post-title Paris Giachoustidis | Urlaub in Deutschland | 68 projects | 16.01.-27.02.2021

Paris Giachoustidis | Urlaub in Deutschland | 68 projects | 16.01.-27.02.2021

Paris Giachoustidis | Urlaub in Deutschland | 68 projects | 16.01.-27.02.2021

Paris Giachoustidis | Urlaub in Deutschland | 68 projects | 16.01.-27.02.2021

bis 27.02. | #2942ARTatBerlin | 68 projects präsentiert ab 16. Januar 2021 die Einzelausstellung Urlaub in Deutschland mit Malerei des griechischen Künstlers Paris Giachoustidis.‍

Bilder (pictures) der digitalen Massenmedien bilden die Grundlage der Malereien von Paris Giachoustidis. Wer sind ihre Autor*innen, wo liegt also die Deutungshoheit und welchen Einfluss hat das auf das image einer Person, einer Entität, einer (Sub-)Kultur? > 1)

Um diese Fragen der Bildproduktion und -rezeption samt ihrer Auswirkungen kreist die Beschäftigung des Künstlers. Je nach thematischer Ausrichtung des vorgefundenen Materials (er)findet er neue, adäquate Formen der malerischen Aneignung und Verfremdung.

Für diese Solo-Ausstellung hat er einen neuen Bilderzyklus mit dem Titel Urlaub in Deutschland geschaffen. Basierend auf fotografischen Postkartenmotiven wurden Urlaubsszenerien realistisch in leuchtenden Acrylfarben auf Papier gebracht. Wohnwagen, Badewasser, saftige grüne Wiesen, sorgsam gestutzte Hecken und ein strahlend blauer Himmel sind neben glücklich wirkenden kleineren Personengruppen wiederkehrende Motive. Festgehalten sind idyllisch anmutende Momente: ein im Pool flirtendes Pärchen, ein Drink mit Blick aufs Wasser, (Sonnen-)Badende in einem von Bergen umringen See. Doch diese werden – anders als auf den Postkarten selbst – gebrochen: Völlig unvermittelt taucht zentral im Bild ein Feuer auf, das unbeachtet scheint, ein Blitz, der einschlägt oder graue Farbwolken, die sowohl eine Straße als auch eine große Rauchwolke assoziieren lassen. Sie irritieren und ermöglichen eine kritische Reflexion der idealisierten Darstellungen. Herrscht im Urlaub tatsächlich ständig angenehmes Wetter? Sind die deutschen Gewässer alle klar und blau, die Umgebungen sauber, die Masken lustig und die Menschen fröhlich? Wir wissen natürlich, dass dem nicht so ist. Und versenden wir nicht trotzdem am liebsten Postkarten, auf denen das suggeriert wird? Wo blenden, wo idealisieren, wo ignorieren wir selbst?

Schon anhand von Idylle-Darstellungen vergangener Jahrhunderte wird deutlich, dass wir Menschen uns gerne in einem überschaubaren, scheinbar gefahrenlosen Raum bewegen, in dem alles Fremde und damit potenzielle Störfaktoren ausgeblendet werden. Doch die Idylle ist eine eindimensionale Projektion. Der Blitz des Eros schlägt ein, die Farbe – und das Eis? – innerhalb der Winterlandschaft beginnen zu schmelzen, das Wohnmobil geht in Flammen auf. Diese Bedrohungen lassen Assoziationen zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen zu. Wie lange können sie ignoriert werden?

Mit Urlaub in Deutschland gelingt es Paris Giachoustidis, die Betrachter*innen durch einen Rückgriff in die Kunstgeschichte und mithilfe produktiver Störungen in Form gezielter künstlerischer Eingriffe zu irritieren und zu aktivieren, über das Gesehene nachzudenken. So schafft er hochaktuelle, gesellschaftlich relevante Arbeiten, die unsere Wahrnehmung schärfen und bestenfalls in unseren Alltag hineinwirken und zu einer kritischeren Haltung im Umgang mit Bildern (pictures und images) insgesamt führen.

Isabelle Meiffert

> 1) Im Englischen gibt es zwei Begriffe für das deutsche Wort Bild: Während picture auf den Gegenstand Bild fokussiert, lässt sich image vor allem auf den Bildinhalt sowie auf nicht materielle Bilder, bspw. Vorstellungen, Erinnerungen und Erscheinungen beziehen.
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Die Werke des 1990 in Serres, Griechenland geborenen Paris Giachoustidis verraten den Einfluss der 1990er Jahre und da vor allem der Young British Artists (YBA). Der Künstler schloss seine Studien an der Aristoteles-Universität Thessaloniki, Griechenland und der Kunsthochschule Weißensee in Berlin jeweils mit einem Bachelor und einem Master in Kunst ab. Die Werke von Paris Giachoustidis waren auf zahlreichen Ausstellungen in Deutschland und Griechenland zu sehen, unter anderem bei KWADRAT, im KINDL-Institut für zeitgenössische Kunst, im Kunstzentrum Bethanien, im Max Liebermann Haus und in der Galerie Russi Klenner (alle Berlin). Im Rahmen von NEUSTART KULTUR, dem Sonderförderprogramm 20/21 der Stiftung Kunstfonds, erhielt er das Stipendium für Bildende Künstler*innen, 2017 wurde er mit dem Kunstpreis des Haus am Kleistpark ausgezeichnet. Werke des Künstlers befinden sich unter anderem in der Christos & Polly Kolliali Collection, der Miettinen Collection und der A Private Collection – Tyrown Vincent.

Ausstellungsbeginn/Eröffnung: Samstag, 16. Januar 2021, 12:00 – 19:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Samstag, 16. Januar – Samstag, 27. Februar, 2021

Zur Galerie

 

 

Bildunterschrift: Paris Giachoustidis, OHNE HANDTUCH AM BERGSEE, 2020, Acryl auf Papier, 92 x 125 cm

Ausstellung Paris Giachoustidis – 68 projects | Zeitgenössische Kunst Berlin Galerien | ART at Berlin

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