post-title Hugo Wilson | Coincidental Truths | Galerie Judin | 02.05.-11.07.2020

Hugo Wilson | Coincidental Truths | Galerie Judin | 02.05.-11.07.2020

Hugo Wilson | Coincidental Truths | Galerie Judin | 02.05.-11.07.2020

Hugo Wilson | Coincidental Truths | Galerie Judin | 02.05.-11.07.2020

bis 11.07. | #2738ARTatBerlin | Galerie Judin zeigt momentan die Ausstellung Coincidental Truths des Künstlers Hugo Wilson.

Die jüngs­ten Werke des bri­ti­schen Künstlers Hugo Wil­son (*1982), alle­samt zwi­schen 2018 und 2020 ent­standen, spie­len leichtfüßig über die Bande dreier Medien: Wil­sons stilis­ti­sche und motivi­sche Strin­genz erstreckt sich über 17 Ölgemälde, groß­forma­tige Kohlezeich­nun­gen und Skulp­turen aus Bronze und Keramik.

In allen drei Medien wer­den wir Zeuge einer span­nungs­rei­chen Gratwande­rung zwi­schen Ver­gan­gen­heit und Gegenwart: In der Manier der Alten Meis­ter – deren Tech­nik, Kolorit, Licht­ein­satz und Bild­aufbau Wil­son mit Leich­tigkeit zu adap­tie­ren weiß – ver­binden sich stark abstra­hierte, amorphe Gebilde zu kraft­vol­len, dynami­schen Bewegungs­ver­läu­fen, die zumeist geradezu zentri­fugal aus der Bild­mitte geschleudert wer­den. Auf dop­pelte Weise spie­len diese Werke mit unse­rem kollek­tiven Bildgedächt­nis und Erwar­tungs­horizont. Zunächst zitie­ren Wil­sons dra­ma­ti­sche Kompo­si­tio­nen ins­be­sondere die Kunst der hol­ländi­schen and italie­ni­schen Barockzeit, also jener Zeit, die heute als geradezu sinnbildlich für die europäi­sche Malereit­ra­di­tion gilt. Dane­ben lösen Wil­sons Agglome­rate zahlrei­che gegen­ständli­che Asso­zia­tio­nen aus. Zumeist ruft Wil­son der­ar­tige Vor­stel­lun­gen ganz bewusst hervor, indem er etwa Augen und Extre­mitä­ten, Federn und Fell, Per­len und Geäst in sei­nen Farb­strudeln ver­steckt und als Aus­gangspunkt unse­rer Suche nach wei­te­ren kon­kre­ten Bild­inhal­ten feilbie­tet. Doch ganz gleich, ob wir nun ver­su­chen, den Bild­aufbau auf ein kon­kre­tes kunst­his­tori­sches Vor­bild zurückzu­füh­ren oder uns dazu ver­lei­ten las­sen, einen ein­deu­ti­gen figu­ra­tiven Bild­inhalt aus­zuma­chen: Letzt­lich erwei­sen sich beide Fähr­ten als aus­sichts­los. Wil­sons Bildfindun­gen las­sen sich nicht festle­gen. Genau um die­ses Spiel mit unse­ren Erwar­tun­gen geht es dem Künstler, der damit unser Bedürf­nis nach Ein­deu­tigkeit – nach jenen im Titel benann­ten Wahrhei­ten – offenle­gen möchte.

ART at Berlin - Courtesy of Galerie Judin - Hugo Wilson 2019
Hugo Wilson, Rebel Rebel, 2019, Öl auf Aluminium, 240 × 220 cm, © The Artist / Courtesy Galerie Judin, Berlin

Tatsäch­lich ver­folgt auch das Gemälde Guru, mit dem der Künstler die Ein­heit­lichkeit sei­ner Werk­gruppe sprengt, die­ses Anlie­gen. Es ist ein realitäts­na­hes Porträt eines indi­schen Gurus, der unter dem Namen Sathya Sai Baba inter­na­tio­nal für Furore sorgte. 1950 hatte er einen Ashram gegründet, der als­bald zum Zufluchts­ort zahlrei­cher Inder und zum Sehn­suchts­ort sinn­su­chen­der Europäer und US-Ame­rika­ner wurde. Wer nicht selbst ins gelobte Land rei­sen konnte, erkaufte sich die Teilhabe kurzer­hand aus der Ferne. Mit den Spendengeldern wurden auch beein­dru­ckende kari­ta­tive Groß­projekte finanziert, durch die Sathya Sai Baba zum tatsäch­li­chen Heilsbringer wurde. Par­allel wurde Kri­tik an der gut situ­ier­ten Sekte laut – und ab den 1970er Jahren auch Missbrauchsvor­würfe gegen den Guru. Sei­ner Reputa­tion konn­ten der­ar­tige Vor­würfe allerdings wenig anha­ben. Die Sekte flo­rierte wei­ter und kann heute Able­ger in mehr als hundert Ländern vor­wei­sen. Mit sei­nem Gemälde hat Wil­son die wider­sprüch­li­che Rezep­tion von Sathya Sai Baba ins Bild gesetzt: Von sei­nem Guru kann glei­cher­maßen eine Bedro­hung und ein Heilsver­spre­chen aus­ge­hen. Diese Ambivalenz ist auto­bio­gra­fi­schen Ursprungs. In den 1990er Jahren gehörte Wil­sons Vater kurzzei­tig zu den Anhängern des Gurus. Seine Empfänglichkeit für wechselnde Ideo­logien stellte das Famili­enle­ben wieder­holt auf eine schwere Probe. Mit dem Gemälde hat Wil­son nun sei­nen Frieden mit sei­ner Famili­en­ge­schichte geschlos­sen. Er hat keine Wer­tung des Por­traitier­ten vor­genom­men, sondern eine Pro­jek­ti­ons­flä­che geschaffen, die beide Sichtwei­sen zulässt. Wil­sons Guru wird somit zum auto­bio­gra­fi­schen Epi­log sei­ner titelgebenden Suche nach par­alle­len Wahrhei­ten.

Quelle: Galerie Judin

Ausstellungsdaten: Samstag, 2. Mai – Samstag, 11. Juli 2020

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