bis 10.09. | #0630ARTatBerlin | Anaid Art Gallery präsentiert ab 22. Juli 2016 die Ausstellung SILENT WITNESS / SCHWEIGENDER ZEUGE von Aurel Vlad.
„Zeigt lieber auf euren Bildern, wie zu unsrer Zeit der Mensch dem Menschen ein Wolf ist (…).“
Bertolt Brecht
Die expressionistisch-gestische Bildhauerei wird zu einer Berufung. So erklärt der Künstler: „Ich glaube an die Kraft der Geste, die sich in Kunst verwandelt. Ich glaube an jene Gesten des Urlebens, die Emotionen, Gefühle, Leidenschaft, Zustände, Grenzen ausdrücken. All diese werden zu lebendigen Wesen, die erschrecken, sich regen, erleuchtet werden, sich hingeben, leiden oder sich freuen. Solche Gesten verwandeln sich in Symbole der Freude oder der Trauer, der Angst oder des Mutes, des Segens oder der Zerstörung etc.“.
„Schweigender Zeuge“ erzählt über das Schweigen. Oft impliziert das Schweigen ein ungehörtes Geschrei, einen Wunsch nach Freiheit und auch Machtlosigkeit. Es gibt Momente, in denen das Schweigen mehr als tausend Worte und dadurch einen inneren Kampf ausdrücken kann und einen psychologischen Druck auslöst, unter dem sich die Figur gefangen fühlt. Das Schweigen ist kein Synonym der Stille: Die Stille bedeutet Friede, Gleichmut, Aussöhnung, währenddessen das Schweigen Aufruhr und Einschränkung verbirgt. Das Schweigen kann töten.
„Schweigender Zeuge“ berichtet über die conditio humana und die in ihr existierenden Unsicherheiten, Wünsche, Schrecken, Hochflüge und Abstürze. Der Schatten ist der schweigende Zeuge, der Schatten ist derjenige Zustand, der uns überall begleitet. Der Schatten übernimmt die Form der Körpers, er erinnert uns daran, dass wir lebendig, doch im Schweigen, sind.
Diesen in verkrüppelten, gequälten Posen festgehaltenen Körpern, die sich von der inneren Unruhe befreit zu sein wünschen, kommen die Schatten aus Zinkblech zum Schutz. Der Mensch und sein Schatten ist vielleicht eine der tragischsten Darstellungen. Der Schatten ist ein steter Begleiter des Menschen in einem endlosen Schweigen, der Schatten antwortet dem Menschen niemals, doch es ist der Schatten, der den Menschen nie alleine lässt.
„Jakobs Kampf mit dem Engel“ beschreibt einen der tragischsten und konfliktreichsten Momente aus der Bibel. Jakob, einer der Vorfahren des auserwählten Volkes Gottes, kämpft mit Gott und dafür wird er mit dem Namen Israel gesegnet.
Das Leben vermengt sich ununterbrochen mit dem Tod, so wie der Flug den Absturz permanent ankündigt. „Ikarus“ ist der Traum des Menschen, fliegen zu können, der mit dem Tod endet. Georges Bataille war der Meinung, dass das Opfer so auserwählt wird, dass seine Vollkommenheit die Brutalität des Todes erkennbar macht. Der Ikarus von Aurel Vlad wird wegen seines gewagten Versuchs, fliegen zu wollen, verdammt. Seine Flügel, die an die Flügel eines Engels erinnern, brechen. Der Flug birgt das höchste Opfer.
Die Skulpturen von Aurel Vlad bieten die Möglichkeit, heilige Geschichten durch persönlichen Unruhen neu zu schreiben und wiederzubeleben.
Kuratorin: Dr. Diana Dochia
Vernissage: Freitag, 22. Juli 2016, 18 – 21 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 22. Juli – Samstag, 10. September 2016
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Bildunterschrift: via Anaid Art Gallery – Aurel Vlad
Ausstellung Aurel Vlad – Anaid Art Gallery – Kunst in Berlin ART at Berlin