bis 22.08. | #2780ARTatBerlin | Sprüth Magers Berlin präsentiert derzeit die Ausstellung local talent mit Beiträgen von in Berlin lebenden und arbeitenden Künstler*innen unterschiedlicher Generationen und Herkünfte, kuratiert von Thomas Demand.
Bei aller Unsicherheit, welche die Corona-Pandemie in den vergangenen sechs Monaten mit sich brachte, ist eines klar: Alles hat sich verändert, auch für die Künstler*innen. Pläne wurden durchkreuzt, Ausstellungseröffnungen auf unbestimmte Zeit verschoben, einige Shows werden für immer geschlossen bleiben. Der Alltag, der sich nun in erster Linie zwischen den eigenen vier Wänden und dem Atelier abspielt, wurde eingeschränkt, und niemand bleibt von den Folgen dieses Rückzuges verschont.
Trotz all der Ängste und Umbrüche, die diese Situation mit sich bringt, haben die Künstler*innen proaktiv auf die veränderten Umstände reagiert, und sie schauen nach vorn – wenngleich sich ihre Einstellung gegenüber ihrer Arbeit grundlegend gewandelt hat. Monika Sprüth und Philomene Magers freuen sich, die von Thomas Demand kuratierte Ausstellung local talent anzukündigen. Die über zwanzig in Berlin lebenden Künstler*innen präsentieren vielseitige Ansätze zum Umgang mit den Auswirkungen der aktuellen Situation.
Installation view, local talent, curated by Thomas Demand, Sprüth Magers, Berlin,
July 4–August 22, 2020, VG Bild-Kunst, Bonn 2020,
Photography: Timo Ohler, Courtesy Sprüth Magers
local talent zeigt Beiträge von Künstler*innen unterschiedlicher Generationen und Herkünfte. Viele der präsentierten Arbeiten sind in den letzten Monaten entstanden, während einige der früheren Arbeiten und Konzepte aufgrund der aktuellen Situation neue Relevanz erhalten. Angesichts der veränderten Parameter, unter denen Kunst produziert, ausgestellt und wahrgenommen wird, hat auch der Bedeutungsgehalt der Kunst eine vorübergehende Wandlung durchlaufen. Diese strukturelle Veränderung, von der niemand sagen kann, wie lange sie anhalten wird, wirkt sich unterschiedlich auf die verschiedenen künstlerischen Praktiken aus. Einerseits bietet die Einsamkeit dieser Phase, in der es keine Reisen und kaum Möglichkeiten zur Geselligkeit gibt, den Künstler*innen das seltene Geschenk ungestörter Zeit, andererseits stellt sie eine Katastrophe epischen Ausmaßes dar.
Installation view, local talent, curated by Thomas Demand, Sprüth Magers, Berlin, July 4–August 22, 2020, VG Bild-Kunst, Bonn 2020,
Photography: Timo Ohler, Courtesy Sprüth Magers
In den ausgestellten Malereien, Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien und Installationen kommen der ungebrochene Drang und die Sehnsucht, etwas zu tun, herzustellen oder zu reflektieren, deutlich zum Ausdruck. Olafur Eliasson und Haris Epaminonda, die zu Beginn der Krise an der Vorbereitung internationaler Ausstellungen arbeiteten, die schnell geschlossen oder abgesagt wurden, präsentieren nun neue Arbeiten in ihrer Heimatstadt Berlin. Marieta Chirulescu zeigt zwei neue Leinwände, die während des Lockdowns entstanden sind, und Corinne Wasmuht steuert eine Malerei bei, deren Sujet, Wartehallen in Flughäfen, aufgrund der monatelangen Reisebeschränkungen eine vollkommen andere Konnotation erhalten haben. Manfred Pernice und Thea Djordjadze haben bestehende Installationen aufgegriffen und mit der Neukonfiguration dieser Arbeiten für die Räume der Galerie zu dieser besonderen Zeit reagiert. Anri Salas Fotografie eines Vogelkäfigs im Zoo von Tirana, Albanien, ist eine treffende Metapher für den gegenwärtigen Augenblick, während auf Sam Durants Leuchtkasten der im Rückblick unheilvolle Slogan „Another World is Possible“ prangt. Diese und weitere Arbeiten thematisieren die aktuelle Realität aus einem neuen Blickwinkel und stellen unerwartete Bezüge her. Thomas Demand bemerkt dazu: „local talent ist beim Film die Erfahrung, dass man vor Ort oft die authentischsten Darsteller findet. Gleichzeitig kennzeichnet es eine Beschränkung auf das, was vor Ort ist“. Indem die Ausstellung aus der Notwendigkeit heraus lokale Künstler*innen zusammenbringt, zeugt sie von der Widerstandsfähigkeit Berlins und untermauert dessen langjährige und anhaltende Bedeutung als Künstler*innenstadt. International renommiert und vielfältig in ihren Herangehensweisen und Weltanschauungen, machen die in local talent vertretenen Künstler*innen eines überdeutlich: In Berlin sind die Künstler*innen nach wie vor präsent. Und gerade in diesen Zeiten haben sie vor, zu bleiben.
Installation view, local talent, curated by Thomas Demand, Sprüth Magers, Berlin, July 4–August 22, 2020, VG Bild-Kunst, Bonn 2020,
Photography: Timo Ohler, Courtesy Sprüth Magers
Mit Arbeiten von Ketuta Alexi-Meskhishvili, Miriam Böhm, Marieta Chirulescu, Tacita Dean, Thomas Demand, Thea Djordjadze, Jason Dodge, Olafur Eliasson, Sam Durant, Haris Epaminonda, Omer Fast, Ceal Floyer, Mathew Hale & Eddie Ruscha, Mathew Hale, Oliver Laric, Henrik Olesen, Manfred Pernice, Gerwald Rockenschaub, Anri Sala, Thomas Scheibitz, Andreas Slominski, Thomas Struth, Akinori Tao, Rosemarie Trockel und Corinne Wasmuht.
Ausstellungsdaten: Samstag, 4. Juli – Samstag, 22. August 2020
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