post-title Rodrigo Hernández + Franco Mazzucchelli | ChertLüdde | 27.10.2023-27.01.2024

Rodrigo Hernández + Franco Mazzucchelli | ChertLüdde | 27.10.2023-27.01.2024

Rodrigo Hernández + Franco Mazzucchelli | ChertLüdde | 27.10.2023-27.01.2024

Rodrigo Hernández + Franco Mazzucchelli | ChertLüdde | 27.10.2023-27.01.2024

bis 27.01. | #4078ARTatBerlin | ChertLüdde zeigt ab 27. Oktober 2023 die Ausstellung „stars around this beautiful moon hide back their luminous form“ des Künstlers Rodrigo Hernández und die Ausstellung „A. on A.“ des Künstlers Franco Mazzucchelli.

ChertLüdde und Klosterfelde Edition freuen sich, eine Ausstellung von Franco Mazzucchelli (*1939, Mailand) in zwei Kapiteln, A. über A. und A. zu A., an beiden Berliner Galeriestandorten zu präsentieren. Die Ausstellung, die zu einer kontinuierlichen Raumforschung anregt und den Betrachter durch physische Beteiligung einbezieht, bietet einen spannenden Überblick über das umfangreiche Werk des italienischen Meisters. Im Laufe seiner jahrzehntelangen Praxis haben mehrere Generationen an seinen künstlerischen Interventionen teilgenommen, ein Beispiel für die jüngste ist die bei ChertLüdde gezeigte Serie Art on Art (A. on A.).

Diese Auswahl von Arbeiten, die ab 2010 entstanden sind, umfasst Teile von aufblasbaren Skulpturen, die Teil mehrerer öffentlicher Interventionen waren. Die aus PVC gefertigten Werke wurden zeitweise Teil des städtischen Gefüges, indem sie dem Publikum erlaubten, unerwartete soziale Rollen einzunehmen: Das Publikum bewunderte die Kunstwerke nicht nur passiv, sondern wurde dazu ermutigt, sie zu berühren, zu bekritzeln, zu verzieren und Spuren seines persönlichen Lebens zu hinterlassen und sie so in Zeugnisse einer kollektiven Existenz zu verwandeln. In den Innenräumen aufgehängt, werden die mit Graffiti beschmierten PVC-Arbeiten zu Zeugnissen der Beteiligung der Menschen. Ihre Unterschriften und Markierungen fungieren als Spuren ihrer zeitweiligen Interaktionen und lassen das Publikum zum Mitproduzenten von Mazzucchellis künstlerischen Ereignissen werden, die im wahrsten Sinne des Wortes von vielen Händen produziert und unterzeichnet wurden.

Diese Serie unterstreicht unmittelbar die Bedeutung des Publikums in einem allgemeineren künstlerischen Diskurs. Denn was wäre die Kunst ohne jemanden, mit dem man interagieren könnte? Mit dieser Frage beschäftigt sich Mazzucchelli seit den 1960er Jahren, als er begann, seine PVC-Skulpturen in verschiedenen Formen und Größen in städtischen und natürlichen Räumen oder auf Gewässern in Italien und im Ausland auszustellen.

ART at Berlin - Courtesy ChertLüdde and Franco Mazzucchelli - Foto Andrea Rossetti

Franco Mazzucchelli, „A. auf A. (Museo Civico Ala Ponzone, Cremona, 2010)“, 2011, PCV, Luft, 150 × 100 cm, Foto: Andrea Rossetti, Courtesy of the Artist and ChertLüdde, Berlin

In der Edition Klosterfelde wird eine Auswahl seiner Arbeiten aus den 1970er Jahren in Rahmen aufbewahrt, die entleerte PVC-Fragmente und eine Fotodokumentation der Skulptur während ihres Einsatzes enthalten. Unter dem Titel Art to Abandon (A. to A) prägten diese Interventionen die italienische Kunst im öffentlichen Raum und spiegelten gleichzeitig den technischen und industriellen Fortschritt des Landes im späten 20. In der Edition Klosterfelde steht sein Werk auch im Dialog mit Arbeiten von Hanne Darboven, Lara Favaretto und Matt Mullican.

Die Ausstellung, die sich über zwei Ausstellungsorte in Berlin erstreckt, untersucht Franco Mazzucchellis Praxis, indem sie sich intensiv mit der Wirkung von Kunst und der Frage auseinandersetzt, wie man ein breiteres Publikum in die Kunstproduktion und den Diskurs einbeziehen kann.

Franco Mazzucchelli (*1939, Mailand) lebt und arbeitet in Mailand. Er war Professor für Techniken der Bildhauerei an der Akademie der Schönen Künste Brera in Mailand. Seine Werke wurden in historischen Ausstellungen gezeigt, darunter die 15. Triennale von Mailand (1973), die 37. Biennale von Venedig (1976) und die 11.

 

ART at Berlin - Courtesy ChertLüdde and Franco Mazzucchell - Andrea Rossetti 2023

Portrait Franco Mazzucchelli in seinem Atelier in Mailand, 2023, Foto: Andrea Rossett, Courtesy of ChertLüdde, Berlin and Franco Mazzucchelli, Milano

Franco Mazzucchelli ist bekannt für seine bahnbrechenden Experimente mit synthetischen Materialien in den sechziger Jahren sowie für seine groß angelegten, öffentlichen Rauminstallationen, die die alltäglichen Konventionen der lokalen Bevölkerung durchbrechen, und hat ein jahrzehntelanges, produktives Werk geschaffen, das bis heute andauert. Seine bekannteste Serie A. to A. (Art to Abandon) besteht aus aufblasbaren Skulpturen aus PVC, die zunächst in Seen und Wüsten ausgesetzt wurden, bevor sie auf öffentlichen Plätzen, Schulen und Fabriken in ganz Italien aufgestellt wurden. Die Werke wurden zeitweise Teil des städtischen Gefüges, und der Kontakt mit den Passanten aktivierte ihre unerwartete soziale Rolle: Das Publikum bewunderte die Kunstwerke nicht nur passiv, sondern wollte sie anfassen, bewegen, mit ihnen spielen und sie mitnehmen. Von den meisten dieser „verlassenen“ Objekte sind nur Fotografien und Videos übrig geblieben, die die Interaktionen zwischen den Kunstwerken und ihren Umgebungen dokumentieren.

Seine spätere Serie Bieca Decorazione, was übersetzt „reine Dekoration“ bedeutet, sind Werke, die im Gegensatz zu ihren ephemeren Vorgängern A. to A. auf ihre Objekthaftigkeit und den Kunstmarkt verweisen. Als Statement gegen die Kommerzialisierung der Kunst, die sich auf den ersten Blick selbst zu widersprechen scheint, stützt sich die Serie Bieca Decorazione auf den Kontext und die Geschichte, um einen Wert jenseits der reinen Ware zu erhalten. Seine aufblasbaren Skulpturen und Rauminstallationen wurden an verschiedenen Orten in Italien und im Ausland ausgestellt, wie z. B. in der Camargue (Frankreich), in der Alfa Romeo Fabrik (Mailand), in der Akademie der Schönen Künste in Brera (Mailand), im Schloss Sforza (Mailand), auf der Piazza dei Priori (Volterra), in Bergamo, Varese, am Comer See (Como) und in München. Seine Werke wurden unter anderem im MACRO – Museum für zeitgenössische Kunst in Rom, im Centre Pompidou-Metz in Metz, in der Cité de l’Architecture in Paris, im ArtScience Museum in Singapur, in der Kunsthalle Wien, in der Konsthall Lund in Lund, im Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe, im nGbK in Berlin, im Museo del Novecento in Mailand, in der Triennale di Milano in Mailand und in der Villa Croce in Genua ausgestellt. Franco Mazzucchelli wurde mit dem Alfredo d’Andrade 2022 Lifetime Achievement Award ausgezeichnet.

Rodrigo Hernández – stars around this beautiful moon  hide back their luminous form

Können wir mit Gewissheit sagen, dass Tiere im Schlaf träumen? Was würden wir sehen, wenn wir in die Träume eines nicht-menschlichen Lebewesens blicken könnten, und wie könnten wir diese Visionen zurückübersetzen? Ist unsere Vorstellung von „Träumen“ unweigerlich mit der Sprache verbunden? Dies sind einige der Fragen, die der mexikanische Künstler Rodrigo Hernández (1983, Mexiko-Stadt) in seiner neuen Ausstellung stars around this beautiful moon / hide back their luminous form stellt.

In seinen Arbeiten lädt Hernández uns oft dazu ein, unsere Überzeugungen außer Kraft zu setzen und einer fantasievollen Wahrnehmung der Welt Raum zu geben. In seiner zweiten Einzelausstellung in der Galerie spekuliert Hernández über die Möglichkeit, den Diskurs über das Träumen aus dem allgegenwärtigen Rahmen der menschlichen Erfahrung herauszulösen und die vielen Ungewissheiten, aber auch das emotionale Universum, das das Bewusstsein umgibt, zu reflektieren.

ART at Berlin - Courtesy ChertLüdde an the artist - Rodrigo Hernandez - Marjorie Brunet Plaza

Rodrigo Hernández, Fledermausschlaf, 2023, Öl auf Holz; 30 × 35 × 3 cm, Foto: Marjorie Brunet Plaza, Courtesy of The Artist and ChertLüdde, Berlin

Die Ausstellung wird durch eine große handgehämmerte Edelstahlarbeit im ersten Raum der Galerie eingeleitet und führt den Besucher in eine verstreute Komposition von Bodenfliesen, auf denen ein in Bronze gegossener Affenkopf ruht. An den Wänden trifft der Betrachter auf eine Reihe von kleinen Ölgemälden, die schlafende Tiere darstellen. Die schlummernden Kreaturen, meist Fledermäuse und Affen, geben keine weiteren Details zur Interpretation des Erlebten preis, aber ihre stille Ruhe wirft dennoch viele Fragen auf. Diese Position des Betrachters gegenüber einem Gemälde, so deutet Hernández an, ist eine Wiederholung anderer Vorkommnisse, die sowohl mit der Welt der Träume als auch mit der Welt der Tiere zu tun haben: Bei allen ist das wichtigste Merkmal die phänomenale Erfahrung, das Spüren, Fühlen und Wahrnehmen (im Gegensatz zur Rationalität oder zum gegenständlichen Bewusstsein). Im Wesentlichen ist diese Erfahrung radikal subjektiv und nicht übertragbar, vielleicht sogar völlig unzugänglich für andere. Dieses unbedingte Meinen, dieses Innenleben eines Traums, eines Gemäldes und eines Tieres ist es, was uns zum Nachdenken anregt und den Besucher nicht nur zum Beobachter, sondern zum aktiven „Imaginator“ macht.

Hernández schlägt mit dieser neuen Ausstellung vor, das Kunstmachen als einen Traum zu verstehen: ein aktives Phänomen, das sich mit dem Vorläufigen und Unbestimmten auseinandersetzt, ein Bewusstseinszustand mit eigenen, unabhängigen Regeln und ein Akt der „Selbstprojektion“, d. h. ein Kanal, um die Welt aus mehreren möglichen Perspektiven zu erkunden.

Auf diese Ausstellung folgt eine Einzelausstellung des Künstlers zum gleichen Thema im Wattis Art Institute in San Francisco, Kalifornien, die am 14. Dezember 2023 eröffnet wird.

Rodrigo Hernández (geb. 1983, Mexiko-Stadt) lebt und arbeitet in Mexiko-Stadt. Er studierte an der Jan Van Eyck Academie, Maastricht (2014) und erwarb einen BA an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe (2013). Hernández‘ eigenwilliges visuelles Vokabular lädt, ähnlich wie die ähnlich wie die Fiktion zur Aufhebung des Glaubens und zur Übernahme einer imaginativen Wahrnehmung. Jede seiner Installationen ist wie ein Rebus aus verschiedenen Quellen aufgebaut, wie Poesie, Philosophie, Erzählungen und Träume. Die unzähligen historischen und ästhetischen Referenzen in seinem Werk dient nicht als Aussage an sich, sondern als ein Experiment zur Synthese, durch das der Betrachter wie durch einen Kosmos von Möglichkeiten navigiert. Hernández‘ Gemälde, Reliefs, Skulpturen und Installationen funktionieren wie Maschinen, die die Vorstellungskraft beflügeln und Begegnungen zwischen Bildern und Bedeutungsgebung sowie zwischen Formen und ihrer Umgebung.

ART at Berlin - Courtesy of ChertLüdde and Rodrigo Hernandez - Stella Bottai

Portrait Rodrigo Hernández, 2022, Foto: Stella Bottai, Courtesy of ChertLüdde, Berlin und Rodrigo Hernández, Lissabon

Hernández wurde mit mehreren internationalen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, darunter der Campari Art Prize, 2018; Cité International des Arts Paris, 2016; BBVA-Museo Carrillo Gil und Jóvenes Creadores, 2016; National Fund of the Arts-FONCA, 2016; Laurenz-Haus Stiftung, Basel und Kunststiftung Baden-Württemberg, 2015; Jan Van Eyck Academie Stipendium, 2013; Graduiertenstipendium Landesstiftung Baden-Württemberg, 2013; DAAD-Preis zur Jahresausstellung, AdbK Karlsruhe, 2012, u.a.. Er war Finalist des Future Generation Art Prize 2019 und nahm an den Istanbul Modern Residenzen 2020; Pivô, São Paulo 2018; Residency Unlimited, New York, 2013; Christoph Merian Stiftung, 2013 und der Salzburger Sommerakademie, 2013.

Zu seinen jüngsten Ausstellungen gehören: Gothenburg International Biennial for zeitgenössische Kunst, Göteborg; Künstlerhaus Bremen, Bremen; Kestner Gesellschaft, Hannover; Museo Jumex, Mexiko-Stadt; Swiss Institute, New York City; Museo de Arte Moderno de Medellín, Medellín; Culturgest, Porto; Istanbul Modern, Istanbul; Pinchuk ArtCenter, Kiew; Pivô, São Paulo, Brasilien; SALTS, Basel; GaMec, Bergamo; SCAD Museum of Art, Savannah, USA; ZKM Museum für Zeitgenössische Kunst, Karlsruhe; Kunsthalle Winterthur; Kunstverein Nürnberg; Bonnefanten Museum, Maastricht; Midway Contemporary, Minneapolis, USA; Gladstone Gallery, Brüssel; MendesWoodDM, Brüssel; 12. Biennale Femsa Monterrey, Monterrey; 5. Moskauer Biennale für junge Kunst, Moskauer Museum of Modern Art, Moskau; Museum Haus Konstruktiv, Zürich; Kunsthalle Basel, Basel; kurimanzutto, Mexiko-Stadt.

Vernissage: Freitag, 27. Oktober 2023, 18:00 –  20:30 Uhr

Ausstellungsdaten: Freitag, 27. April 2023 bis Samstag, 27. Januar 2024

Zur Galerie

 

 

Bildunterschrift Titel: Rodrigo Hernández, „Flux of Things (Human & Monkey)“, 2023; Handgehämmerter Edelstahl; 180 × 360 cm, Foto: Marjorie Brunet Plaza, Courtesy the artist and ChertLüdde, Berlin

Ausstellung Rodrigo Hernández + Franco Mazzucchelli – ChertLüdde | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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