Deutsch
English
bis 28.03. | #4180ARTatBerlin | alexander levy zeigt derzeit die Gruppenausstellung Heavy Water.
Teilnehmende Künstler*innen:
Diana Akoto-Yip, Justin Barton and Mark Fisher, Julius von Bismarck, Stephanie Comilang, Jessica Edwards und Nik Nowak, Steve Goodman (aka Kode9), Ayesha Hameed, Fabian Knecht, Mischa Leinkauf, Ella Littwitz, The Otolith Group, Su Yu Hsin (und Angela Goh)
Heavy Water | of Coordinates, Containers and Containment versteht sich als eine mutierende Begegnung zwischen den ausgestellten Werken der teilnehmenden Künstler*innen und fordert uns auf, in Anlehnung an die „aquatischen“ Theorien des verstorbenen Édouard Glissant (1997) und Denise Ferreira da Silvas Konzept einer „deep or abyssal implicancy“ (tiefen oder abyssischen Implikation) (2019) zu überdenken, wie wir diese Werke verstehen könnten, wenn wir sie in einer Poetik der Beziehung und im Dialog miteinander neu formulieren und gestalten. Die Ausstellung bringt eine Reihe spanndender internationaler Künstler*innen, einige aus der Diaspora, mit einer Generation von in Berlin lebenden Künstler*innen der alexander levy Galerie zusammen und untersucht, wie ihre Herangehensweise an die Verstrickungen einer gemeinsamen globalen Geschichte einen Beitrag dazu leisten kann, wie wir die vorherrschenden Narrative der Geschichte konterkarieren können, um in die Zukunft einzugreifen, die für uns vorhergesehen wurde.
Heavy Water | of Containers, Coordinates and Containment betrachtet die Verstrickungen und Nachwirkungen der maritimen Kolonialgeschichte, des racial capitalism und der zeitgenössischen Hypermodernität, indem es die feuchten Mechanismen (wet mechanics) sowohl der historischen als auch der gegenwärtigen globalen Bewegung von Menschen – willentlich oder erzwungen – und Waren, und von Menschen, die wie Waren behandelt werden, als Index verwendet: Ein- und Ausschiffungen, prometheische Fantasien von der Auferlegung von Ordnung, Kontrolle und Beherrschung unbekannter „neuer Welten“, parallel zu unvorstellbaren dystopischen Albträumen von Entführung, Enteignung und Vertreibung, von Auseinandersetzungen um Grenzen, Ausschlusszonen und Raumeigentum, von durch Krieg, Knappheit, Verfolgung und die Beschleunigung extremer Klimaereignisse verursachten Vertreibungen.
Die Ambivalenz und der Bedeutungsüberschuss des Begriffs Heavy Water prägen die Spannweite und den Rahmen der Ausstellung und befragen sowohl reale als auch spekulative visuelle (und akustische) Geschichten und Zukünfte. „Heavy Water“ (Schweres Wasser): der Prozess und das Medium, durch das Neutronen, die aus Atomen freigesetzt werden, durch die Transmutation von Wasser selbst verlangsamt werden, indem ein Wasserstoffisotop verwendet wird, um eine nukleare Kettenreaktion auszulösen, während sich einmal mehr eine nukleare Katastrophe abzeichnet. „Heavy Water“ (Schweres Wasser): Der Kanal, das Meer, der Ozean belastet mit prekären Überfahrten, unsicherer Passage und unsäglichen Traumata, und mit Praktiken, die die ungeheuerlichsten Ausbeutungsprozesse des Kapitals verbergen, wird gespenstisch, „schwanger mit ebenso vielen Toten wie zum Tod verurteilten Lebenden“ (Glissant, 1997:6), und wo der Wert eines Lebens differenziert berechnet wird. Vom Sklavenschiff bis zum transmodalen Container und seinem Superfracht-Containerschiff, von der kolonialen Plantage bis zum Flüchtlingslager und von der gespenstischen Bedrohung durch den nuklearen Untergang bis zu den Fluchtfantasien von der Kolonisierung des Weltraums hallt heute James Baldwins tiefsinnige und prophetische Reflexion „Tomorrow you will all be negroes“ noch deutlicher nach.
Ausstellungsdaten: Samstag, 27. Januar – Donnerstag, 28. März 2024
Zur Galerie
Bildunterschrift Titelbild: courtesy of the artists and alexander levy, Berlin, photo: Marcus Schneider
Heavy Water – Galerie alexander levy | Contemporary Art – Zeitgenössische Kunst in Berlin – Ausstellungen Berlin Galerien – ART at Berlin
