post-title Jenny Brosinski | As Long as I Get Somewhere | WENTRUP | 28.10.-03.12.2022

Jenny Brosinski | As Long as I Get Somewhere | WENTRUP | 28.10.-03.12.2022

Jenny Brosinski | As Long as I Get Somewhere | WENTRUP | 28.10.-03.12.2022

Jenny Brosinski | As Long as I Get Somewhere | WENTRUP | 28.10.-03.12.2022

bis 03.12. | #3680ARTatBerlin | WENTRUP präsentiert ab 28. Oktober 2022 die Ausstellung „As Long as I Get Somewhere“ der Künstlerin Jenny Brosinski. Es ist die erste Einzelausstellung von Jenny Brosinski in der Galerie.

Jenny Brosinskis Bilder verhandeln Beziehungen zur Leere. Sie wissen, dass die Leere wie die Stille ohrenbetäubend sein kann, sich aber auch zu etwas Ausgedehntem öffnen kann, das der Freiheit nahe kommt. Brosinski arbeitet groß, in letzter Zeit auf Leinwänden, die zwei oder drei Meter breit sind, um die Präsenz der rohen Leinwand, auf der sie ihre Gesten choreographiert, zu erweitern. Trotz der kühnen Grobheit ihrer Markierungen wirken diese Flecken aus verwischtem rosa Öl oder nachlaufende Linien aus gelber Sprühfarbe nicht wie Übergriffe auf die Leinwand, sondern eher wie eine Art der Navigation und der Betonung ihrer Umfassungsqualität. Dies ist keine Konfrontation, und als solche umgeht es den Ansatz vieler gestischer Abstraktionen, die den weißen Raum gegen den Künstler stillschweigend als initiatives Kräftemessen positionieren. Nehmen wir zum Beispiel die ehrfürchtige Einstellung zu dieser Begegnung, die Robert Motherwells Praxis prägte: „Ich finde eine leere Leinwand so schön, dass es mich hemmt, sofort zu arbeiten […] und mir zu schnell zu viel abverlangt; so dass ich dazu neige, die Leinwand ’schmutzig‘ zu machen und dann sozusagen ‚rückwärts zu arbeiten‘ und zu versuchen, sie wieder zu einem Äquivalent der ursprünglichen Klarheit und Perfektion der Leinwand zu bringen, mit der man begonnen hat.1 Auch Brosinski beschmutzt ihre Leinwände, denn sie beginnt ihre Arbeit auf dem Boden, und die dort aufgesammelten Flecken, Falten und Fußabdrücke werden Teil ihrer Kompositionen. Im Gegensatz zu Motherwells Streben nach Transzendenz geht es ihr jedoch um Bilder, die nicht in Harmonie sind: Sie sind aus dem Gleichgewicht geraten und passen sich ständig der Instabilität an. Das ist die Haltung, die diese Bilder einnehmen, denn sie beziehen ihre Dynamik aus dem Unbehagen.

Manchmal lässt sie die Mitte der Leinwand leer und platziert ihre Zeichen locker als Rahmen oder Randnotizen, wie in And when the night is cloudy there is still a light that shines on me (alle Werke 2022), wo eine gesprühte gelbe Linie eine Grenze abgrenzt, die von dicken Strichen in staubigem Rosa neben einem Kern aus braunen Linien auf der rechten Seite der Leinwand durchzogen wird. In anderen Werken, darunter einige der Gemälde in „As Long As I Get Somewhere“, bildet ein Sammelsurium von Zeichen kreaturenartige Formen in der Mitte der Leinwand. Sie zitiert eine Reihe von Vorgängern – Twomblys Gekritzel, Joan Mitchells Verwendung der Farbe Weiß, Michael Krebbers schnelle und schmutzige Striche, Bad Paintings Dreckigkeit – und spielt mit dem Einsatz des malerischen Erbes, indem sie auch sich selbst mit einem Augenzwinkern zitiert, denn die dürre schwarze Linie in der Mitte von And when the night is cloudy there is still a light that shines on me repliziert ihre eigene spontane, mit Kohle gezeichnete Linie in grafisch wiedergegebenem schwarzen Öl. Obwohl sie von offenem Raum umgeben ist, neigen Brosinskis Zeichen dazu, sich in Clustern zu überlappen, als ob sie sich gegenseitig anziehen würden. In diesen Schichten – einem Rausch von geschwärztem Gelb in But now these days are gone oder einer Kollision von tiefblauen, blutroten und blassrosa Blockwolken, die von hastigen braunen und blaugrünen Linien in Help me get my feet back on the ground überlagert werden – überlagern sich die Farben, verdecken sich aber nie völlig. Töne verschmelzen und drängen sich im Kontrast zueinander, während Brosinski verschiedene Grade von Transparenz und Opazität einsetzt, um Fragen der Wahrnehmung in den Vordergrund zu stellen. Hier gibt es kein einfaches Sehen – keine „ursprüngliche Klarheit“ – da eine Sache immer durch eine andere betrachtet wird. Diese Gemälde erinnern eindringlich daran, dass der Akt des Sehens immer verkörpert ist und durch die Besonderheit des eigenen Standpunkts gefiltert wird. Das Anerkennen des Gepäcks, der Voreingenommenheit und der Grenzen der eigenen Perspektive kommt dem Einnehmen des Blickwinkels eines anderen am nächsten. Der leere Raum hier könnte vielleicht als Raum für solche Imaginationen dienen.

ART at Berlin WENTRUP Jenny Brosinski

Jenny Brosinski, And when the night is cloudy there is still a light that shines on me,
2022, Öl auf Leinwand, 270 x 230 cm

Aber auch als Spielwiese, denn diese Gemälde sind von einer Unbeschwertheit, die sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen scheint. Dieser Ton durchdringt auch Brosinskis Zeichnungen und Skulpturen – zwei Medien, die ebenfalls wesentlich für ihre Praxis sind -, die eine andere Herangehensweise an die Fragen ermöglichen, die ihren Gemälden zugrunde liegen, nämlich sich fortzubewegen, wie der Titel der Ausstellung nahelegt. Ein solcher Sinn für Bewegung ist besonders in ihren Zeichnungen spürbar, mit Mischtechnik-Kompositionen auf Papier, die formal mit den Gemälden übereinstimmen, aber schneller erscheinen. Die vage monsterartigen Kleckse, die in Gemälden wie Shinin‘ until tomorrow und I’ve never done before auftauchen, zeugen von einem subtilen Sinn für Humor und verwandeln sich in ihre herrlich schrägen Bronzewesen. Brosinskis bildhauerisches Werk begann 2019 mit einem sitzenden Einhorn, das seine Augen bedeckte, und hat sich zu einer Reihe von Figuren weiterentwickelt, darunter der vierbeinige Hornkopf, der hier zu sehen ist. Die aus Ton gefertigten Kreaturen tragen taktile Abdrücke ihrer Entstehung, die an Figuren aus Spielknete erinnern. Nach dem Gießen in Bronze spritzt Brosinski die Figuren mit scheinbar zufälligen Linien an, als ob sie mit den Erwartungen des Mediums herumspielen würde. Sie positioniert die Monumentalität, sei es in Form von Brachialität, Größe oder Bronze, als etwas, über das man sich lustig machen, mit dem man herumspielen und das man sich zu eigen machen kann. – Camila McHugh

Jenny Brosinski wurde 1984 in Celle geboren. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Sie hatte internationale Ausstellungen in Institutionen und Galerien in Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Italien, Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Derzeit sind Werke von Brosinski in den Gruppenausstellungen „New European and American Painters and Sculptors“, The Margulies Collection im Warehouse in Miami und „Energetic Gestures“ in den Kunstsälen in Berlin zu sehen. Brosinskis Werke befinden sich in den Sammlungen des MMCA National Museum of Modern and Contemporary Art, KR | Öffentliche Sammlung der Stadt Göteborg, SW | Kai Loebach Collection, Los Angeles, US | The Margulies Collectiom at the Warehouse, Miami, US.

Vernissage: Freitag , 28. Oktober 2022 – 17-20 Uhr

Ausstellungsdaten: Freitag , 28. Oktober – Samstag, 3. Dezember 2022

Zur Galerie

 

 

Bildunterschrift Titel: Jenny Brosinski | there is still a chance that they will see | 2022 | Öl auf Leinwand | 180 x 340 cm

Ausstellung Jenny Brosinski – WENTRUP | Zeitgenössische Kunst in Berlin | Contemporary Art | Ausstellungen Berlin Galerien | ART at Berlin

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