Liebe Kunstbegeisterte,
frohe Weihnachten und alles Gute für 2019: Bleiben Sie gesund oder werden Sie es. Seien Sie lieb zueinander und küssen Sie viel. Lachen Sie oft. Schmeißen Sie mit Komplimenten um sich wie mit Konfetti. Und vertragen Sie sich schnell wieder, wenn mal die Fetzen geflogen sind. Bleiben Sie neugierig und offen. Seien Sie gut zu sich selbst. Und genießen Sie die Dinge, denen Sie nicht widerstehen können. Vor allem natürlich Kunst.
Mit weihnachtlichen Grüßen,
Ihr Team von ART@Berlin
Großstadt – Weihnachten
von Kurt Tucholsky
Nun senkt sich wieder auf die heim’schen Fluren
die Weihenacht! die Weihenacht!
Was die Mamas bepackt nach Hause fuhren,
wir kriegens jetzo freundlich dargebracht.
Der Asphalt glitscht. Kann Emil das gebrauchen?
Die Braut kramt schämig in dem Portemonnaie.
Sie schenkt ihm, teils zum Schmuck und teils zum Rauchen,
den Aschenbecher aus Emalch glasé.
Das Christkind kommt! Wir jungen Leute lauschen
auf einen stillen heiligen Grammophon.
Das Christkind kommt und ist bereit zu tauschen
den Schlips, die Puppe und das Lexikohn,
Und sitzt der wackre Bürger bei den Seinen,
voll Karpfen, still im Stuhl, um halber zehn,
dann ist er mit sich selbst zufrieden und im reinen:
»Ach ja, son Christfest is doch ooch janz scheen!«
Und frohgelaunt spricht er vom ›Weihnachtswetter‹,
mag es nun regnen oder mag es schnein,
Jovial und schmauchend liest er seine Morgenblätter,
die trächtig sind von süßen Plauderein.
So trifft denn nur auf eitel Glück hienieden
in dieser Residenz Christkindleins Flug?
Mein Gott, sie mimen eben Weihnachtsfrieden …
»Wir spielen alle. Wer es weiß, ist klug.«
Theobald Tiger, Die Schaubühne, 25.12.1913, Nr. 52, S. 1293.