläche. Hubertus Hamm ist ausgebildeter Fotograf, der schon in seinen „Gebrauchsfotografien“, den Bildern, die im Auftrag der großen Redaktionen, Werbeagenturen und weltweit operierenden Unternehmen entstanden sind, in neue Dimensionen vorgestoßen ist. In den „Molded Mirrors“ reißt er die Grenzen zwischen der zweidimensionalen Ablichtung eines Gegenstandes und dem dreidimensionalen fotografischen Objekt ein. Als eine Umkehrung dessen, was Fotografie eigentlich ist, sind diese Werke eine verflüssigte, sich permanent ändernde Reflexion der Welt, die sich nicht fixieren lässt. Sie zeigen flüchtige Bilder, immer neu, für jede*n anders und nur dann sichtbar, wenn das Werk angeschaut und auf diese Weise Teil der eigenen Geschichte wird.
Hubertus Hamm: Molded Mirror 2021 No. 06, 2021, Edelstahl, 145 x 145 cm, Unikat
Vor ihrem Kunststudium an der Hochschule der Künste in Berlin studierte Susanne Roewer (*1971 in Bad Schlema) Werkstofftechnik. Gemeinsam mit Gregor Hildebrandt und Marc Pätzold organisierte sie die G7 Berlin Network Galerie mit einem eigenen, von Künstlern für Künstler entwickelten Ausstellungsprogramm und kooperierte in der Folge mit verschiedenen Sammlern und Förderprogrammen in der Schweiz. Ihre Werke sind weltweit auf Ausstellungen in Kunstvereinen und Institutionen zu sehen, unter anderem im Craft and Folk Art Museum in Los Angeles, im Fort Wayne Museum of Art (beide USA) sowie im Kunstverein Gütersloh. Nationale und internationale Sammlungen wie beispielsweise die Sammlung der Farhang Foundation am Craft and Folk Art Museum San Francisco sind im Besitz ihrer Werke. Susanne Roewer ist aktiv bei der International Conference on Contemporary Cast Iron Art.
Hubertus Hamm (*1951 in Werdohl) schloss sein Studium an der Bayerischen Staatslehranstalt für Fotografie in München mit einem Diplom ab. Ab 1975 arbeitete er in der angewandten, redaktionellen und konzeptionellen Fotografie und stellte zugleich in bedeutenden Häusern und Institutionen wie der Münchner Villa Stuck oder den Deichtorhallen in Hamburg aus. Seit 2012 konzentriert er sich auf eigene Kunst- und Ausstellungsprojekte mit der Fragestellung: Was ist Objekt, Subjekt, Zeit und Raum? Seine Werke wurden u.a. in der Villa Stuck in München, den Deichtorhallen, Hamburg, der Neuen Sammlung der Pinakothek der Moderne, München und im Yuan Art Museum in Peking gezeigt. Temporäre Installationen seiner Werke waren u.a. im Nationaltheater München und im Museum Rietberg in Zürich zu sehen.
Ausstellungsbeginn/Eröffnung: Samstag, 6. März 2021
Ausstellungsdaten: Samstag, 6. März – Samstag, 17. April 2021, Di – Sa 12:00 – 19:00 Uhr
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