post-title Sojourner Truth Parsons | If nobody wants you you’re free | Esther Schipper | 08.06.-06.07.2023

Sojourner Truth Parsons | If nobody wants you you’re free | Esther Schipper | 08.06.-06.07.2023

Sojourner Truth Parsons | If nobody wants you you’re free | Esther Schipper | 08.06.-06.07.2023

Sojourner Truth Parsons | If nobody wants you you’re free | Esther Schipper | 08.06.-06.07.2023

bis 06.07. | #3942ARTatBerlin | Galerie Esther Schipper präsentiert ab 8. Juni 2023 die Ausstellung If nobody wants you you’re free der Künstlerin Sojourner Truth Parsons. 

Die Lebendigkeit alltäglicher Erlebnisse, aber auch die Seltsamkeit des Daseins bilden die Grundlage für Sojourner Truth Parsons’ Arbeiten. Ihre Gemälde haben eine erstaunlich atmosphärische Intensität. Sie verbinden leuchtende Farben, Silhouetten von Körpern und schwarze Flächen, die gleichzeitig als architektonische Elemente und Rahmungen fungieren. Die Kompositionen bewegen sich an der Schwelle zwischen Abstraktion und Repräsentation, oszillieren hin und her, wobei sich erkennbare Formen wie Körper, aber auch Blumen, Straßenzüge oder Landschaften nie endgültig in dem einen oder anderen Register festlegen lassen. Die aus sich überlagernden Elementen zusammengesetzte Ikonografie – Farbschichten wechseln sich mit dünnen Lavierungen ab, matte Oberflächen mit leicht glänzenden und irisierenden Passagen – konstruiert eine Innenwelt, die mehr psychische Landschaft als Wald oder Stadtblock ist, und eine emotionale Wahrheit verkörpert.

ART at Berlin - Esther Schipper - Sojourner Truth Parsons - Andrea Rossetti 6Exhibition view: Sojourner Truth Parsons, If nobody wants you youʼre free, Esther Schipper, Berlin, 2023, Courtesy the artist and Esther Schipper, Berlin/ Paris/Seoul, Photo © Andrea Rossetti

Urbane Landschaften mit Wolkenkratzern, Andeutungen von Flussblicken und Fensterrahmen fanden Einzug in Parsons’ Werk nachdem sie 2018 von Los Angeles nach New York gezogen war. Die neuen Gemälde, die in If nobody wants you you’re free gezeigt werden, sind von ihren längeren Aufenthalten im ländlichen Norden des Staates New York geprägt und zeigen ihre erneute Auseinandersetzung mit der Natur. Speed of earth, 2023, zum Beispiel, schafft ein rhythmisches Muster aus schwarzen Vertikalen mit unregelmäßig geschwungenen und tief eingekerbten Rändern, die an Baumstämme oder geschnitzte Balken erinnern. Für die Künstlerin verkörpert das Werk einen flüchtigen, aber intensiven Eindruck: das Gefühl, sich in einer eisigen Landschaft zu befinden, ihre hartkantigen Formen und ihre knisternden Geräusche.

Zuweilen wird die Assoziation mit der Außenwelt einfach durch eine leuchtende runde Form – Sonne oder Mond – verankert, die das Bild augenblicklich zwischen Abstraktion und Darstellung wechseln lässt. Oder sanfte Hügel und nach oben gewölbte Kurven offenbaren plötzlich ihre Erotik bevor sie sich wieder in ein kompositorisches Ganzes aus abstrahierten Mustern fügen. Andere Werke wiederum spielen mit der Erinnerung an das Sehen – zum Beispiel an das Gefühl einer Wahrnehmung wie sich ein Bild verkleinert oder spiralförmig dreht – und fangen solche visuellen Effekte als gelebte Erfahrung ein.

ART at Berlin - Esther Schipper - Sojourner Truth Parsons - Andrea RossettiExhibition view: Sojourner Truth Parsons, If nobody wants you youʼre free, Esther Schipper, Berlin, 2023, Courtesy the artist and Esther Schipper, Berlin/ Paris/Seoul, Photo © Andrea Rossetti

In Parsons’ Gemälden fließen Einflüsse aus der Kunst der Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ein, aber auch eine Abstraktion, die sich aus dem Alltagsleben und aus anderen Traditionen der Herstellung von Objekten speist. Ihr Werk ist beeinflusst von der Aneignung von Collagetechniken, die Spuren in ihrem Malprozess, ihrer kompositorischen Struktur und ihrem formalen Vokabular hinterlassen hat. Verweise auf die gemeinschaftlichen Aktivitäten der afroamerikanischen Quilt-Herstellung in den amerikanischen Südstaaten bieten einen Zugang zu dem aufgeladenen Subtext, der aus Parsons’ abstrahierten Szenen hervorgeht. Vor allem die Quilt-Herstellung in Alabamas Gee’s Bend mit ihren ungleichmäßigen Formen und kaleidoskopischen zentralen Strukturen in der Mitte, aber auch ihrem Ethos von Ideenreichtum und Solidarität bleibt ein wichtiger Bezugspunkt.

ART at Berlin - Esther Schipper - Sojourner Truth Parsons - Andrea Rossetti 4Exhibition view: Sojourner Truth Parsons, If nobody wants you youʼre free, Esther Schipper, Berlin, 2023, Courtesy the artist and Esther Schipper, Berlin/ Paris/Seoul, Photo © Andrea Rossetti

Die Farben in Parsons’ Gemälden sind mit formalen und emotionalen Assoziationen verbunden: Helle Farben wie Pink und leuchtende Rottöne verweisen auf die Unwirklichkeit künstlicher Lichter in einer urbanen Umgebung, auf einen Sonnenuntergang, der von der Skyline Manhattans eingerahmt wird, oder auf einen hellen Sommertag. Und während die Brauntöne in einigen der neuen Gemälde an Wälder erinnern, lassen die hellen Grüntöne den Frühling in eine winterliche Landschaft einziehen. Eine Serie von 15 kleinformatigen Gemälden greift eine fast monochrome Farbpalette auf und verwendet unterschiedliche Schwarztöne, die durch Veränderungen der Viskosität und des Glanzes entstehen und an die Schwarz-auf-Schwarz-Gemälde von Ad Reinhardt erinnern.

ART at Berlin - Esther Schipper - Sojourner Truth Parsons - Andrea Rossetti 3Exhibition view: Sojourner Truth Parsons, If nobody wants you youʼre free, Esther Schipper, Berlin, 2023, Courtesy the artist and Esther Schipper, Berlin/ Paris/Seoul, Photo © Andrea Rossetti

Kompositorische Struktur und Farbe haben in Parsons’ Praxis jedoch eine weitreichendere Bedeutung. Wie die Künstlerin 2022 anmerkte, “Ich finde Ränder wirklich schön. Wenn ich die Welt erlebe, kann ich nicht anders, als alles als eine Umrandung zu sehen, als eine Farbe neben einer Textur neben einer Flächigkeit. Und als weiße Person of Color war diese ‘Randlage’ (edgeness) Teil der Art und Weise, wie ich mich mein ganzes Leben lang zwischenmenschlich durch die Welt bewegt habe. Am Rand.”

Sojourner Truth Parsons (geb. 1984 in Vancouver, Kanada) ist eine Künstlerin mit afro-indigener und Siedlerherkunft. Sie hat einen Bachelor of Fine Arts vom Nova Scotia College of Art and Design, Halifax, Nova Scotia. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Brooklyn, NY.

Parsons war Artist in Residence in Denniston Hill, Glen Wild, NY (2021), dem Santa Fe Art Institute, Canada Council for the Arts International Residencies, Santa Fe, NM (2014), Terra Nova National Park, The Rooms, Neufundland (2014) und dem Ross Creek Center for the Arts, Bay of Fundy, Nova Scotia (2009).

ART at Berlin - Esther Schipper - Sojourner Truth Parsons - Andrea Rossetti 1Exhibition view: Sojourner Truth Parsons, If nobody wants you youʼre free, Esther Schipper, Berlin, 2023, Courtesy the artist and Esther Schipper, Berlin/ Paris/Seoul, Photo © Andrea Rossetti

Zu ihren Einzelausstellungen gehören: Sojourner Truth Parsons: Holding Your Dog At Night, Oakville Galleries, Oakville, Kanada (2017); jüngste Gruppenausstellungen sind: Summer ’22, Esther Schipper, Berlin (2022); The New Bend, curated by Legacy Russell, Hauser & Wirth, Somerset (2023) Los Angeles (2022), and New York (2022); L’Invitation au voyage, Esther Schipper, Berlin (2021); This is America, Kunstraum Potsdam, Potsdam (2021); This Sacred Vessel (PT. 1), Arsenal Contemporary, New York (2020).

Parsons’ Arbeiten sind in den Sammlungen des Museum Voorlinden, Wassenar, des Montreal Museum of Fine Arts, Montreal, und des Long Museum, Shanghai, vertreten.

Vernissage: Donnerstag, 8. Juni 2023, 18:00 – 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Donnerstag, 8. Juni – Freitag, 6. Juli 2023

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Bildunterschrift Titel: Sojourner Truth Parsons, Life knows how to live here, 2023. Foto © Jörg von Bruchhausen

Ausstellung Sojourner Truth Parsons – Esther Schipper | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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