post-title Stefan Bertalan | Ends of Research | Esther Schipper | 03.03.-08.04.2023

Stefan Bertalan | Ends of Research | Esther Schipper | 03.03.-08.04.2023

Stefan Bertalan | Ends of Research | Esther Schipper | 03.03.-08.04.2023

Stefan Bertalan | Ends of Research | Esther Schipper | 03.03.-08.04.2023

bis 08.04. | #3804ARTatBerlin | Galerie Esther Schipper präsentiert ab 3. März 2023 die Ausstellung Ends of Research des Künstlers Stefan Bertalan, kuratiert von Erwin Kessler. Zu sehen sind über 50 Arbeiten auf Papier von den 1960er bis zu den 2000er Jahren, ausgewählt von dem rumänischen Kunsthistoriker Erwin Kessler, einem der führenden Experten für Bertalans Werk.

Stefan Bertalan (1930-2014) war die Hauptfigur der forschungsbasierten, prozessorientierten und innovativen Kunst in Rumänien. Im Jahr 1966 gründete er zusammen mit Roman Cotoșman und Constantin Flondor die experimentelle neokonstruktivistische Gruppe 111. Nach Roman Cotoșmans Flucht in den Westen wurde eine weitere Gruppe, Sigma (1969-1982), gegründet. Bertalan war die treibende Kraft sowohl von 111 als auch von Sigma. Die beiden Gruppierungen waren jahrzehntelang die einflussreichsten und innovativsten Kunstgruppen in Rumänien und prägten die künstlerische, pädagogische und kuratorische Praxis von Generationen junger KünstlerInnen und TheoretikerInnen.

ART at Berlin - Esther Schipper - Stefan Bertalan - Apfel Baeume - Foto Joerg von Bruchhausen
Stefan Bertalan, Apfel Bäume, 1999, Gouache, Bleistift und Holzkohle auf Papier
34 x 52 cm (ungerahmt), 54,6 x 72,6 x 4,2 cm (gerahmt)
Courtesy The Estate of Stefan Bertalan and Esther Schipper, Berlin/Paris/Seoul, Foto © Jörg von Bruchhausen

Bertalan arbeitete in vielen Medien, produzierte Zeichnungen, Fotografien, Installationen, Aktionen, Environments und Happenings, oft unter Verwendung innovativer Materialien wie Plastik, Natur- und Kunstfasern, Röntgenbildern und Aluminium. Fast neunzig Prozent seines Schaffens sind jedoch Arbeiten auf Papier. Die Werke, die in Ends of Research gezeigt werden, stammen aus verschiedenen Serien Bertalans gesamter Schaffensperiode. Sie zeigen die Brüche, aber auch das beeindruckende Kontinuum einer Karriere, die zwischen den früheren Ergebnissen seiner wissenschaftlich anmutenden Forschung (die geometrische, abstrakte Perfektion von Formen und Objekten) und den späteren Entwicklungen seiner psychopolitischen, manischen Forschungsarbeit, in der er sich (als Selbstporträt) in die biologisch-kosmisch-fantastische Welt um ihn herum projiziert, balanciert. Ends of Research zeigt, wie sich die Erforschung abstrakter Strukturen langsam den Formen der Außenwelt öffnet und wie sich dann daraus ein Studium der eigenen Physiognomie entwickelt, und letztlich zur Erforschung des eigenen Körpers führt, dessen Anatomie jedoch zeitweise bis in die Geologie und Kosmologie hineinreicht.

ART at Berlin - Esther Schipper - Stefan Bertalan - Untitled Network - Foto Joerg von Bruchhausen
Stefan Bertalan, Untitled (Network), Tusche auf Papier
30 x 42 cm (ungerahmt), 48,6 x 60,5 x 4,2 cm (gerahmt)
Courtesy The Estate of Stefan Bertalan and Esther Schipper, Berlin/Paris/Seoul, Foto © Jörg von Bruchhausen

Ende der 70er Jahre hält eine ökologische Mystik Einzug in Bertalans Untersuchungen. Die universelle Ordnung, die er hinter den weitreichenden Korrespondenzen zwischen geistigen Prozessen und natürlichen Abläufen spürte, stärkten seinen Glauben an eine übergreifende, transzendentale Kommunikation und Harmonie: Alles könne sich mit allem verbinden, das universelle System sei eine spekulative Assoziation im Wechselspiel verborgenen und offenbarten Eigenschaften.

Bertalans umfangreiche Forschungsarbeiten sind voller Skizzen, Diagramme und komplexer Berechnungen, geometrischer Schemata, genauer Beobachtungen von Pflanzen, Felsen, Muscheln, Insekten, Tieren, Landschaften, aber auch abstrakten Strukturen, alptraumhaften Monstern und gewalttätiger Politik. Sie rekonstruieren Erde und Himmel, Natur, menschlichen Glauben und Ethik. Inspiriert von der Pionierarbeit der Systemtheorie und Bionik untersuchte er die formalen Beziehungen zwischen organischen und anorganischen natürlichen Strukturen, menschlichen Artefakten und spirituellen Visionen. Sein Ziel war es, die tiefe Isomorphie zwischen mentalen, abstrakten kognitiven Prozessen und den natürlichen Gesetzen von Wachstum und geometrischen Strukturen aufzudecken. Bertalans Mappen mit Zeichnungen wirken wie ein wissenschaftlich-spekulatives Tagebuch, gefüllt mit experimentellen Beobachtungen, theoretischen Überlegungen und politischen Aussagen. Die Forschung war nicht ein Mittel seiner Kunst, sondern ihr eigentlicher Zweck.

ART at Berlin - Esther Schipper - Stefan Bertalan - Untitled 1984 - Foto Joerg von Bruchhausen
Stefan Bertalan, Untitled, 1984, Rötel, Tusche, Holzkohle und Kugelschreiber auf Papier
46 x 65 cm (ungerahmt), 68,6 x 87,6 x 4,2 cm (gerahmt)
Courtesy The Estate of Stefan Bertalan and Esther Schipper, Berlin/Paris/Seoul, Foto © Jörg von Bruchhausen

Ends of Research ist eine Einführung in Bertalans faszinierenden, kreativen Forschungsprozess, in seine (mystische) Ökologie und seine scharfe politische Kritik. Die Ausstellung enthüllt utopische und modernistische Ambitionen und Paradoxien, die Grenzen der Vernunft, die immerwährende innere und äußere Emigration, den Status des Künstlers als wagemutigen, verletzlichen Suchenden nach absoluter Vollkommenheit und das seltsame Wirken eines unbezähmbaren, kritischen Bewusstseins, das sich bis zu den letzten Momenten des Lebens selbst beutelt. Gleichzeitig verweist die Ausstellung auch auf die politischen und ethischen Fragen, die durch Repression, Alter und Krankheit aufgeworfen werden. Bertalan ist ein Paradebeispiel für die aufkommenden Anliegen der Nachhaltigkeit und der Naturerhaltung sowohl in der Gesellschaft als auch in der Kunst. Sein überbordendes und ekstatisches Werk ist ein Vorbote des zeitgenössischen Bewusstseins für ein ganzheitliches und wechselseitiges Verhältnis zwischen Mensch und Natur.

ART at Berlin - Esther Schipper - Stefan Bertalan - Untitled Sunflower - Foto Joerg von Bruchhausen
Stefan Bertalan, Untitled (Sunflower), 1981, Zeichenkohle, Rötel und Tusche auf Papier
32,5 x 46 cm (ungerahmt), 53,1 x 66,6 x 4,2 cm (gerahmt)
Courtesy The Estate of Stefan Bertalan and Esther Schipper, Berlin/Paris/Seoul, Foto © Jörg von Bruchhausen

Stefan Bertalan wurde 1930 in Răcăştie, Rumänien, geboren und starb 2014 in Timişoara, Rumänien. Stefan Bertalan studierte an der Hochschule für Bildende Künste “Ion Andreescu” in Klausenburg. Ab 1962 war er Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Timişoara. Von 1970 bis 1981 war er Dozent an der Fakultät für Ingenieurwesen in Timişoara (Fachbereich Architektur).
Der Künstler vertrat Rumänien auf der 46. Biennale von Venedig im Jahr 1995. Im Jahr 2013 war sein Werk in der von Massimiliano Gioni kuratierten Ausstellung The Encyclopedic Palace auf der Biennale di Venezia zu sehen.
Zu Bertalans Einzelausstellungen gehören: Ştefan Bertalan, Muzeul de Artă, Timişoara (2012); The SelfPunishing One, Mogosoaia Palace, Muzeul de Artă, Timişoara/ The Bánffy Palace, Klausenburg und Neuklosterburg (2009). Zu ausgewählten Gruppenausstellungen gehören: Things we sense about each other, Badischer Kunstverein, Karlsruhe (2021); Parlament der Pflanzen, Kunstmuseum Liechtenstein, Liechtenstein (2020); Ex-East. Past and recent stories of the Romanian avant-garde, Espace Niemeyer –Siège du Parti communiste Français, Paris (2019); La Brique, The Brick, Cărămida, La Kunsthalle Mulhouse, Mulhouse
(2019); Dissolve into a red dwarf, Islands, Brüssel (2017); Derjenige, der sich selbst bestraft, Bucureşti/ Timişoara/Klausenburg (2009); Speech, Performance Festival Zona 4, Timişoara (2002) und Selbstbildnis in der zeitgenössischen rumänischen Kunst, Kunstmuseum Timişoara (2001).

Vernissage: Freitag, 3. März 2023, 17:00 – 20:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Freitag, 3. März – Samstag, 8. April 2023

Zur Galerie

 

 

Bildunterschrift Titel: Stefan Bertalan, Network, 1973-1974, Buntstift auf Papier, 35 x 50 cm, Foto: Jörg von Bruchhausen

Ausstellung Stefan Bertalan – Esther Schipper | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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