post-title Andrew Grassie | Still Frame | Esther Schipper | 01.11.-27.11.2020

Andrew Grassie | Still Frame | Esther Schipper | 01.11.-27.11.2020

Andrew Grassie | Still Frame | Esther Schipper | 01.11.-27.11.2020

Andrew Grassie | Still Frame | Esther Schipper | 01.11.-27.11.2020

bis 27.11. | #2901ARTatBerlin | Esther Schipper zeigt ab 1. November 2020 die Ausstellung Still Frame mit neuer Malerei des Künstlers Andrew Grassie. Es ist die erste Einzelausstellung des Künstlers mit der Galerie.

Die Ausstellung mit dem Titel Still Frame umfasst 24 neue Arbeiten. Sowohl der Titel als auch die Anzahl der Bilder sind Ausdruck einer konzeptuellen Affinität zur filmischen Erzählung, welche die neue Werkgruppe prägt. (24 Bilder pro Sekunde sind die übliche Bildrate in Filmen, um die Illusion einer übergangslosen Bewegung im menschlichen Sehen zu erzeugen).

Andrew Grassie ist bekannt für kleine, präzise gemalte Arbeiten, deren scheinbar unprätentiöse Sachlichkeit zuweilen die oft aufwendig organisierten Vorbereitungen vergangener Projekte und deren konzeptuelle Ambitionen überdeckt. Mit Still Frame verfolgt er ein langjähriges Interesse an der Bedeutung des Bildes, am Wesen der Erinnerung und der zeitgenössischen Malerei.

Grassie began ein Experiment indem er Motive wählte, die seine Aufmerksamkeit aus Gründen, die er nicht immer erklären konnte, gefesselt hatten. Die Motive sind Momentaufnahmen, die mit persönlichen Erinnerungen zusammenhängen und die an einen bestimmten Ort, an einen bestimmten Moment gekoppelt sind. Fotos aus seinem Bildarchiv, die viele Jahrzehnte alt sind und eine vage Unbeholfenheit ausstrahlen, wurden somit zu den Quellen dieser Arbeiten. Ein Gemälde präsentiert beispielsweise eine helle Wiese, jedoch von Boden aus: Der Kopf einer riesigen Narzisse scheint über dem Betrachter zu schweben, wie ein Riese, der die Sicht versperrt. Eine weitere Arbeit zeigt eine Autotür, die zu einer schroffen grünen Landschaft hin geöffnet wird; andere zeigen den verschwommenen Blick auf eine unscheinbare Straße, oder das sich auf einer Windschutzscheibe reflektierende Licht in einer regnerischen Nacht. Mit jedem Bild reagierte der Künstler auf eine nachklingende Faszination, die er nicht ganz nachvollziehen konnte, aber erkunden wollte – oft malte er dasselbe Motiv mehrfach.

ART at Berlin - Courtesy of Esther Schipper - Andrew Grassie - Foto Andrea Rossetti
Andrew Grassie, Giraffe, 2020, tempera on paper on board, 14,8 x 18,8 cm (image), 29,7 x 33,8 cm (glass size of the frame)
Photo © Andrea Rossetti

Andrew Grassies Gemälde bestimmen maßgeblich wie der Betrachter das Sehen erlebt. Mit ihren eng gefassten Kompositionen spielen seine Arbeiten auf subtile Weise mit unserem Gefangensein: Was liegt hinter den Narzissen? Visuelle Barrieren verstärken diesen Eindruck: Welche Aussicht verbirgt der Baum auf der Brücke vor unserem Blick? Mehrere der Aufnahmen wurden durch die Fenster von Auto, Bus oder U-Bahn hindurch gemacht. Das daraus resultierende Blendlicht, der Schleier bzw. die Kratzer fügen ein ortsspezifisches Element hinzu, während gleichzeitig die Fensterscheibe zur Oberfläche des Bildes wird, wie eine transparente Folie, die die Sicht leicht verdeckt.

In der Ausstellung sind die wiederholten Motive in Zweier- und Dreiergruppen zu sehen. Das für die Temperamalerei charakteristische, feine Muster aus winzigen Pinselstrichen macht jedes Bild eindeutig zum Unikat, aber die Wiederholung lädt zu einer genaueren Betrachtung ein. Diese Vervielfachung macht so einerseits die kleinen Unterschiede deutlich. Andererseits verstärkt sie aber auch die Verwandtschaft der Bilder mit Erinnerungen: einmalige Erlebnisse, die sich im Kopf wiederholt abspielen. Ausgehend von dieser Nachträglichkeit des Verstehens hat die Ausstellung eine traumähnliche Wirkung: Sie ist assoziativ, geheimnisvoll und besitzt eine Stille, die sich mit sanfter Eindringlichkeit als bedeutsam bemerkbar macht.

Doch in der Stille der einzelnen Bilder liegt auch eine Rastlosigkeit, die sich filmisch anfühlt: Wir erwarten beinahe, dass die Zeit sich plötzlich wieder beschleunigen könnte.

ART at Berlin - Portrait Andrew Grassie - Foto Andrea Rossetti
Portrait Andrew Grassie, Foto: Andrea Rossetti

Andrew Grassie wurde 1966 in Edinburgh, Schottland, geboren. Er erhielt einen BA (Hons) in Malerei an der St. Martin’s School und einen MA in Malerei am Royal College of Art. Er lebt und arbeitet in London.

Der Künstler hat an der Anglia Ruskin Art School, Cambridge, Wimbledon School of Art, City and Guilds of London Art School unterrichtet und Gastvorlesungen an der Manchester School of Art, dem Edinburgh College of Art, dem Goldsmiths College of Art, der Chelsea School of Art, der Royal Academy School of Art, der Winchester School of Art, der Newcastle Art School und der Emily Carr Art School in Vancouver gehalten.

Zu den jüngsten Einzelausstellungen des Künstlers gehören: Andrew Grassie–Collected Works, Sammlung Rennie, Vancouver (2012) und Andrew Grassie: Painting as Document, Talbot Rice Gallery, Universität Edinburgh (2008).

Ausgewählte Gruppenausstellungen umfassen: Le realtà ordinarie, Palazzo de’ Toschi, Bologna (2020); Spring 2019: Collected Works, Sammlung Rennie, Vancouver (2019); Phase II–Imagining Architecture, Institut Supérieur des Arts de Toulouse, Toulouse (2018); Fully Awake, blip blip blip, Leeds (2017); Wundercamera: Savannah, Telfair Museum, Savannah (2017); Complicity: Artifice and Illusion, Collyer Bristow Art Galleries, London (2016); Return Journey, Mostyn, Llandudno (2014); Wundercamera, The Holden Gallery, Manchester (2014); Wundercamera, Pitzhanger Manor, London (2013); Sommer 2013: Collected Works, Sammlung Rennie, Vancouver (2013); Government Art Collection–Commissions: Now and Then, Whitechapel Gallery, London (2012); The Story of the Government Art Collection, Whitechapel Gallery, London (2012), und Slow Painting, Museum Morsbroich, Leverkusen (2010).
Seine Arbeiten sind in den Sammlungen der Tate, London, der Rennie Collection, Vancouver, der Government Art Collection, London, der Sammlung Goetz, München, und der Zabludowicz Collection, London, vertreten.

Vernissage: Sonntag, 1. November 2020, 12:00 – 18:00 Uhr

Online Tour: Sonntag, November 1, 2020, 11:30 Uhr, mit Andrew Grassie und Manuel Miseur, Direktor bei Esther Schipper – Join the tour on Instagram Live.

Ausstellungsdaten: Sonntag, 1. November – Freitag, 27. November 2020

Zur Galerie

 

 

Ausstellung Andrew Grassie – Esther Schipper | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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