bis 16.11. | #4465ARTatBerlin | Kristin Hjellegjerde Gallery Berlin zeigt ab dem 19. Oktober 2024 die Ausstellung „In its Wistful Shatter“ mit dem Künstler Kwadwo A Asiedu.
Durch eine wirbelnde Ebene aus lebhaften, durchscheinenden Farben erhaschen wir Einblicke auf wilde Tiere, Meereslandschaften, zerklüftete Felsen, Korallenblüten und skelettartige Bäume. Diese vielschichtigen, sich verändernden Landschaften sind das Werk des in Mexiko geborenen und in Nigeria lebenden ghanaischen Künstlers Kwadwo A. Asiedu, der in seiner Arbeit die Entwicklung der Natur und unsere Beziehung zu ihr untersucht. Seine jüngste Einzelausstellung in der Kristin Hjellegjerde Gallery in Berlin präsentiert mit „In its Wistful Shatter“ ein fesselndes neues Werk, das Ideen von Bruch und Trennung, aber auch von Erneuerung und Wiederaufbau erforscht. Indem er Elemente aus verschiedenen Ökosystemen zusammenbringt, reflektiert Asiedu über eine harmonischere Form der Koexistenz zwischen Mensch und Natur.
Asiedu hat ursprünglich eine Ausbildung als Fotograf absolviert und schöpft aus seinem umfangreichen Archiv sowie aus gefundenen Bildern, um digitale Collagen zu erstellen, die er dann auf die Leinwand übersetzt. Während er früher mit dem Größenverhältnis spielte, um seine Bildquellen zu abstrahieren und traumähnliche Landschaften zu schaffen, markiert diese neueste Serie eine Verlagerung hin zur Einbeziehung figurativerer Elemente, die im Kontrast zu den fließenden Pinselstrichen und fragmentierten Texturen stehen. Diese konkreten Details, so erklärt Asiedu, sind Einstiegspunkte, die es dem Betrachter ermöglichen, sich auf einer emotionalen Ebene mit der Erzählung zu identifizieren und sich in sie hineinzuversetzen, aber sie verdeutlichen auch unsere Mitschuld. In dem Gemälde „Stem the Rising Tide“ zum Beispiel sitzt ein Tiger am unteren Rand der Leinwand und starrt in die Ferne. Vor ihm liegt eine zerklüftete Eisfläche, die in einer grünen Pfütze leuchtet – vielleicht eine Vision des klimatischen Ungleichgewichts und damit der Gefährdung seiner Art. Tatsächlich scheint der Tiger bereits aus dem Blickfeld zu verschwinden, während in der oberen rechten Ecke die gespenstische Präsenz einer Heuschrecke auftaucht, ein biblisches Symbol für Pest und Zerstörung. Wie Asiedu anmerkt, können wir als Menschen uns in beiden Tieren wiederfinden – als Zerstörer und als bedrohte Art. Mit anderen Worten: Wir sind nicht nur für die Zerstörung der Wildtiere verantwortlich, sondern auch für unsere eigene Existenz.
Auch in „I’ve Seen Fire“ werden Tiere – in diesem Fall ein Hengst und ein Schuppentier – herangezogen, um der Komposition eine emotionale Resonanz zu verleihen. Sie sind diejenigen, die die Auswirkungen der globalen Erwärmung am deutlichsten gesehen und gespürt haben, und doch sind sie auch Symbole für Kraft und Widerstandsfähigkeit. Das Pferd stürmt nicht vor der Gefahr davon, sondern durch die Flammen auf den Betrachter zu, während das Schuppentier, das aufgrund des von Menschen betriebenen illegalen Handels vom Aussterben bedroht ist, nicht nur der konkreteste Teil des Bildes ist – die Umrisse seiner Schuppen werden von einer riesigen Sonne beleuchtet -, sondern auch überlebensgroß dargestellt wird. In dieser apokalyptischen Landschaft, die von säureartigen Tönen, Flammen, verkohlter und schmelzender Erde geprägt ist, dient ihre Anwesenheit dazu, sowohl das Leiden als auch die Anpassungsfähigkeit der Natur angesichts der menschlichen Zerstörung zu verdeutlichen.
Diese Idee der Wandlungsfähigkeit wird auch durch Asideus Verfahren vermittelt, bei dem er fragmentierte Bilder zu neuen Landschaften zusammensetzt, aber auch durch die wiederkehrende Präsenz von Pilzen, die in fast allen Bildern der Serie vorkommen. „Pilzmyzelien sind hochintelligent: Sie treffen Entscheidungen und ändern ihre Entwicklungsmuster als Reaktion auf Interaktionen mit anderen Organismen“, erklärt er. „In meiner Arbeit, wie auch in der Natur, sind sie klein, aber mächtig, integraler Bestandteil der Grundlagen unserer bestehenden – und von mir gemalten – Ökosysteme.“ Mit anderen Worten: Sie sind ein Symbol der Hoffnung, einer Welt, die sich neu erschafft – auch wenn sie uns vielleicht nicht einschließt. Diese beunruhigende Wahrheit steht im Mittelpunkt von Asideus Werk und schafft ein Gefühl der Unsicherheit. Doch inmitten all des Chaos und der zerbrochenen Bilder deuten seine leuchtenden Farben und sich wandelnden Formen das Potenzial für eine radikale Erneuerung und eine Weltordnung an, in der die Natur, nicht wir, die Oberhand hat.
Vernissage: Freitag, 18. Oktober 2024, 18 – 20 Uhr
Ausstellungsdaten: Samstag, 19. Oktober 2024 – Samstag, 16. November 2024
Bildunterschrift Titel: Kwadwo A Asiedu, Who Have We Forsaken, 2024 | Acryl auf Leinwand, 120 x 160 cm
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