bis 16.03. | #4165ARTatBerlin | Galerie Dittmar präsentiert ab 25. Januar 2024 die Duo-Ausstellung der Künstler*innen Rudolf Englert und Chloé Bensahel.
Die Ausstellung zu Rudolf Englert (1921-1989) und Chloe Bensahel (*1991) vereint zwei Positionen, die über die Zeiträume hinweg und unabhängig von den verschiedenen Medien in Beziehung gesetzt werden können. Neben der visuellen Nähe, basierend auf dem Prinzip der Reihung, bilden der Bezug zur Schrift sowie zur Musik grundlegende Elemente im Werk beider Künstler. Die Gegenüberstellung hebt jeweils die reflektierte wie poetische Vorgehensweise hervor und ermöglicht eine visuelle Annäherung, die unter Wahrung der verschiedenen Voraussetzungen neue Möglichkeiten der Wahrnehmung eröffnet.
Rudolf Englert schafft ab Anfang der sechziger Jahre seine innovativen Zeichnungsserien in schwarzer Tusche. Die Reihungen haben bei aller Disziplinierung einen freien, individuellen Ausdruck und sind richtungsweisend für sein weiteres Werk. In der Tendenz den Arbeiten der ZERO-Künstler verwandt, sind die Zeichnungen von großer Eigenständigkeit. In den siebziger Jahren werden die Kompositionen komplexer und bildmäßiger in der Anlage. Der Schriftcharakter wie die Anklänge an musikalische Notationen, die sich früh abzeichneten, treten deutlicher hervor. Führende Kunsthistoriker erkennen bereits damals die besondere Position Englerts innerhalb der internationalen Avantgardeströmungen. Auch vor dem Hintergrund der Neubewertung des Bildes, des Mediums Papier in den siebziger Jahren wird die Bedeutung des Künstlers sinnfällig, der an dieser Entwicklung in unterschiedlicher Weise teilhat.
„Nichts kommt bedeutend daher und gerade dadurch wird alles herausgelöst aus der Beliebigkeit und wird signifikant im Sinne des ganz bewusst gesetzten Zeichens als Ausdruck eines Prozesses… Der Betrachter tritt ein in einen wahrhaft kommunikativen Dialog der Reflexion, des Erkennens, des Verstehens.“ (Dieter Krüger, Kunsthalle Osnabrück, 2005.) 2022 erschien in der Edition Dittmar die umfangreiche Publikation zu Englert mit einer ausführlichen kommentierten Biographie.
Während Rudolf Englert den Begriff der Zeichnung maßgeblich erweitert, erzielt Chloe Bensahel mit ihren Arbeiten die Abkehr von einem restriktiven Begriff der Textilkunst. Durch die Verbindung von traditioneller Technik mit neuester Technologie erforscht die Künstlerin grundlegende ästhetische Fragen aus zeitgenössischer Perspektive.
Tusche, handgeschöpftes versponnenes Papier, 32 x 30 cm
Chloe Bensahels Werkgruppe Text Tapestries thematisiert die Verbindung von Text und Textil. Die Künstlerin beschreibt handgeschöpftes Papier, welches sie anschließend zerreißt und zu einem Faden zwirbelt. Diesen webt sie zusammen mit anderen Materialien, zumeist Hanf oder Wolle. Eine Fortführung dieses Gedankens bilden Bensahels Interactive Tapestries. In Anlehnung an die Bedeutung des Textes im Hebräischen, wo der ausschließlich in Konsonanten geschriebene Text erst durch die gesprochenen Vokale vollständig entsteht, bilden die Betrachter einen integralen Teil des Werkes. Durch das Einweben leitender Fäden werden bei Berührung der Arbeiten Ton- oder Lichtsequenzen aktiviert; sie werden zu einem Resonanzkörper. Hervorgegangen aus der Zusammenarbeit der Künstlerin mit Jacquard und der Google Arts & Culture Residency (2019) zielt die Werkgruppe darauf ab, eine neue Form des Zugangs neben dem primär visuellen zu ermöglichen.
Die Künstlerin absolvierte die Parsons School of Design, New York, wo sie zunächst Integrated Design studierte. Über einen dreimonatigen Aufenthalt in Japan und ein anschließendes Stipendium am Australian Tapestry Workshop, Melbourne, gelangte die Künstlerin zum Weben. Jüngst, im November 2023, Auszeichnung mit dem Prix des Amis du Palais de Tokyo, Paris. Aus diesem Anlass folgt im Frühjahr 2024 eine Einzelausstellung. Von März bis Mai 2024 Doppelresidenz am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und in der Villa Albertine, Boston, woraus sich die Präsentation ihrer Arbeiten auf der Design Miami im Dezember 2023 ergab.
Die Initiative zu dieser Ausstellung erfolgte durch die Kunsthistorikerin und Kuratorin Christina-Marie Lümen, Paris/Berlin.
Vernissage: Donnerstag, 25. Januar 2024, 18:00 – 20:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Donnerstag, 25. Januar bis Montag, 4. März 2024 – ACHTUNG: verlängert bis Samstag, 16. März 2024
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Bildunterschrift Titel: Rudolf Englert, Ibiza, 1978, Tusche auf Papier, 23 x 32 cm
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