bis 06.09. | #4742ARTatBerlin | AOA;87 präsentiert ab 08. August 2025 (Vernissage: 07.08.) die Gruppenausstellung „Abyss of Absence“ mit Vanshika Agrawal, Neda Aydin, Pavlos Ioannides, und Lorenz Pasch.
Es rauscht, es rattert, es röhrt, es surrt, platzt, kracht, schwirrt, pocht, klopft und dröhnt – tagtäglich führt uns unser Weg durch ein dichtbewachsenes Geräuschdickicht, das uns so alltäglich vorkommt, dass es in unserer Wahrnehmung eigentlich gar nicht vorkommt, wenn der Lautstärkepegel nicht gerade für einen kurzen Augenblick in jähe Höhen schnellt. Das Grundrauschen ist uns so vertraut, wir haben es fast schon so liebgewonnen, dass es für die meisten Menschen dermaßen ungewohnt und unangenehm ist, völliger Stille ausgesetzt zu sein, dass sie darüber den Verstand zu verlieren drohen. Abgründe tun sich dem auf, der in die Stille eintritt, und er bemerkt: hier ist nicht nichts.
Installation view: Lorenz Pasch, perfect puddle, 2023
Die mannigfaltigen Gestalten und Wirkungen der Stille – Zustände extremen Unwohlseins und quälender Ungewissheit können sich mit Gefühlen von Ekstase und ozeanischer Entgrenzung abwechseln – haben seit Jahrtausenden Menschen bewegt und fasziniert: sei es die Suche nach mystischem Einssein mit der Gottheit oder die Erlösung vom Ich – Stille ist nicht nur ein verbindendes Element in der kulturellen Praxis der verschiedensten Kulturen, sondern eine anthropologische Konstante schlechthin.
Exhibition view: Neda Aydin, Kollisionen, Schloss Agathenburg, Agathenburg, 2025 | Photo: Manfred Wigger
So verwundert es kaum, dass sie als Motiv und formgebendes Element Eingang in die Kunst und Kultur der Moderne gefunden hat. Aber Stille ist mehr als das: Stille tritt ein, wenn wir die Grenzen des Erfahrbaren berühren, wenn uns urplötzlich die Worte fehlen, weil uns die Größe und Schwere der Erfahrung den Atem verschlägt. Stille kann der unendliche kleine Augenblick sein, in dem der scheinbar unausweichliche Gang der Dinge unterbrochen wird und alles auch ganz anders ein könnte.
Exhibition view: Pavlos Ioannides, Ce Qui Nous Oblige, Villa Arson, curated by Sophie Lapalu, 2023-24 | Photo: artist studio
In Momenten der Stille kann es scheinen, als sei für einen Wimpernschlag der Raum bis zum Bersten gespannt – und nur eine Sekunde später bricht der Sturm los. Stille kann den Rückzug aus der Welt, innere Einkehr und totale Ruhe bedeuten – sie kann aber auch das genaue Gegenteil sein: ein stummer Schrei, ein Protest gegen die Katastrophe, dass es immer so weiter geht.
Inspiriert von den mannigfaltigen Metamorphosen der Stille in Kunst, Kultur und Alltag setzen sich die vier Künstler*innen Vanshika Agrawal, Neda Aydin, Pavlos Ioannides und Lorenz Pasch auf ihre je individuelle und außergewöhnliche Art und Weise mit dem Phänomen der Stille auseinander. Abyss of Absence dokumentiert eine stets unabgeschlossene Suche in den Tiefen des unheimlichen und faszinierenden Abgrundes, den die Stille öffnet.
Vernissage: Donnerstag, 07. August 2025, 18:00 bis 21:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Freitag, 08. August bis Samstag, 06. September 2025
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Bildunterschrift Titel: Exhibition view: Vanshika Agrawal, Dust to Dust, Studio 110, Rome, curated by Maria Teresa Capacchione, 2024 | Photo: artist studio
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