bis 22.11. | #4413ARTatBerlin | Galerie Gilla Lörcher zeigt ab Freitag, 11. Oktober 2024 die Ausstellung I feel you feeling me der Künstlerin Joanna Jones.
Joanna Jones (Jahrgang 1945) hat über die letzten vier Dekaden eine sehr eigene Bildsprache entwickelt, die wohl am ehesten dem Abstrakten Expressionismus verwandt ist. Und doch ist Jones‘ Ansatz ganz anders, radikaler und unmittelbarer. Ihre Bildsprache ist sehr energetisch und ausdrucksstark und sie lässt den Betrachter/die Betrachterin Anteil haben an ihrem unglaublichen Sinn für Farbe und Farbklang. Die Malerin nutzt für den Farbauftrag ausschließlich ihren Körper, wobei es hier nicht um Frottage als vielmehr um tänzerisches, fließendes Bewegen in der Farbe und einen unmittelbaren Ausdruck des Inneren, ihrer Gedanken und Gefühle geht. Joanna Jones platziert die häufig großformatigen Leinwände auf dem Boden ihres Studios, und begibt sich in einer Art Blindflug in die Farbe, sie unterbricht den Prozess dann immer wieder, erhebt sich und schaut auf das quasi blind Entstandene, und entscheidet dann, mit welcher Farbe, mit welcher Konsistenz von Farbe oder mit welcher Bewegung sie ihre Komposition fortsetzt.
Die Tiefenwirkung, die ihre mit Ei-Tempera in vielen Schichten unterschiedlichster Farbtextur gemalten Gemälde dabei erreichen, ist beeindruckend. Ihre Bilder scheinen keinen Anfang und kein Ende zu haben. Auch den Schaffensprozess liest man ihnen nicht ab. Es entstehen Bilder, die zu Kontemplation und Ruhe anregen und eine sehr sinnliche Farbwahrnehmung evozieren.
Joanna Jones Artist Statement: „Meine Malerei ist ein performativer Prozess, ich male, setze meinen Körper als Medium ein und bringe meine Malerei auf die Ebene des Ereignishaften. Das Zusammenspiel von verschiedenen Elementen bewirkt, dass etwas passiert: Die Zusammensetzung der Farbe, meine Farbwahl, womit ich mich beschäftige, was mir gerade durch den Körper vibriert und was mir in den Ohren klingelt. Ich benutze meinen Körper, um die Bilder zu erstellen, aber es sind die Bilder, die den Blick einladen.“ (Joanna Jones).
Als junge Frau hatte Joanna Jones nach ihrem Kunststudium Bekanntschaft mit der US-amerikanischen Malerin und Performancekünstlerin Carolee Schneemann und der britischen Performancekünstlerin Carlyle Reedy gemacht, beide etwa 6-7 Jahre älter als Jones, deren performative Praktiken Jones sehr faszinierten. Schneemann und Reedy begleiteten Jones damals bei ihrer Suche nach ihrem künstlerischen Weg.
Die Künstlerin kann ein Lied davon singen, wie schwer es für sie war, in den 80er/90er Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts als Malerin Anerkennung zu erfahren. Damals lebte sie in Frankfurt am Main und kannte die namhaften männlichen Museumsleiter der Stadt. Das wohl beschämendste Feedback erhielt sie vor ein paar Jahren von einem wichtigen Mann aus der Kunstwelt, der sie ganz direkt fragte, ob sie nicht zu alt dazu sei, ihren Körper für diese Art von Malerei zu benutzen.
Zur Ausstellung wird der monografische Katalog der Künstlerin, erschienen in der Edition Galerie Gilla Lörcher, präsentiert.
Joanna Jones vor ihrem Gemälde „No longer a case of two halfs, 2012. Ei-Tempera auf Leinwand. 240 x 220 cm. Foto: Gilla Lörcher.
Die britische Künstlerin Joanna Jones (Jahrgang 1945) lebt und arbeitet in Dover (UK). Nach dem Northwich College of Art setzte sie ihr Studium in London an der Byam Shaw fort. Jones hat ein National Diploma of Design in Malerei vom Goldsmiths und schloss ihr Malerei-Studium in 1970 an der Royal Academy Schools ab. Joanna Jones erhielt zahlreiche Preise und Stipendien für ihre künstlerische Arbeit, so z.B. erhielt sie in 1969 den ersten Preis des Malerei-Wettbewerbs beim Greater London Council, im Jahr 2000 wurde sie mit einem Stipendium des Künstlerhaus Balmoral ausgezeichnet und wurde mit dem „Jahr des Künstlers“-Preises des Arts Council England für ihre Arbeit in Samphire Hoe in 2001 geehrt.
Ihre Werke wurden in vielen internationalen Ausstellungen gezeigt: Arts Council England (UK); Royal Academy, London (UK); Wrexham Arts Centre, North Wales (UK); The City Gallery of Leicester, (UK); Leicester City Museum, (UK); Zitadelle, Dover (UK); National Gallery of Canada, Montreal (CDN); Taipeh Gallery, New York (US); Künstlerhaus Balmoral, Bad Ems (D); London Biennale (UK); The Turner Contemporary, Margate (UK); Frankfurter Kunstverein; Stadtmuseum Bad Ems (D); Museum Mühlheim (D); Offenes Kulturhaus, Linz (A); Pharos Centre for Contemporary Art, Nicosia (CY); Pharos Trust, Melina Mercouri Cultural Centre, Nicosia (CY); Karmeliterkloster, Frankfurt (D); Städtische Galerie, Bad Soden (D); Haus am Lützowplatz, Berlin (D) u.v.a.
Vernissage: Freitag, 11. Oktober. 2024, ab 19:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 11. Oktober – Freitag, 22. November 2024
Zur Galerie
Abbildung: Joanna Jones. A Cloth towards Gold, 2022. Ei-Tempera auf Leinwand. 110 x 100 cm. Foto: Ute Schendel.
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