post-title Axel Kasseböhmer | Sprüth Magers Berlin | 09.02.-07.04.2018

Axel Kasseböhmer | Sprüth Magers Berlin | 09.02.-07.04.2018

Axel Kasseböhmer | Sprüth Magers Berlin | 09.02.-07.04.2018

Axel Kasseböhmer | Sprüth Magers Berlin | 09.02.-07.04.2018

bis 07.04. | #1845ARTatBerlin | Sprüth Magers Berlin präsentiert ab 9. Februar 2018 eine Ausstellung des Künstlers Axel Kasseböhmer.

Die neue Ausstellung in den Berliner Räumen von Sprüth Magers blickt auf das Werk von Axel Kasseböhmer zurück, der im vergangenen Jahr nach langer Krankheit verstorben ist. Kasseböhmer positionierte sich zeitlebens abseits von malerischen Moden und Strömungen, dennoch prägten seine Arbeiten die Kölner Kunstszene der 1980er Jahre und waren zentral für die Entwicklung der bundesdeutschen Malerei. Er hinterlässt ein weitläufiges und einflussreiches Werk, das sich durch einen radikalen, konzeptuellen Ansatz zum Malen auszeichnet und von einem akuten Bewusstsein für die verloren gegangenen Werte des Malerischen geprägt ist.

In der schlaglichtartigen Rückschau auf Axel Kasseböhmers Werk werden zum zweiten Mal alle Räume der Berliner Galerie mit Arbeiten eines Künstlers bespielt. Viele Bilder der Ausstellung waren schon lange nicht mehr öffentlich zugänglich. Das Hauptaugenmerk der Schau gilt den in den letzten Lebensjahren entstandenen großen Walchensee-Arbeiten, die bisher noch nie zu sehen waren und den fulminanten Abschluss einer einzigartigen, lebenslangen Auseinandersetzung mit dem Medium der Malerei bilden.

Axel Kasseböhmer wurde Ende der 1970er Jahre bekannt, als er noch bei Gerhard Richter und Joseph Beuys an der Kunstakademie in Düsseldorf studierte. Bei dem Werkkomplex, der ihm zum Durchbruch verhalf, handelte es sich um eine Serie enigmatischer Ölbilder, in denen er Details aus historischen Gemälden vergrößert darstellte und in einem Spiel mit Wahrnehmung und Proportion zum eigenen Motiv erhob. Zu einer Zeit, in der die Kunstgeschichte der zeitgenössischen Kunst immer weniger als Maßstab diente, wandte sich Kasseböhmer – der als Teenager sogar die Schule geschwänzt hatte, um regelmäßig ins Museum zu gehen – wieder dem klassischen Repertoire zu. Manchmal sind die Motive dieser Werkphase, wie bei der Picasso-Hommage Stierschädel (1985), schnell zuzuordnen; in der Regel aber wird der Betrachter über ihre Herkunft im Ungewissen gelassen. Die Arbeit Häuser (1980) etwa nimmt sich ein unbedeutendes architektonisches Detail aus einem Kreuzigungsbild von Fra Angelico zum Vorbild. Grünes Kleid mit Rot (1979) erhebt einen vage bekannt wirkenden Ausschnitt aus der Arnolfini-Hochzeit von Jan van Eyck zum Bildmotiv, die großformatige Arbeit Stoff 1 (1981) den Faltenwurf eines Kleides aus einem Heiliginnen-Porträt von Francisco de Zurburán und Landschaft mit Architektur (1981) einen willkürlichen Bildausschnitt aus einer klassizistischen Allegorie von Nicolas Poussin. Die Gemälde, die im Louvre, in der National Gallery oder im Prado hängen, hatte Kasseböhmer zumeist nie im Original gesehen. Stattdessen benutzte er Farbreproduktionen aus Büchern und Katalogen als Vorlage. Seine Arbeiten zeugen zum einen von einem unvergleichlichen Vertrauen in die Überzeugungskraft historischer Gemälde, zum anderen ist ihnen eine völlig unabhängige, sinnlich-auratische Qualität zu Eigen.

Kasseböhmer sagte einmal, dass er seine Zitat-Serie beendet habe, als man begann, seine Arbeiten unter dem Begriff der Postmoderne zu subsumieren. Von diesem Zeitpunkt an sollte er sich vornehmlich auf jene Genres der Malerei konzentrieren, die seit der Moderne nur noch eine kunsthistorische Schattenexistenz führen: mit dem Stillleben und immer wieder der Landschaft. Besonders in seinen Bildserien mit Baum-, Stadt- und Meereslandschaften aus den 1980er und 1990er Jahren vermaß Kasseböhmer dabei mit unterschiedlichen Stilen und Mitteln systematisch die Möglichkeiten der Malerei. Seine Entwicklung einer eigenen inhaltlichen und formalen Sprache ging in diesen Arbeiten nicht nur mit einer zunehmenden Erkundung des malerischen Handwerks einher, sondern auch mit einer fortschreitenden Serialität, in der er diese Sprache auf fast musikalische Weise durchspielte. Für seine Meereslandschaften verwendete Kasseböhmer etwa Ölfarbe, die so stark verdünnt war, dass sie eine ähnliche Transparenz wie Wasser erhielt und einem Changieren zwischen Naturalismus und Abstraktion entgegenkam. In den gestischen Formen seiner Serie Landschaft gelb, grün, für die er sich auf nur zwei Farbtöne konzentrierte, klangen sowohl Themen der Umwelt- als auch der Kunstzerstörung an. Mit seinem dezidierten Verzicht auf Ironie setzte sich Kasseböhmer deutlich von vielen seiner damaligen Kölner Malerkollegen und ihrer Idee vom Ende der Malerei ab. Seine Bilder stellten sich selbstbewusst gegen eine Zeit, in der alles zum mediatisierten Bild gemacht und jede Facette der Malerei konzeptuell zerstört werden kann. Stattdessen versuchten sie dem Betrachter das zu zeigen, wozu nur die Malerei imstande ist.

In der großformatigen Walchensee -Serie, die in den Jahren vor Axel Kasseböhmers Tod entstand und einer Serie mit kleinformatigenWalchensee -Landschaften folgte, kommen viele Stränge seiner lebenslangen Auseinandersetzung mit dem Malerischen zusammen. Er wusste, dass auch Lovis Corinths letzte Landschaftsbilder vor dessen Tod am See in den Bayerischen Voralpen entstanden waren. Wie Corinth verfolgte Kasseböhmer in seinen beiden Walchensee -Serien ebenfalls ein privates Projekt. In Rückgriff auf die religiöse Tradition von Meditationsbildern schien er sich seiner schweren Krankheit und dem näher rückenden Tod zu stellen.

Zum Teil sind die Stilelemente dieser Arbeiten kunsthistorisch codiert und erinnern an Corinth, Matisse, Munch oder an zeitgenössische Künstler wie Richter, Polke und Liechtenstein. Zum Teil beruhen sie auf experimentellen Maltechniken. Die Ölfarbe auf diesen Bildern ist häufig auf die Leinwand gekratzt, gekämmt, getupft oder gemalt worden. Mal benutzt Kasseböhmer die Farbe so, dass sie glänzt und mal so, dass sie matt erscheint. Manchmal wirkt sie geradezu transparent, manchmal ist so dick aufgetragen, dass eine Orangenhaut auf der Bildfläche entsteht. Das Ergebnis ist ein Panorama, das sowohl die Landschaft um den Walchensee als auch die Geschichte der Landschaftsmalerei und die mit ihr verbundene Idee der Seelenlandschaft spielerisch ins Bild setzt. Es sind Bilder, die gleichzeitig obsolet und über alle Maßen zeitgemäß wirken.

Das herausstechende Merkmal der Walchensee -Arbeiten ist ihre Widerständigkeit. Es sind Bilder, die von einer psychologischen Energie geprägt sind, die zutiefst an das Malerische glaubt – eine Energie, die sich auch in Kasseböhmers letzten beiden beruhenden Selbstporträts wiederfindet, die malerische Variationen einer Fotovorlage darstellen und ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind. In mancher Hinsicht lässt sich Kasseböhmers gesamtes Werk als ein Versuch verstehen, den Bildraum der Malerei mit seinem ganzen Erfahrungsschatz, seinen ganzen handwerklichen Verschränkungen und in seiner ganzen Bedeutungstiefe intakt ins Heute zu retten. Dass dieser Versuch von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, war Kasseböhmer immer bewusst. Sein Werk lebt von dem Glauben, dass man es dennoch immer wieder versuchen muss. Es ist ein Werk, das im Malen ein Hoffnungsmodell und einen Rettungsanker erkennt – und in dem die Überzeugung zum Ausdruck kommt, dass die Malerei so viel mehr sein kann als das Leben.

Öffentliche Vernissage: Donnerstag, 8. Februar 2018,  18:00 – 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Freitag, 09. Februar –  Samstag, 7. April 2018

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Bildunterschrift: Axel Kasseböhmer, Walchensee 37, 2014, © Axel Kasseböhmer, Courtesy Sprüth Magers Berlin

Ausstellung Axel Kasseböhmer –  Sprüth Magers Berlin | Contemporary Art – Kunst in Berlin ART at Berlin

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