bis 04.10. | #4773ARTatBerlin | neugerriemschneider (Linienstrasse) zeigt ab 12. September 2025 (Vernissage: 11.09.) eine Einzelausstellung des Künstlers Thilo Heinzmann.
Thilo Heinzmanns dritte Einzelausstellung bei neugerriemschneider kombiniert ausgewählte Arbeiten aus verschiedenen Werkserien des Künstlers, womit sie an deren dialogische Gegenüberstellung in seiner neuen Monografie anknüpft und einen pointierten Einblick in sein Schaffen bietet. Sowohl das Buch als auch die Präsentation demonstrieren in ihrer konzeptuellen Dichte Heinzmanns analytische Herangehensweise an die Malerei. Durch die Verwendung von Materialien, die dem Medium vermeintlich fremd sind darunter Styropor, Spanplatten, Aluminium, Glassplitter oder Sandkörner -, untersucht er dessen Grundlagen, erweitert es um neue objektbasierte und technische Möglichkeiten und macht den künstlerischen Prozess in dynamischen Kompositionen sichtbar, deren visuelle Rezeption haptische Empfindungen evoziert.
In Heinzmanns Werken dienen Form, Maßstab, Oberfläche, Farbe und Licht nicht als klassische Mittel der Bildfindung, sondern sind in ihrer spezifischen Charakteristik die elementaren Bestandteile der Komposition. Der Künstler vereint unregelmäßige Styroporplatten mit kristallinen Glasfragmenten und dünnen Scherben, die farbige Schatten auf und neben die weißen Flächen werfen. Er bricht die Kanten von Pressspan per Hand, sodass die chaotische innere Struktur des Materials zum Vorschein kommt. Auf den matten Untergrund schüttet, tropft und malt er glänzendes Epoxidharz, in das er kleinteilige Spanfragmente integriert. Heinzmanns Interesse am Spiel zwischen industriell gefertigter Glätte und individueller Struktur führte ihn zudem zu Aluminium, das er perforiert und mit Leder und Pergament konfrontiert.
Thilo Heinzmann, O.T., 2021, © Thilo Heinzmann. Courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin. Photo: Roman März, aluminum, leather and parchment, 130 × 160.5 × 19.2 cm
Mit präzisen, den Zufall aber nicht ausschließenden Gesten versieht er strukturierte Leinwände mit ungebundenen Pigmenten und akzentuiert sie durch farbiges Glas. Die unterschiedlichen Elemente treten in einen Dialog, der ein lebendiges Ganzes entstehen lässt. In seiner jüngsten Werkserie arbeitet der Künstler mit schwarzer Ölfarbe, die er eben oder pastos aufträgt und in Schwüngen verwischt. Auf diesen Oberflächen schimmern Sandkörner, während einzelne farbige Glasfragmente das Licht brechen, mit den Reflexionen der Farbe korrespondieren und eine Tiefe erzeugen, die je nach Standpunkt und Bewegung variiert. Im Austausch zeugen die Bilder von einer Kontinuität in der experimentellen Auseinandersetzung mit Technik und Komposition, die Heinzmanns Arbeiten eine dynamische und zugleich beständige Qualität verleiht.
Thilo Heinzmann, MM 02, 2019, © Thilo Heinzmann. Courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin. Photo: Roman März, resin on chipboard, two parts: 60 x 80 cm, 140 × 280 cm
Die bei Scheidegger & Spiess erschienene Monografie über das Schaffen von Heinzmann ist die erste seit zehn Jahren. Sie beleuchtet sein Werk vom Studium an der Städelschule in Frankfurt am Main bis hin zu den schwarzen Sandbildern. Neben zahlreichen Reproduktionen und Detailaufnahmen enthält das Buch ein Gespräch zwischen dem Künstler und dem Kurator Mark Godfrey sowie einen Essay des Kunstkritikers Kristian Vistrup Madsen. Darüber hinaus geht die Autorin Vanessa Onwuemezi in poetischer Prosa auf Heinzmanns Werk ein.
Thilo Heinzmann, O.T., 2018, © Thilo Heinzmann. Courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin. Photo: Roman März, styrofoam, glass behind acrylic-glass cover, 113.5 × 104.5 × 19 cm
Thilo Heinzmann (geb. 1969) war Gegenstand von Einzelausstellungen in internationalen Institutionen, darunter Too much is not enough!, Neue Galerie Graz, Graz (2019); Per Amor a l’Art Collection. Ornament = Crime?, Bombas Gens Centre d’Art, Valencia (2017); Painting Forever!, KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2013); Meisterwerke der Malerei in der Sammlung des IVAM: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Institut Valencià d’Art Modern, Valencia (2011); Hotel Marienbad 002: Sammlung Rausch, KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2008); Kurator 2007/2008: Das Grosse Nichts, Gebert Stiftung für Kultur, Rapperswil-Jona (2008); Ketzer & Co, Dům umění/The Brno House of Arts, Brno (2006); 36 x 27 x 10, Volkspalast, Berlin (2005); deutschemalereizweitausenddrei, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main (2003); Viva November, Städtische Galerie Wolfsburg, Wolfsburg (2001); Malerei, INIT Kunsthalle, Berlin (1999); Offencia Europa, Galleria d’Arte Moderna di Bologna, Bologna (1999); und Junge Szene, Secession, Wien (1998). Heinzmann lebt und arbeitet in Berlin.
Vernissage: Donnerstag, 11. September, 18 – 22 Uhr
Ausstellungsdaten : Freitag, 12. September– Samstag, 04. Oktober 2025
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Bildunterschrift Titel: Thilo Heinzmann, O.T., 2020, © Thilo Heinzmann. Courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin. Photo: Roman März, oil, pigment and glass on canvas behind acrylic-glass cover, 195 × 265 × 11 cm
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