post-title Rabia Farooqui + Rabia S. Akhtar | Internal Landscapes | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin | 23.03-22.04.2023

Rabia Farooqui + Rabia S. Akhtar | Internal Landscapes | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin | 23.03-22.04.2023

Rabia Farooqui + Rabia S. Akhtar | Internal Landscapes | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin | 23.03-22.04.2023

Rabia Farooqui + Rabia S. Akhtar | Internal Landscapes | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin | 23.03-22.04.2023

bis 22.04. | #3814ARTatBerlin | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin präsentiert ab 23. März 2023 die Ausstellung “Internal Landscapes” mit Werken der Künstlerinnen Rabia Farooqui und Rabia S. Akhtar.

Wo ziehen wir die Grenze zwischen der Realität und den Inhalten von Träumen? Internal Landscapes, eine Duo-Ausstellung mit Miniaturgemälden von Rabia Farooqui und Rabia S. Akhtar in der Kristin Hjellegjerde Galerie in Berlin, vereint hybride Wesen, leuchtende Landschaften, schlummernde gesichtslose Figuren, schwimmende Fische und grün durchscheinende Wasserbecken. Es sind Szenen der Fantasie – abwechselnd fremd und verführerisch, üppig und kahl.

Farooqui erforscht in ihren Arbeiten die Art und Weise, wie wir uns ausdrücken und zueinander in Beziehung treten, oft auf performative Weise. In früheren Arbeiten erschienen ihre Figuren fast wie Marionetten, deren Gliedmaßen sorgfältig um Objekte und Tiere in einem farbigen Raum konstruiert waren, um höchst theatralische Szenen zu schaffen. In aktuellen Arbeiten jedoch konzentriert sie sich mehr auf die Introspektive. Ihre Figuren sind in sich zusammengesunken, mit hängenden Köpfen und schweren Gliedmaßen in einer Haltung, die an Schlaf oder zumindest an Trägheit erinnert. Schlummern sie friedlich oder sind sie bewusstlos? Und was ist mit der aufsteigenden Farbflut, in der einige von ihnen teilweise untergetaucht zu sein scheinen – baden oder ertrinken sie? Für Farooqui spiegelt diese Zweideutigkeit den Schlafzustand wider, in dem unser physischer Körper bewegungslos an die reale Welt gebunden ist, während unser Geist durch fantastische Welten reist. „Wenn wir schlafen, können wir auf verschiedene Teile unseres Bewusstseins zugreifen, während sich unser Körper auflädt, aber gleichzeitig ist es ein sehr verletzlicher Zustand, eine Art Zwischenzustand“, sagt sie.

Innerhalb dieses Schwebezustands erforscht Farooqui auch die Dualität oder Vielfältigkeit des Selbst, die durch zwei Figuren visualisiert wird die nebeneinander, aber getrennt voneinander, erscheinen. Ihre Körpersprache ist oft energetisch und konträr (eine Figur z. B. steht, während die andere sitzt), was das Auf und Ab darstellt, das wir alle zwischen unseren verschiedenen Emotionen und Impulsen erleben. Am deutlichsten ist dies vielleicht in „Balancing act“ zu sehen, wo sich eine Figur auf dem Boden zusammengerollt hat, während die Andere eine Brückenhaltung über ihr eingenommen hat, wobei ein Bein in der Luft schwebt und eine Sitzstange für einen Vogel darstellt. Auf der linken Seite des Gemäldes ahmen zwei Fische diese Haltungen nach und fangen so die subtilen Verschiebungen und Spannungen zwischen dem Inneren als geistigen Raum und der äußeren Körperlichkeit ein. Auf diese Weise stellt Farooqui eine Verbindung zwischen den Tieren und den Figuren her, die eine visuelle Harmonie schafft und gleichzeitig auf das latente Gefühl der Bedrohung hinweist, das sich durch die gesamte Serie zieht. Hier wie auch in anderen Werken tauchen die Fische aus dem Wasser auf, ihre Körper unnatürlich verformt als Symbol der Hilflosigkeit, während in einem anderen Gemälde ein Wolf zu sehen ist, der in der Hocke sitzt, als würde er die in einem Teich schwimmenden Fische jagen. Diese Erzählungen – oder potenziellen Brüche – arbeiten eher mit als gegen die zarten Pinselstriche, die weiche Farbpalette und die paradiesischen Konnotationen der gartenähnlichen Umgebung, um die Unterscheidungen zwischen emotionalen Zuständen, Bewegung und Stille, bewussten und unbewussten Welten absichtlich zu verwischen.

Die Gemälde von Akhtar hingegen sind deutlich dichter in ihren Details sowie in der Farbpalette und bevölkern mythische, hybride Kreaturen. Als Kind, das in Karachi aufwuchs, kam die Künstlerin nur sehr selten mit Tieren in Berührung, obwohl sie von den Kreaturen der Urdu-Fabeln, Cartoons und Volksmärchen fasziniert war und damit begann ihre eigene fantastische Welt zu erschaffen, in der sie ihnen näher kommen konnte. Als sie jedoch älter wurde und mehr über die bedrohte Tierwelt, sowie die Art und Weise erfuhr wie der Mensch in das Tierreich eingedrungen ist, musste sie einen Weg finden, ihre Träume mit der härteren Realität in Einklang zu bringen. In ihren Gemälden treffen die beiden Welten aufeinander: das reiche, fruchtbare Gebiet der Fantasie und die kargen Visionen von Umweltverschmutzung und Zerstörung. Die Überreste eines Waldes beispielsweise scheinen auf den ersten Blick ein magisches Ökosystem voller Farben und Leben darzustellen, doch bei näherem Hinsehen nimmt die Landschaft ein fast radioaktives Leuchten an, während ein großer rosafarbener Fisch, der im Gras liegt, kränklich und mutiert erscheint und Rauch statt Blasen ausstößt. Eine einzelne brennende Blume und die Köpfe dreier Drachen, die mit knirschenden Zähnen aus dem Laub auftauchen, verstärken das Gefühl von Bedrohung und Unsicherheit.

Auf vielen Gemälden sind auch bärtige Männer zu sehen, die Tiermasken tragen oder tierische Züge angenommen haben und bunte, fast schneckenartige, auslaufende Körper besitzen. In „Remains of a Forest“ scheint diese Figur zu versuchen, mit seiner Umgebung zu verschmelzen, teilweise hinter Palmenblättern versteckt, aber die Büffelkopfmaske und seine pelzigen Schmetterlingsflügel dienen nur dazu, seine Andersartigkeit hervorzuheben. Wie der Fisch im Gras steht er in schmerzhaftem Widerspruch zu seiner Umgebung. In „Lost Crow“ ist er ähnlich auffällig: Er sitzt rittlings auf einem riesigen, geflügelten Fisch, der durch einen Regensturm fliegt, während eine Krähe im Sturzflug einen kleineren Fisch aus den Wellen unter ihnen herausfischt. „Diese Menschen“, sagt Akhtar, „stehen für die menschliche Überwachung und die Art und Weise, wie der Mensch in die Tierwelt eingedrungen ist und sie verändert hat.“ Auch wenn diese Männer wie aus einer anderen Welt erscheinen, ist die Idee, Tierteile in den menschlichen Körper zu integrieren, alltäglich: Wir tragen Bienenwachs auf unsere Lippen auf und verwenden Kosmetika, die zerdrückte Austernschalen enthalten, in der Hoffnung auf eine strahlendere Haut. „In Pakistan zahlen die Menschen für die Jagd auf die Houbara-Trappe, die als Aphrodisiakum gilt, wenn man sie isst. Ich interessiere mich für die Art und Weise, wie wir versuchen, den Tieren ähnlicher zu werden und sie zu unserem Vorteil zu nutzen“, sagt sie. „Die Männer in meiner Arbeit sind zu Monstern geworden, aber sie erhalten nie wirklich Zugang zum Tierreich – sie stecken außerhalb davon fest, so sehr sie es auch versuchen.“

Dieses Element der Sehnsucht wird durch die leuchtenden Farben und den schimmernden Glanz der Tiere vermittelt, aber für Akhtar geht es bei den Bildern weniger um Nostalgie als vielmehr um die Überbrückung der Kluft zwischen Kindheitsphantasie und Erwachsensein. Gleichzeitig räumt sie ein, dass ihre Arbeit immer noch eine Form des notwendigen Eskapismus ist: Sie bietet ihr einen sicheren Raum, der gleichzeitig mit der Realität verbunden und von ihr losgelöst ist, in dem sie ihre emotionale Reaktion auf die Welt verhandeln kann.

Die Gemälde von Farooqui und Akhtar bilden zusammen einen lebendigen visuellen Dialog, der aus den Grenzen der Leinwand herauszuwachsen scheint und im Raum, der sie umgibt, widerhallt. In diesen Werken, die Fakten und Fiktion, Sichtbares und Imaginäres miteinander verweben, wird die Kunst als eine Form des kritischen Hinterfragens, aber auch des Trostes und der Offenbarung gefeiert.

Vernissage: Donnerstag, 23. März 2023, 18:00 – 20:00 Uhr, 19:30 Uhr live Cello Konzert

Ausstellungsdaten: Donnerstag, 23. März –  Samstag,22. April 2023

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Bildunterschrift Titelbild: Rabia Farooqui, Lower your gaze, 2023, Detail, Gouache on wasli, 45.7 x 33 cm, 18 x 13 in

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