post-title Fabian Marcaccio | Flex-Paintants | Galerie Thomas Schulte | 29.10.-03.12.2022

Fabian Marcaccio | Flex-Paintants | Galerie Thomas Schulte | 29.10.-03.12.2022

Fabian Marcaccio | Flex-Paintants | Galerie Thomas Schulte | 29.10.-03.12.2022

Fabian Marcaccio | Flex-Paintants | Galerie Thomas Schulte | 29.10.-03.12.2022

bis 29.10. | #3635ARTatBerlin | Galerie Thomas Schulte präsentiert ab 29. Oktober 2022 (Vernissage: 28.10.) die Ausstellung „Flex-Paintants“ des Künstlers Fabian Marcaccio.

Die Galerie Thomas Schulte präsentiert Fabian Marcaccios fünfte Einzelausstellung mit neuen skulpturalen Flex-Paintants im Hauptraum sowie digitalen Animation Paintants im Eckraum der Galerie. Die in den letzten zwei Jahren während der Pandemie entstandenen Werke bestechen durch eine ausgeprägte Körperlichkeit, die zugleich in Spannung zu ihrer eigenen Auflösung stehen. Wieder einmal arbeitet Marcaccio daran, die Konzepte, das Material, den Raum und die Zeitlichkeit von Malerei im digitalen Zeitalter zu erweitern.

Die Flex-Paintants sind handbemalt und bestehen aus 3D-gedrucktem Polyurethan und Silikon. Durch die Verschmelzung von digitaler Technologie und organischer Materie in Ästhetik, Material und Produktion sind die entstandenen Bilder hochgradig artikuliert und strukturiert, obgleich sie sich in unterschiedlichen Stadien der Abstraktion und Zersetzung befinden, wodurch sie in einen Dialog miteinander treten, mit dem Raum und dem Betrachter. Die Grenzen des Malmediums werden erweitert und durchbrochen. Zwischen Auflösung und Verdichtung sind sie Zwischenwesen: von ihrer flexiblen Silikonbeschaffenheit bis zu ihren phänomenologischen Wirkungen. Relativ niedrig aufgehängt und leicht von der Wandoberfläche abstehend, bilden sich an ihren Rändern und in ihren Zwischenräumen komplexe Schattenbilder.

ART at Berlin - courtesy of Galerie Thomas Schulte, Fabian Marcaccio

HASSLIEBE, 2021/2022. SILIKON UND ÖL AUF 3D-GEDRUCKTEM POLYURETHAN,

METALLDRAHT-VERSTÄRKUNGEN. 81 X 66 X 10 CM | 32 X 26 X 4 IN

 Im Kontext mit Marcaccios prozessorientiertem Ansatz wird die Erfahrung des Betrachtens, also der Prozess der Wahrnehmung, zu einer Quelle des Handelns in den Gemälden: Ihre Gestalt verändert sich je nach Standort und Nähe. Ein geisterhaftes, aus der Ferne betrachtetes Bild offenbart aus der Nähe seine komplexe (neu-)organisierende Struktur. Manchmal kann man sie nur aus einem bestimmten Blickwinkel heraus vollständig erfahren. Die titelgebenden Worte von Love-Hate zum Beispiel erhalten ein besonderes Gewicht. Diese sind an den zwei gegenüberliegenden Rändern des Werks zu sehen und bilden das tragende Element, an dem das gesamte Gemälde buchstäblich aufgehängt ist.

Marcaccios Begriff „Paintant“ ist ein zusammengesetztes Wort aus „painting“ und „mutant“ und drückt die Verwandlung aus, die die Bilder zu durchlaufen versuchen, nämlich im Kontext der Biogenetik und der Entstehung eines neuen genetischen Charakters. Die Flex-Paintants lassen nicht selten an molekulare Strukturen denken, als würden wir die DNA eines Gemäldes sehen, wie in der feinen Verflechtung von Ready-Made Identity. Ihre Fasern, die sich abwechselnd verflechten und wieder lösen, sind wie Malereien, die von innen nach außen gekehrt werden. Wir schauen nicht auf, sondern in die Bilder hinein.

Hier und da lassen sich Figuren und Formen identifizieren oder Vermutungen ausmachen. Wir erkennen beispielsweise Gesichter, Gitter und Netzwerke, pflanzenartige Ranken und Grünzeug oder eine Kombination daraus. Finger verschmelzen mit grünen Ranken, strecken sich aus und werden gleichzeitig wieder in das kunstvolle Gewirr der einzelnen Farbsegmente zurückgesogen. In der Arbeit Reverse Representation gleicht die Vertiefung eines Gesichts einem Teich. Er wird zur Spiegelung für das Gesicht des Betrachters, das es wie ein matschiger Fußabdruck in die Oberfläche eindringt.

ART at Berlin - Courtesy of Galerie Thomas Schulte, Fabian Marcaccio - 2

STRUKTURVERHANDLUNGEN, 2021/2022. SILIKON UND ÖL AUF 3D-GEDRUCKTEM

POLYURETHAN, METALLDRAHT-VERSTÄRKUNGEN. 76 X 63,5 X 7 CM | 30 X 25 X 3 IN

Was gezeigt wird, ist, dass die Malerei, wie der Körper, feucht ist, ja flüssig ist, sich ständig verändert und im Wandel begriffen ist. Die Bilder, die als eine Reihe von eingefrorenen Momenten Gestalt annehmen, können sich in einem Augenblick verflüssigen und sich in noch nicht gesehene Varianten entwickeln. Die Arbeit Seascape, die an Meereswellen erinnert, verkörpert das Nass am deutlichsten. Das Bild besteht fast vollständig aus Blautönen und weißen Schaumkronen. Der Bezug ist klar, aber wie in Marcaccios Werk im Allgemeinen wurde er umgedreht oder mutiert: Dieses Gewässer wird vertikal gezeigt, der Orientierungspunkt am Horizont ist verschwunden und wirkt dadurch unheimlich.

Die handgemalten und digitalen Animationen in den Animation Paintants sind trotz einer gewissen Körperlichkeit in Form von klebrigen Flüssigkeiten und Biomorphe, die an Innerein, Haut oder offene Wunden erinnern, von Natur aus entmaterialisiert. Die Arbeiten im zur Straße gelegenen Corner Space der Galerie sind ebenfalls gleichsam interstitiell. Doch während die Flex-Paintants eine intimere Nähe und persönliche Aufmerksamkeit verlangen, befinden sich die Animation Paintants zwischen innen und außen und strömen als Gruppe auf die Straße hinaus.

Hier ist die Malerei als zeitliches Ereignis konzipiert. Pinselstriche schwimmen auf dem Bildschirm vorbei, während in The Leroys ein wogendes Gebilde aus zähflüssigen, stark gemischten Pigmenten auf und ab fließt. Eine schimmernde Oberfläche aus Pinselstrichen, pulsierend und hautähnlich, leuchtet dann in Blitzen auf wie ein neuronales Netz. In Desprend fängt eine Struktur aus seilartigen Tentakeln, die an gewebte Textilien, knorrige Äste oder Muskelgewebe erinnern, kurz ein geisterhaftes weißes Blatt in ihrem Netz ein. Anschließend fällt das Tuch immer wieder durch die Lücken und wird erneut aufgefangen, während Ströme vielfarbiger Flüssigkeiten in einer ständigen Wiederholung gegen das Tuch spritzen.

ART at Berlin - Courtesy of Galerie Thomas Schulte, Fabian Marcaccio - 3

WARLORD PAINTANT, 2021/2022. SILIKON UND ÖL AUF 3D GEDRUCKTEM

POLYURETHAN, METALLDRAHT-VERSTÄRKUNGEN. 79 X 63,5 X 10 CM | 31 X 25 X 4 IN

Manchmal bringen atmosphärische und titelgebende Hinweise die abstrakten Animationen näher in einen konkreten Zusammenhang. So zum Beispiel in The Flight, wo der Titel, ein grüner Hintergrund und Geräusche wie stürmische Winde die schwebenden Pinselstriche in einen Schwarm von Vögeln und flatternden Flügeln verwandeln. In Emergers hingegen werden die stark ausgeprägten Pinselstriche zu fremdartigen, organ- oder gewebeähnlichen Formen, die sich aus einer Lache ekelerregend grünen Schlamms erheben. Der Titel Emergers scheint sogar das aktuelle Werk als Ganzes zu umschreiben. Die abstrakte und fließende Natur sowohl der Flex-Paintants als auch der Animation Paintants erlaubt unzählige Assoziationen und verleiht ihnen ein verstärktes Gefühl von Intimität und Unmittelbarkeit: Sie sind immer im Entstehen begriffen und kristallisieren sich nie vollständig heraus.

Marcaccio verortet die Besonderheit von Malerei in ihrer Nassheit. Es ist diese Eigenschaft, die für ihn das Medium in die unmittelbare Nähe des Organischen bringt. In den hier gezeigten Arbeiten werden digitale Medien eingesetzt, um sowohl ihre eigenen Grenzen als auch die ästhetischen Möglichkeiten und Verhaltensweisen der Malerei zu erweitern – mit all den flüssigen Prozessen, die die Produktion mit sich bringt. Das Ergebnis ist eine malerische Kontinuität, die absorbiert, auseinanderbricht und zu einem komplexen organischen Ganzen zusammenfließt.

Vernissage: Freitag, 28, Oktober 2022, 18:00 – 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Samstag, 29. Oktober bis Samstag, 3. dezember 2022

Zur Galerie

 

 

Bildunterschrift Titel: Work: „Almost Framed“, 2021/2022, Silicone and oil on 3D printed polyurethane, Metal wire reinforcements, 81 x 66 x 10 cm / 32 x 26 x 4 in

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