post-title Ryan Gander | Some Other Life | Esther Schipper | 26.04.-15.06.2019

Ryan Gander | Some Other Life | Esther Schipper | 26.04.-15.06.2019

Ryan Gander | Some Other Life | Esther Schipper | 26.04.-15.06.2019

Ryan Gander | Some Other Life | Esther Schipper | 26.04.-15.06.2019

bis 15.06. | #2444ARTatBerlin | Esther Schipper zeigt momentan die Ausstellung Some Other Life des Künstlers Ryan Gander. 

Gezeigt werden neue Arbeiten des britischen Künstlers, die sich auf physischer und metaphorischer Ebene mit den Begriffen von Illumination und Erleuchtung auseinandersetzen. Hierbei spielt vor allem das Neutralgrau eine wichtige Rolle – ein Farbton, der auf der Helligkeitsskala genau in der Mitte von Schwarz und Weiß liegt.  Die Werke bewegen sich zwischen verschiedenen Medien wie architektonischen Interventionen, Skulpturen, Installationen und einer Videoarbeit.

Zur Speicherung von Energie werden in einigen Arbeiten wiederaufladbare Batterien verwendet. Ryan Gander äußert sich hierzu folgendermaßen: „Nicht nur für sich alleinstehend sind viele der Arbeiten konzeptuelle Zeitfragmente, sondern auch wie unsere individuellen Lebenszyklen gehen sie schlichtweg zur Neige. Dies bezieht sich auf die Sterblichkeit des menschlichen Daseins und unsere Angst im Hinblick auf den Einfluss, den wir in der Welt während unserer Zeit hier spielen.“

Im Eingang des Ausstellungsraumes befinden sich zwei Rollen reinweißen Teppichs, die teilweise ausgerollt und nebeneinander auf dem Boden positioniert sind. Sie zeigen Rad- und Fußspuren von zwei Fahrzeugen und ihren Fahrern in einer suggestiven Schneelandschaft. Die Arbeit mit dem Titel Diagram for Common Ground, 2019, deutet eine vage Erzählung an, bei der sich zwei Charaktere getroffen und wieder voneinander getrennt haben. Die Spuren erscheinen teilweise verdeckt durch ein scheinbares Schneegestöber und zeichnen eine poetische und zugleich mysteriöse Szene, die sich dort abgespielt haben könnte. 24 graue, nummerierte Würfel liegen verteilt auf den weißen Teppichen. Jeder einzelne Würfel erzeugt in individuellem Tempo einen leisen, tickenden Klang.

In unmittelbarer Nähe befindet sich die Arbeit Evidence of absence, 2019, bestehend aus zwei grauen Schutzkoffern, welche leuchtende Acrylwürfel mit den Ziffern 1 bis 24 enthalten. Neun von ihnen sind in der Ausstellung verteilt und markieren die Position der einzelnen Kunstwerke, während die restlichen Würfel in den offenen Gehäusen präsentiert werden.

Mit einer skulpturalen Umsetzung von Vincent van Goghs Gemälde Gauguin’s Chair, 1888 (Van-Gogh-Museum, Amsterdam), setzt Monkey See, Monkey Do, 2019, Ganders Auseinandersetzung mit dem Künstlerbegriff fort. Van Goghs Gemälde zeigt auf dunkel gehaltener Leinwand eine brennende Kerze und einige auf dem Sessel zurückgelassene Bücher – ein Porträt in absentiaseines Freundes, dem französischen Maler Paul Gauguin. In der Skulptur reproduziert Gander den Stuhl und die Objekte detailgetreu mit einer brennenden, künstlichen Kerze, die auf mysteriöse Weise ausgeblasen wird, bevor sie sich in einer Endlosschleife wieder entzündet. Auch gibt er die verzerrte Perspektive des Stuhls im Gemälde wieder, indem er Van Goghs Stil im dreidimensionalen Raum nachahmt.

ART-at-Berlin---Courtesy-of-Galerie-Esther-Schipper---Ryan-Gander
Ryan Gander, Monkey See, Monkey Do, 2019 (detail),
polyurethane, paint, glass, fibre glass, steel, plastic, lamp oil, flame, timer,
95 x 79 x 52 cm, Photo © Studio Ryan Gander

Die Kerze ist auch das zentrale Motiv von Ganders Embrace Your Mistakes… Your Mistakes Are the Markers of Your Time, 2019. In dieser Serie von 365 Tuschezeichnungen, eine für jeden Tag des Jahres, versucht der Künstler eine erlöschende Kerze zu zeichnen. Jede Skizze wird danach zerknüllt und in einen Papierkorb geworfen, um unter Beibehaltung jeder Falte und Verknitterung wieder entnommen und geglättet zu werden. Anschließend werden die Zeichnungen in einen Rahmen in Neutralgrau gefasst, der die Farbe von Gauguins Stuhl widerspiegelt.

Darüber hinaus präsentiert Gander eine neue Arbeit aus seiner Serie animatronischer Mäuse. In I… I… I… blickt eine weiße Maus durch ein Loch, das nahe dem Boden in die Galeriewand gebrochen wurde. Das Robotertier ringt stotternd nach Worten und versucht mit der Stimme der 9-jährigen Tochter des Künstlers eine Rede zu halten.

In So I see (So I see, the light is changing constantly, as is your perspective), 2019, wird eine dreistufige Treppe präsentiert, die entlang einer niedrigen Wand verläuft und aus leuchtendem Acryl besteht. Sie strahlt ein helles weißes Licht aus und spiegelt die Nummernwürfel wider, die in der Ausstellung verteilt sind.

Ein neuer Film mit dem Titel Foreseeable future, or When the shadows go the wrong way, 2019, zeigt ein virtuelles Modell von Ganders Studiokomplex als überwucherte Ruine in der Zukunft. Das Gebäude selbst, seine Trümmer und das Laubwerk werden transparent in einer reinweißen Landschaft dargestellt. Einzig sichtbar bleibt der Schatten der verdeckenden Vegetation, die sich leicht im Wind bewegt.

Die materielle, formale und stilistische Vielfalt von Ryan Ganders Praxis wird sowohl durch seine konzeptuelle Vision, als auch durch wiederkehrende Themen wie Kreativität, die Natur der Kunst und das Leben des Künstlers vereint. In And for my next show, 2019, werden graue Miniaturnachbildungen von skulpturalen Werkserien des Künstlers in einer in die Wand eingelassenen Vitrine präsentiert. Da diese nur 80 Zentimeter über dem Boden hängt, scheint es, als ob sie sich vor allem an ein Kinderpublikum richten.

Ganders Oeuvre evoziert fiktive Räume und bezieht sich auf abwesende Objekte, Kunstwerke oder Personen, sowohl real als auch imaginär. Der Künstler richtet seine Aufmerksamkeit oftmals auf die Verspieltheit und Phantasie von Kindern, die weniger von Fakten und Äußerlichkeiten beeinflusst sind als Erwachsene.

Ryan Gander wurde 1976 in Chester, England, geboren. Der Künstler lebt und arbeitet zwischen Suffolk und London.

Der Künstler wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Zürcher Kunstpreis 2010, dem ABN Amro Kunstpreis 2006 und dem niederländischen Prix de Rome 2003 für Skulptur. Er ist derzeit Hodder Stipendiat 2019-20 am Lewis Center for the Arts an der Princeton University, Princeton. Im Jahr 2015 erhielt er den Ehrendoktortitel Doctor of Arts der Manchester Metropolitan University. Im Jahr 2017 wurde Gander mit dem Order of the British Empire (OBE) für seine Leistungen für zeitgenössische Kunst ausgezeichnet.

Im Jahr 2016 kuratierte Ryan Gander in Night in the Museumeine Auswahl von Werken aus der Sammlung des Arts Council. Diese Ausstellung, die in der Longside Gallery, Yorkshire Sculpture Park, als Teil der Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen der Arts Council Collection eröffnet wurde, reiste durch Großbritannien in die Gas Hall des Birmingham Museum & Art Gallery und im Jahr 2017 in das Attenborough Centre, Brighton.

Zu Ganders institutionellen Einzelausstellungen gehören: Good Heart, Base / Progetti per l’arte, Florenz (2018); The day to day accumulation of hope, failure, and ecstasy, Laguna Gloria, The Contemporary Austin, Austin (2017); Faces of Picasso: The collection selected by Ryan Gander,Remai Modern, Saskatoon (2017); These wings aren’t for flying,The National Museum of Art, Osaka (2017); Human/Non Human/Broken/Non Broken, Cc Foundation, Shanghai (2017); Works by Ryan Gander, Dazaifu Tenmangu Shrine, Fukuoka (2017); To stand amongst the elements and to interpret what one knows, Museum Dhondt-Dhaenes, Deurle (2016); Creative play entails some risk taking, Scrap Metal Gallery, Toronto (2016); Make every show like it’s your last, Musée d’art contemporain de Montréal, Montreal (2016), Aspen Art Museum, Aspen (2015), Contemporary Art Gallery, Vancouver (2015), and Manchester Art Gallery, Manchester (2014) (Wanderausstellung).

Ausstellungsdaten: Freitag, 26. April – Samstag, 15. Juni 2019

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Bildunterschrift Titelbild: Ryan Gander, Monkey See, Monkey Do, 2019 (detail), polyurethane, paint, glass, fibre glass, steel, plastic, lamp oil, flame, timer, 95 x 79 x 52 cm, Photo © Studio Ryan Gander

Ausstellung Ryan Gander – Esther Schipper | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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