bis 30.04. | #3380ARTatBerlin | HazeGallery präsentiert ab 8. April 2022 die Ausstellung SHAPE OF COLOUR der Künstlerin Marina WitteMann, kuratiert von Irina Rusinovich.
Als die Kunstwelt eine 180-Grad-Wende am Anfang des Jahrhunderts vollzog und der Hauptwert eines Kunstwerks nicht mehr die Form, sondern das Werk mit seinen Bedeutungen, Allegorien und Symbolen bekommen war, begannen die Künstler, aktiv nach Möglichkeiten des Selbstausdrucks durch eine Vielzahl von Formen und Medien zu suchen. Es scheint, dass das Ziel in seinem Punkt recht einfach ist. Was aber, wenn der Künstler das, was er darstellt, nicht nur auf der visuellen Ebene wahrnimmt? Was ist, wenn die Farbe einen Geruch hat? Oder der Klang einen Geschmack hat? In der Wissenschaft nennt man dieses Phänomen Synästhesie – die Wahrnehmung der Welt auf eine besondere Art und Weise, mit der Verbindung derjenigen Sinne, die bei anderen Menschen in einer ähnlichen Situation nicht funktionieren. Auf ähnliche Weise hat zum Beispiel Kandinsky Musik in seinen Gemälden dargestellt, und der Komponist Skrjabin spielte seine Melodien mit einem von ihm selbst zusammengebauten Farbapparat.
Im XXI. Jahrhundert gingen viele Künstler noch weiter, indem sie die klassischen Postulate der Kunst Aufgaben und begannen, nicht nur künstlerische Techniken, sondern auch wissenschaftliche und philosophische Methoden für die Schaffung ihrer Werke zu verwenden. So entstanden neue Medien, Deep Media, NFT-Kunst und andere Trends in der zeitgenössischen Kunst. All dies bildet die Grundlage für eine neue Art von Materialismus, bei dem die Form, die Gestalt und die Struktur des Werks in den Vordergrund treten und nicht mehr nur ein Instrument sind, sondern zu einer neuen Ausdruckssprache werden.
Das Projekt Shape of Color ist eine Art Manifest für die unbegrenzten Möglichkeiten unserer Wahrnehmung.
Als Synästhetikerin spürt Marina WitteMann die Welt ein wenig tiefer und umfassender als andere Menschen, sie sieht in der Farbe die emotionalen Zustände der sie umgebenden Menschen, lebendige Erfahrungen, Schmerz, Wut und Euphorie. Deshalb streben die in der Ausstellung präsentierten Werke danach, aus dem Rahmen der allgemein akzeptierten Kunstformen auszubrechen. Das, was kein Volumen hatte, durchbricht den zweidimensionalen Raum, Farbe erhält Form, Papier – Textur, Tiefe. Jedes Werk in der Ausstellung ist ein unverblümtes Bild, das durch das Prisma der Wahrnehmung der Künstlerin entsteht, durch die Verschmelzung mehrerer Sinnesebenen auf einmal.
Energy, 2021, paint, spray colours, paper, cardboard, hardboard, 162 x 13 cm
Marina Wittemann ist Absolventin des Moskauer Staatlichen Akademischen Kunstinstituts, benannt nach V.I. Surikov in Russland. Marina stellte ihre Werke in Einzel- und Gruppenausstellungen in ganz Europa, Südamerika und Asien aus, darunter in Brasilien, Großbritannien und China. Im Jahr 2015 absolvierte sie ein Austauschprogramm in São Paulo, Brasilien, an der Armando Alvares Penteado Foundation (FAAP University). 2017 lernte sie traditionelle chinesische Malerei, Kalligrafie und Metaphysik in Shanghai, China. Seit 2019 lebt und arbeitet die Künstlerin in Deutschland. Parallel praktiziert sie Bildhauerei und forscht weiter für ihre Praxis an der University for the Creative Arts – Open College of the Arts (England).
Vernissage: Freitag, 8. April 2022, 19:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag, 9. April bis Samstag, 30. April 2022
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Titelbildunterschrift: Another place, 2021, paint, spray colours, paper on canvas, 105 x 153 x 7 cm
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