bis 19.10. | #4430ARTatBerlin | Capitain Petzel zeigt ab Mittwoch, 11. September 2024 die Ausstellung Le Boudoir de l’Amour des Künstlers Mikołaj Sobczak.
Die Ausstellung ist inspiriert von dem Café und dem Buchladen im Pariser Stadtteil Montmartre, die Eva Kotchever, eine polnisch-jüdische Schriftstellerin, Aktivistin und Queer-Ikone, nach ihrer Deportation aus den USA nach Europa im frühen 20. Jahrhundert betrieben haben soll. Jahrhundert aus den USA nach Europa deportiert wurde. Die Ausstellung widmet sich solchen legendären Orten – Cabarets, Buchläden, Cafés und Hotels -, an denen queere Menschen ihre Identität authentisch und sicher ausleben konnten, wobei der revolutionäre Charakter dieser Orte hervorgehoben wird und ein Gemeinschaftsgefühl entsteht.
Die Galerie wird in eine theatralische Kulisse verwandelt, die ihre Fenster und mehrere Ebenen nutzt, um drei szenografische Räume mit Puppen und Möbeln, sieben Holzschnitzereien und eine Auswahl von Gemälden zu zeigen. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Kotchever und Sylvin Rubinstein, ein polnisch-jüdischer Tänzer, Performer und Widerstandskämpfer. Beide historischen Figuren sind eng mit dem Theater und der Organisation von Räumen für Revolutionäre, Widerstandsbewegungen und queere Gemeinschaften verbunden. Um diese Themen zu vertiefen, bietet die Ausstellung ein public Programm mit Gesprächen mit den Historikerinnen Joanna Ostrowska und Suzette Robichon, die aktiv an der Rekonstruktion dieser Biografien beteiligt sind.
Über Mikołaj Sobczak
Mikołaj Sobczak konzentriert sich in seiner Arbeit auf die Schaffung alternativer Geschichtsbilder, wobei er Video und Malerei mit Performance verbindet, oft in Zusammenarbeit mit dem deutschen Künstler Nicholas Grafia. In Sobczaks surrealen, collagierten Erzählungen kommen Protagonisten aus dem Queer- und Transgender-Aktivismus sowie aus gegenkulturellen Emanzipationsbewegungen zu Wort, die konventionelle und kanonische Geschichtsperspektiven durch marginalisierte Stimmen in Frage stellen.
Über Eva Kotchever
Eva Kotchever, auch bekannt als Eve Adams, war eine bedeutende Persönlichkeit der Queer-Community des frühen 20. Jahrhunderts in New York City, wo sie Eve’s Hangout, eine Teestube und einen Lesbenclub im Untergrund in Greenwich Village, betrieb. Im Jahr 1925 wurde sie aufgrund ihrer radikalen Aktivitäten und Schriften aus den Vereinigten Staaten zurück nach Europa deportiert. Ihr Leben in Polen ist weitgehend undokumentiert, aber sie zog später nach Paris, wo sie laut Überlieferungen ein lesbisches Kabarett veranstaltete.
Über Sylvin Rubinstein
Sylvin Rubinstein war bekannt für seine Cross-Dressing-Auftritte, bei denen er unter dem Künstlernamen „Dolores“ auftrat. Rubinstein nutzte seine theatralischen Fähigkeiten als Mittel des Überlebens und des Widerstands während der Nazi-Besatzung und verkleidete sich oft, um einer Festnahme zu entgehen. In Sobczaks dichten und stark stilisierten Kompositionen kann man Rubinsteins Konterfei in verschiedenen Phasen seines Lebens erkennen – von seiner Zeit als Darsteller an der Seite seiner Schwester Maria in der Zwei-Personen-Flamenco-Nummer Imperio und Dolores bis hin zu seinen späteren Jahren als alternder Einsiedler, der einigen interessierten Historikern kuriose und tragische Erinnerungen an seine Jugend erzählt. Rubinsteins Engagement in den Widerstandsbewegungen und seine Fähigkeit, sichere Räume für queere Individuen und Revolutionäre zu schaffen, sind von zentraler Bedeutung für das Verständnis der Überschneidung von Kunst und Aktivismus.
Eröffnung: Mittwoch, 11. September 2024, 14:30 bis 20:00 Uhr
Ausstellungsdaten: Mittwoch, 11. September bis Samstag, 19. Oktober 2024
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Bildunterschrift Titel: Mikołaj Sobczak, Dolores and Imperio, 2023
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